Nigeria hat gewählt
23. Februar 2019Mit einer Woche Verspätung wurden im bevölkerungsreichstem Land Afrikas ein neuer Präsident und ein neues Parlament gewählt. Um das Amt des Staatschefs in Nigeria bewarben sich mehr als 70 Kandidaten. Aller Voraussicht nach wird es bei der Wahl auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Amtsinhaber Muhammadu Buhari und dem ehemaligen Vizepräsidenten Atiku Abubakar hinauslaufen. Der 76 Jahre alte Buhari ist seit 2015 an der Macht. Der 72 Jahre alte Abubakar will vor allem die Wirtschaft liberalisieren. Buhari rief die Menschen auf, ohne Angst an die Urnen zu gehen. Nigeria werde sich von seinem Weg zur Demokratie nicht abhalten lassen.
Gleichzeitig Parlamentswahlen
Eine Rekordzahl von 84 Millionen Wahlberechtigten war zudem aufgerufen, ein neues Parlament zu wählen. 6483 Kandidaten und Kandidatinnen bewerben sich um 109 Sitze im Senat und 360 Sitze im Abgeordnetenhaus. Die Ergebnisse werden vermutlich Anfang nächster Woche veröffentlicht. Der Urnengang war vergangenen Samstag wenige Stunden vor Öffnung der Wahllokale aus logistischen Gründen verschoben worden. Es sollen wichtige Unterlagen gefehlt haben, die einen fairen Ablauf der Wahl beeinträchtigt hätten, so die offizielle Begründung.
Explosionen im Nordosten des Landes
Nigeria wurde jahrelang durch Gewalt der Gruppe Boko Haram erschüttert. Offiziell gilt die islamistische Bewegung als besiegt. Eine Splittergruppe verübt im Norden aber weiterhin Gewalttaten. So auch kurz vor der Öffnung der Wahllokale. Die Stadt Maiduguri im Nordosten des Landes wurde von mehreren Explosionen erschüttert. Nach offiziellen Angaben gehen mindestens zwei Angriffe auf das Konto von Boko Haram. Die Terrororganisation hatte damit gedroht, die Wahl zu stören. ein flüchtling erklärte gegenüber der DW: "Diese Sache hat uns wirklich Angst gemacht und wir sind geschockt. Aber wir werden zu dieser Wahl gehen, auch wenn wir dabei sterben. Das ist der einzige Ausweg für unsere Probleme hier in Nigeria. Keine Wahl, keine Lösung. Deshalb ziehen wir das durch!"
In Auno an der Grenze zwischen Borno und dem Nachbarstaat Yobe gab es zudem Gefechte zwischen Soldaten und mutmaßlichen Boko-Haram-Kämpfern, wie aus Sicherheitskreisen verlautete. Bei einem Angriff auf die Stadt Geidam nördlich von Yobes Hauptstadt Damaturu wurden demnach Anwohner in die Flucht getrieben. Am Freitagabend hatten Boko-Haram-Kämpfer bereits das Dorf Zabarmari zehn Kilometer außerhalb von Maiduguri angegriffen. Die Bewohner flüchteten in die Stadt.
Nigeria ist religiös zwischen Islam und Christentum geteilt. Im Nordosten des Landes sind wegen des Boko Haram-Terrors nach wie vor 1,8 Millionen Menschen heimatlos. In einigen zentralnigerianischen Bundesstaaten kommt es im Kampf um Ressourcen zwischen Viehzüchtern und Bauern immer wieder zu Gewalt.
Große Armut
Die Probleme des Landes sind groß: Nigeria, das die größten Öl- und Erdgasreserven des Kontinents besitzt, kämpft mit den Folgen einer wirtschaftlichen Rezession. Schätzungen zufolge leben 87 Millionen der 190 Millionen Einwohner von weniger als 1,90 Dollar (1,68 Euro) am Tag. Grassierende Korruption und rasantes Bevölkerungswachstum erschweren den Kampf gegen die Armut.
as/br (afp, rtr)