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Nix tote Hose

22. Februar 2002

Das Pop-Business ist extrem: Es gibt die Sternchen, die einen Hit haben und das war's. Und es gibt die Veteranen, die seit Jahrzehnten im Geschäft sind – so wie die Toten Hosen.

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Das Schreien von Sänger Campino lockt MillionenBild: AP

Die Musikindustrie bedient eine riesige Zielgruppe – von 16 bis 60, von Schlager bis HipHop. In diesem Spektrum eine Platz zu besetzen, garantiert jahrelangen Erfolg.

Die Toten Hosen haben das geschafft. Sie sind eine in deutscher Sprache singende Punk-Rockband, die die punktypische Anti-Haltung in kommerziellen Bahnen musealisiert hat. Deshalb findet das Quintett um Sänger Campino immer wieder neue Fans und neue Plätze in den deutschen Charts.

Die aktuelle Tournee

Die toten Hosen, Auswärtsspiel

Das 20-jähriges Bühnenjubiläum feiern die Düsseldorfer mit einer Deutschlandtournee und ihrem 16. Album "Auswärtsspiel". Seit Anfang Februar läuft der Konzert-Marathon, die Gigs sind ausverkauft, die Charts erobert.

Mitten in der "fünften Jahreszeit" starteten die Toten Hosen die Tournee in Düsseldorf, doch vom klassischen Karneval war kaum etwas zu spüren. Fußball stand im Mittelpunkt.

Fußball ist für die Toten Hosen eine Metapher für ihr gesamtes Sein. "Das Leben ist ein Auswärtsspiel, das ist ein philosophischer Satz, der nur in Düsseldorf geprägt werden konnte", erklärte Sänger Campino kürzlich. Dementsprechend war die Stimmung im Publikum: Campino betätigte sich als Anheizer, zahlreiche Fans trugen Trikots der Fußball-Mannschaft Fortuna Düsseldorf, es wurde gegrölt und viel Bier getrunken - wie im Stadion.

In den 20 Jahren ihres Schaffens haben die Toten Hosen so viele Hits gelandet, dass man kein eingefleischter Fan sein muss, um die meisten Songs zu kennen oder sogar mitsingen zu können. Die gespielten Titel boten einen repräsentativen Querschnitt: Von frühen Songs wie "Opelgang" oder "Reisefieber" über die Hits "Hier kommt Alex" oder "Wünsch Dir was" bis hin zu den Stücken des neuen Albums.

Karnevalesk wurde es immer dann, wenn die Band eines ihrer zahlreichen Trinklieder anstimmte. Ihr jüngstes Werk "Kein Alkohol (ist auch keine Lösung)" enthält unter anderem die Textzeile "Von Vatikan bis Taliban sieht man, dass es stimmt, dass die ganzen Abstinenzler noch immer die Schlimmsten sind" - eine Passage, hinter der sich keine Büttenrede verstecken braucht.

"Es ist doch erst Halbzeit", kündigte Campino an - zu einem Zeitpunkt, da sich andere Bands bereits von der Bühne verabschiedet haben. Obwohl der Großteil der Band stramm auf die 40 zugeht, reicht die Luft noch immer locker für 90 Minuten plus Verlängerung.

Das Image

Die Toten Hosen gelten als Grobiane-mit-Herz. Für das heutige Musikbusiness hat sich die Band einige untypische Züge bewahrt: Sie kommen ohne Sponsor aus, die Eintrittspreise sind erschwinglich. Plattenfirma, Managment, Booking und Onlineauftritt – alles liegt in den Händen von Freunden und Freundinnen der Band.

Regelmäßig werden antifaschistische oder Menschenrechts-Initiativen unterstützt. Ein Blick auf die offizielle Website www.dth.de hinterläßt allerdings den Eindruck einer gewollten PC-Attitüde. Die Musiker haben es geschafft, auch in der bundesrepublikanischen Medienöffentlichkeit einen sicheren Platz zu besetzen. (kas)