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Politik

Nordkorea: Putin warnt vor "globaler Katastrophe"

5. September 2017

Der russische Präsident Putin hat sich dagegen ausgesprochen, den Druck auf Nordkorea mittels schärferer Sanktionen zu erhöhen. Unterdessen bereitet Pjöngjang anscheinend einen weiteren Raketenstart vor.

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Wladimir Putin auf dem BRICS-Gipfel in Xiamen
Wladimir Putin auf dem BRICS-Gipfel in XiamenBild: picture alliance/TASS/dpa/G. Sysoyev

Der russische Präsident Wladimir Putin hat dem US-Wunsch nach verschärften Sanktionen gegen Nordkorea eine Absage erteilt. Er sagte am Rande des BRICS-Gipfels im chinesischen Xiamen, weitere Strafmaßnahmen nach dem neuerlichen Atomtest Nordkoreas wären "sinnlos und wirkungslos". Sie hätten keinen Einfluss auf die Regierung in Pjöngjang, könnten stattdessen aber das Leiden der Bevölkerung deutlich vergrößern. 

Putin sprach sich erneut für eine diplomatische Lösung im Nordkorea-Konflikt aus und forderte alle Beteiligten dazu auf, die Ruhe zu bewahren. "Die derzeitige militärische Hysterie kann nichts Gutes bringen, aber sie könnte zu einer globalen Katastrophe und vielen Opfern führen", sagte Putin. 

Der russische Präsident kritisierte die USA: Washington setze China und Russland erst auf die Sanktionsliste, erwarte dann aber Hilfe bei Strafmaßnahmen gegen Nordkorea. "Das ist ungeschickt, um das Mindeste zu sagen." Der russische Energieminister Alexander Nowak sagte, Russland versorge Nordkorea zwar noch mit Ölprodukten, die Volumina seien allerdings vollkommen unerheblich.

Nordkoreas Herrscher Kim Jong Un (Mitte) während eines Raketentests Ende August
Nordkoreas Herrscher Kim Jong Un (Mitte) während eines Raketentests Ende AugustBild: Reuters/KCNA

Die EU wird nach Angaben von Bundeskanzlerin Angela Merkel am Wochenende über neue Sanktionen gegen Nordkorea beraten. "Das ist auch dringend notwendig", sagte Merkel im Bundestag. Die USA und Südkorea unterstützten diese europäische Initiative, sagte Merkel nach Telefonaten mit dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump und dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae. Am Wochenende ist ein EU-Außenministertreffen zu diesem Thema geplant. Zugleich warnte Merkel vor einer militärischen Eskalation. "Hier kann es nur eine friedliche, diplomatische Lösung geben, für die wir allerdings mit allen Kräften eintreten müssen", mahnte sie.

Die USA hatten zuvor im UN-Sicherheitsrat für einen neuen Sanktionsbeschluss geworben. Zum Abschluss einer Dringlichkeitssitzung sagte Washingtons UN-Botschafterin Nikki Haley in New York, sie werde dem Rat einen Katalog mit härteren Maßnahmen vorlegen. Machthaber Kim Jong Un "bettelt um Krieg", sagte Haley. Über die Maßnahmen solle kommenden Montag abgestimmt werden. Angesichts von Anzeichen für einen weiteren Raketenstart Nordkoreas sei höchste Eile geboten, so Haley. 

Einer südkoreanischen Zeitung zufolge verlegt Nordkorea eine Interkontinental-Rakete (ICBM) an seine Westküste. Wie "Asia Business Daily" unter Berufung auf Geheimdienstkreise berichtete, wurde das mutmaßliche Geschoss am Montag in Bewegung gesetzt. Der Transport erfolge nachts, um eine möglichst große Geheimhaltung zu ermöglichen, hieß es unter Berufung auf einen Insider. Nordkorea unterhält an seiner Westküste Abschussrampen. Das südkoreanische Verteidigungsministerium bestätigte die Angaben nicht. Es hatte am Montag erklärt, der Norden sei zu neuen Raketentests bereit. 

UN-Botschafterin Nikki Haley mit US-Präsident Trump (M.) und Außenminister Tillerson
UN-Botschafterin Nikki Haley mit US-Präsident Trump (M.) und Außenminister TillersonBild: picture alliance/AP/dpa/P. Martinez Monsivais

Unterdessen demonstrierte Südkorea mit neuen Manövern militärische Stärke. Bei den neuen Militärübungen hätten Kriegsschiffe Schießübungen im Japanischen Meer (koreanisch: Ostmeer) durchgeführt, teilte die Marine in Seoul mit. Zweck der Manöver sei gewesen, sofort auf potenzielle Provokationen Nordkoreas antworten zu können. Bis Samstag sollen weitere Marineübungen folgen. Bereits am Montag hatte Südkoreas Militär als Reaktion auf den bisher größten Atomtest Nordkoreas einen Angriff mit Raketen auf das nordkoreanische Atomtestgelände im Nordosten des Nachbarlandes simuliert. 

Spezialkräfte beim Training in südkoreas Hauptstadt Seoul
Spezialkräfte beim Training in Südkoreas Hauptstadt SeoulBild: Reuters/Yonhap/S. Myung-Gon

Bei einem Telefongespräch einigten sich Südkoreas Präsident Moon Jae In und US-Präsident Donald Trump darauf, die Verteidigungsfähigkeit Südkoreas auszubauen und dafür die Obergrenze für die Nutzlast südkoreanischer Raketen abzuschaffen. Die Reichweite ist bisher einer beiderseitigen Vereinbarung zufolge auf 800 Kilometer und das Gewicht der Sprengköpfe auf 500 Kilogramm beschränkt. Trump bekräftigte wie zuvor in einem Telefonat mit Japans Regierungschef Shinzo Abe, die USA und ihre Verbündeten verteidigen zu wollen. 

Nordkorea hatte eigenen Angaben zufolge am Sonntag eine Wasserstoffbombe getestet, mit der Interkontinentalraketen (ICBM) des Landes bestückt werden sollen. Der sechste Atomversuch seit 2006 löste weltweit scharfe Kritik aus. Das Raketen- und Atomprogramm wird in der Region und weltweit als ernste Bedrohung angesehen.

Infografik Militärisches Kräfteverhältnis in Ostasien DEU

stu/pg (afp, dpa, rtr)