Kreativität eines Multitalents aus Südafrika
12. Mai 2016William Kentridge (1955) aus Südafrika gehört zu den renommiertesten internationalen Vertretern der zeitgenössischen Kunst. Das in den letzten drei Dekaden entstandene Werk des in Johannesburg lebenden und arbeitenden Künstlers zeichnet sich durch eine große interdisziplinäre Vielseitigkeit aus: Neben seinem Fokus auf der bildenden Kunst ist der 61-Jährige auch als Filmemacher, Regisseur und Geschichtenerzähler aktiv. Zuletzt war Kentridge häufig bei der Documenta in Kassel und der Biennale in Venedig zu Gast. Im Rahmen des Festivals "Foreign Affairs", das sich um zeitgenössische performative Künste dreht, stellt der Martin-Gropius-Bau in Berlin vom 12. Mai bis zum 21. August jetzt erstmals das interdisziplinäre Gesamtwerk des Künstlers aus.
Neben Zeichnungen sind in der von Wulf Herzogenrath kuratierten Ausstellung zum Beispiel Animationsfilme von Kentridge aus dem Jahr 2003 zu sehen, die dem Filmpionier Georges Méliès gewidmet sind. Die Besucher können sich außerdem Raum- und Videoinstallationen anschauen und es werden Performances mit Live-Musik aufgeführt. Die so genannten, von Kentridge selbst aufgeführten "Drawing Lessons" sind eine Mischung aus Lesung und Theater, bei denen verschiedene Medienformen zum Einsatz kommen. Sie finden im Haus der Berliner Festspiele statt.
In der Tradition von Rembrandt, Dürer & Co
Ein Highlight der Ausstellung ist die Videoinstallation "More Sweetly Play The Dance" (Titelbild). Die von Paul Celans Gedicht "Todesfuge" inspirierte Videoinstallation mit lebenden Akteuren thematisiert mühevolle körperliche Arbeit und nomadisches Leben. Die Bilder prozessierender Figuren vor einem mit Kohle gezeichneten Landschaftshintergrund greifen mehrere zentrale Themen und typische Arbeitsweisen Kentridges auf: Zum einem verbindet er häufig verschiedene Medienformen miteinander und beschreibt damit den ständigen Wandel und die Flüchtigkeit der Dinge – ein Zustand, den Kentridge "Uncertainity" nennt. An diese Ungewissheit ist auch der Titel der Ausstellung "No It Is" angelehnt, der die Widersprüchlichkeit der Bilder aufgreift.
Zum anderen arbeitet der Künstler häufig mit Schwarz-Weiß-Bildern. Im Interview mit der DW erklärt er das mit dem Einfluss seiner Vorbilder: "Die Wurzeln meiner Arbeit liegen eher in der grafischen Kunst – wie von den großen Grafikern Dürer, Rembrandt oder Goya – in der Schwarz und Weiß die Grundlage ist und die mit der Idee von Druck, Büchern und Texten verbunden ist." In der Tradition der Ölmalerei stände er dagegen nicht so sehr, sagt Kentridge.
Die "Wunderkammer"
Um die Arbeitsweise des Künstlers dem Besucher wortwörtlich zugänglicher zu machen, gibt es im Martin-Gropius-Bau zwei begehbare sogenannte "Wunderkammern", die von Kentridges Arbeitsweise im Studio erzählen. Das Studio ist der zentrale Ort seines Schaffens, wie er im DW-Gespräch erzählt: "Die Außenwelt wird sozusagen ins Studio geholt, in Form von Dingen, die ich an die Wände anhefte, Zeitungsfetzen oder Emails, aber auch Gedanken und Wissen, das ich mit ins Studio bringe. Im Studio entfernt sich dann alles von der Welt, wird auseinander genommen zu kleinen Fragmenten, die dann wieder zusammengesetzt und als etwas Neues zurück in die Welt geschickt werden." Ein Thema, das Kentridge in seiner Kunst aufgreift, ist zum Beispiel das Leben in Südafrika nach den Zeiten der Apartheid.
Die Ausstellung "No It Is" im Martin-Gropius-Bau zeigt intermediale Arbeiten des südafrikanischen Künstlers William Kentridge. Sie läuft vom 12. Mai bis zum 21. August