Nord-Kivu: Eine Provinz in der Hand von Milizen
Im Osten Kongos sind rund 40 Mlizen aktiv, Tausende Menschen wurden vertrieben. das Online-Projekt Local Voices gibt den Betroffenen eine Stimme.
Leben mit den Rebellen
Rund 40 Milizen sind in den ostkongolesischen Provinzen Nord- und Süd-Kivu aktiv. Etwa zwei Millionen Menschen wurden vertrieben, viele Dörfer zerstört. Das Online-Projekt Local Voices gibt Betroffenen vor Ort eine Stimme. Das gesamte Projekt ist unter www.localvoicesproject.com zu sehen.
Im Namen Gottes
Jahre der Gewalt und des Tötens hat er schon hinter sich. "So will es Gott", sagt der selbsternannte "Général" Janvier, während er die Bibel in der Hand hält. Er führt die Miliz Patriotische Allianz für einen freien und souveränen Kongo (APCLS). Vor acht Jahren legte er deren Hauptsitz auf einen Hügel beim Dorf Lukweti. Seitdem heißt der Berg "Sinai".
Dem Leben einen Sinn geben
Sein General hat zum Angriff befohlen: "Fidel Castro", wie er sich nennt, bricht in den Kampf gegen die verfeindete Miliz von Warlord Ntabu Cheka auf. Für ihn ist das sein Job - sonst gibt es in Lukweti nur Armut. Die meisten Jugendlichen sind Analphabeten. Manche sagen: "Die Miliz gibt meinem Leben einen Sinn."
Unterwegs um zu töten
Über eine Brücke beim Dorf rücken die Kämpfer Richtung Pinga vor: Dort werden sie töten - Milizionäre von Ntabu Cheka und vielleicht auch Zivilisten. Darüber sprechen sie nicht gerne. Die Stadt Pinga ist seit Jahren das Schlachtfeld verfeindeter Milizen. Viele starben, Tausende flohen.
Freundschaft mit Milizionären
Wer ist Zivilist, wer Milizionär? Fußball mögen sie alle. Trotz der Ungleichheit – der eine trägt eine Waffe, der andere nicht – entwickeln sich Freundschaften zwischen den Bewohnern von Lukweti und den „Gästen“ der APCLS. Manche gehören sogar zur selben Familie.
Solidarität oder Pragmatismus?
Die "Barza", der Dorfrat, entscheidet über alle wichtigen Fragen in Lukweti. Der Dorfälteste Mzee Massomo lobt das Zusammenleben mit der APCLS. "Sie schützen uns vor anderen Milizen, die uns schlecht behandeln würden", sagt er. "Wir ernähren sie. Sie bekommen ja keinen Sold wie Soldaten." Die APCLS sei sogar disziplinierter als die reguläre Armee.
Als Frau in der Miliz
Sie ist für das Einsammeln der Lebensmittel verantwortlich: Kahindo, 22, ruht sich in einer Hütte neben der Maniok-Mühle aus. Den ohnehin armen Bauern nimmt sie einen Teil der Ernte für die Miliz ab. Die meisten fügen sich. Kahindo ist eine der wenigen Frauen in der APCLS.
Frauen im Dilemma
"Ich möchte keinen Milizionär heiraten", sagt Neema Riziki, 16, aus Lukweti. "Viele Frauen möchten einen Kämpfer zum Mann, weil die ihre Frauen angeblich gut behandeln. Aber viele meiner Freundinnen wurden kurz nach der Hochzeit Witwe. Um zu überleben, müssen manche von ihnen jetzt sogar ihren Körper verkaufen."
Drogen für die Kämpfer
Mama Soleil (Mitte) ist beliebt: Vor den Ruinen einer Fabrik aus der belgischen Kolonialzeit in Lukwetis Nachbarstadt Nyabiondo baut sie Cannabis an. Ihre Kunden sind Milizionäre wie Soldaten. Jenseits der Mauer haben UN-Blauhelmsoldaten ihr Camp aufgeschlagen.
Ohne Straßen keine Entwicklung
Mehr als vier Stunden braucht dieser Bauer von Lukweti bis nach Nyabiondo. Dort verkauft er seinen Bananenschnaps auf dem Markt. Von der Banenenproduktion leben die meisten Einwohner in Lukweti.
Gute Zusammenarbeit: Polizei und Miliz
Ein Außenstehender erkennt es kaum: Milizionär oder Polizist? Hier tragen APCLS-Milizionäre die Uniform der kongolesichen Polizei. In der Hütte bespricht sich ihr Vorgesetzter mit dem für Nyabiondo zuständigen Polizeichef.
Mit Gottes Hilfe
Mit Inbrunst betet der protestantische Pfarrer von Lukweti im Sonntagsgottesdienst mit den Gläubigen. Angesichts der permanenten Unsicherheit und Angst suchen die Dorfbewohner Trost und Hoffnung im Glauben.
Hoffnung auf Frieden
"Schluss mit der Gewalt!", singen und tanzen die Jungen des Vereins "Allianz für den Frieden". Das ist mutig. Der ethnische Hass in der Bevölkerung wird von den Milizen geschürt. Die Jungen werden oft angefeindet. Sie gehören verschiedenen Volksgruppen an. Der Beweis, dass ein friedliches Zusammenleben im Ostkongo möglich ist.