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Nigeria will nicht verhandeln

15. Mai 2014

Im Drama um die 223 entführten Schulmädchen gibt sich Nigerias Präsident hart. Gespräche mit den Islamisten Boko Haram über einen Austausch gegen inhaftierte Mitglieder lehnt er ab. In der Bevölkerung wächst die Wut.

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Plakat, auf dem die Freilassung der Schulmädchen gefordert wird (Foto: rtr)
Bild: Reuters

Nigerias Präsident Goodluck Jonathan setzt bei der Suche nach den vor vier Wochen gekidnappten Schulmädchen auf die Unterstützung befreundeter Staaten wie Großbritannien oder die USA, nicht aber auf einen Dialog mit den islamistischen Entführern. Und so will er auch auf die Forderung der Boko-Haram-Miliz, die das Land seit Jahren mit blutigen Anschlägen und jetzt der Geiselnahme terrorisiert, auf keinen Fall eingehen, wie Jonathan im Gespräch mit dem für Afrika zuständigen Minister Großbritanniens, Mark Simmonds, nochmals deutlich machte. "Er hat sehr klar zu verstehen gegeben, dass es keine Verhandlungen mit Boko Haram geben wird, die den Austausch der Schülerinnen gegen Islamisten-Gefangene in Regierungshand vorsehen", unterstrich Simmonds nach der Unterredung in Abuja.

Damit widersprach Nigerias Präsident indirekt auch seinem Minister für besondere Angelegenheiten, Taminu Turaki. Dieser hatte vor einem Tag erklärt, die Regierung sei zum Dialog mit den Aufständischen bereit. Turaki leitete im vergangenen Jahr eine Kommision, die sich im Auftrag der Regierung um ein Abkommen mit einigen Boko-Haram-Mitgliedern bemühte und im Gegenzug Amnestie anbot.

Den Austausch der Schulmädchen gegen Boko-Haram-Aktivisten hatte Rebellenchef Abubakar Shekau vorgeschlagen. Boko Haram hatte Mitte April eine Schule in der Stadt Chibok im nordöstlichen Staat Borno überfallen und 276 überwiegend christliche Schülerinnen verschleppt. Einige konnten fliehen, doch werden noch immer 223 Schülerinnen vermisst. Vor einer Woche entführte die islamistische Sekte elf weitere Mädchen.

Großbritannien bot Nigeria bei der Suche nach den Geiseln weitere logistische Unterstützung und Überwachungsflugzeuge an. Die Hilfe sei angenommen worden, ergänzte der Minister aus London.

USA setzen Drohne ein

Die USA setzen bei ihrer Suche nach den verschleppten Schülerinnen auch eine unbemannte Aufklärungsdrohne ein. Das Verteidigungsministerium bestätigte in Washington, dass neben einem bemannten Aufklärungsflugzeug eine Drohne vom Typ Global Hawk über dem westafrikanischen Land fliege. Die in großer Höhe operierende Global Hawk kann mit Radar und ausgetüftelten Sensoren täglich eine Fläche von rund 100.000 Quadratkilometern überprüfen. Washington unterstützt die Regierung in Abuja zudem mit einem Expertenteam, dem Militärangehörige des US-Regionalkommandos für Afrika (AFRICOM), FBI-Polizisten sowie Mitarbeiter des Außenministeriums und der US-Entwicklungshilfebehörde USAID angehören.

Immer wieder gehen die Menschen aus Protest gegen die Geiselnahme auf die Straße (Foto: rtr)
Immer wieder gehen die Menschen aus Protest gegen die Geiselnahme auf die StraßeBild: Reuters

"Wir wollen unsere Kinder wieder"

In mehreren Städten Nigerias, darunter Lagos (s. Artikelbild), versammelten sich auch am Mittwoch wieder hunderte Menschen, um die Freilassung der verschleppten Schulmädchen zu fordern. Zugleich riefen sie die Regierung auf, endlich energischer zu handeln, damit die Kinder freikämen.

Außerhalb der nordöstlich gelegenen Stadt Maiduguri gerieten Regierungstruppen in einen Hinterhalt der Boko-Haram-Kämpfer. Vier Soldaten und einige Aufständische seien bei dem anschließenden Feuergefecht getötet worden, teilte die Armee mit.

Boko Haram kontrolliert weite Teile im Nordostens Nigerias. Die Terroristen wollen einen islamischen Staat nach den Grundsätzen der Scharia errichten.

se/wl (rtre, afp, dpa)