Noch mehr Opfer in Griechenland befürchtet
25. Juli 2018Feuerwehrleute und freiwillige Helfer gehen von Tür zu Tür und suchen in den zerstörten Häusern in der Urlaubsregion von Rafina, Mati und Neos Voutzas im Osten Athens nach Opfern. "Hallo! Hallo! Ist jemand da", heißt es immer wieder. Es folgt Totenstille. In den vergangenen Stunden wurden fünf weitere verkohlte Leichen entdeckt. Bislang sind 80 Tote gezählt worden.
Insbesondere im Ferienort Mati und in Kokkino Limanaki, einem Viertel der rund 40 Kilometer von Athen entfernten Hafenstadt Rafina, wird ein Anstieg der Opferzahlen befürchtet. Bei der Feuerwehr gingen dutzende Anrufe von Menschen ein, die ihre Angehörigen suchen. Ob die Betreffenden unter den Toten seien, sei wegen des Zustands der Leichen noch nicht zu beantworten, teile die Feuerwehr mit. Die meisten sind nämlich verkohlt. DNA-Tests werden in vielen Fällen notwendig sein, sagen Gerichtsmediziner immer wieder im Fernsehen. Die Bürgermeister der Region befürchten, dass die Zahl der Opfer am Ende dreistellig sein könnte.
Feuer in Kineta noch nicht unter Kontrolle
Dramatische Details des Dramas werden nach und nach bekannt. Ein etwa 13 Jahre altes Mädchen habe sich in einen Steilhang gestürzt - als es keinen Ausweg mehr gab. "Ihre Kleider brannten. Das Flammeninferno hinter ihr. Sie stürzte in die Tiefe und war auf der Stelle tot", sagte eine Augenzeugin mit Tränen in den Augen im TV.
Der Brand in Mati ist eingedämmt, doch im 50 Kilometer westlich der Hauptstadt gelegenen Küstenort Kineta wütet den dritten Tag in Folge ein Feuer, das bereits zahlreiche Häuser und Autos zerstörte. Vorsorglich hat die Feuerwehr einige Viertel von Kineta evakuiert. Unterdessen ging die Suche nach den Schuldigen der Katastrophe weiter. Die Staatsanwaltschaft am Obersten Gerichtshof leitete Ermittlungen zu den Ursachen der Brände ein. In den Medien wurde über einen kriminellen Hintergrund spekuliert: Spekulanten könnten die Brände gelegt haben, um die abgebrannten Ländereien später in Bauland umzuwidmen.
Bundesregierung bietet Tsipras Hilfe an
Der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe, Christos Stylianides, besuchte Griechenland und sicherte der Regierung "europäische Solidarität" zu. Länder wie Italien und Rumänien haben bereits Hilfe geschickt.
Auch die Bundesregierung bekräftigte ihre Anteilnahme. Kanzlerin Angela Merkel habe dem griechischen Regierungschef Alexis Tsipras "selbstverständlich deutsche Hilfe" angeboten, sagte Vize-Regierungssprecherin Ulrike Demmer in Berlin.
nob/gri (dpa,afp)