Wie gefährlich ist niedriger Blutdruck?
25. September 2020Wenn Sie niedrigen Blutdruck haben, können Ihnen diese Tipps vermutlich helfen.
- Trinken Sie genügend– etwa zwei bis drei Liter pro Tag, besonders im Sommer. So kann das Blut besser fließen und unser Blut transportiert schließlich wichtige Nährstoffe zu den einzelnen Organen.
- Bei Durchfall oder Erbrechen verliert der Körper sehr viel Flüssigkeit – also extra viel trinken, damit der Körper die Speicher wieder auffüllen kann.
- Haben Sie zu hohen Blutdruck und nehmen dagegen Medikamente ein? Vielleicht sind Sie nicht richtig eingestellt und Ihr Blutdruck wird zu stark abgesenkt. In diesem Fall sollten Sie auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen.
- Bewegung tut gut und kurbelt den Blutdruck an. Mit einigen wenigen gezielten Übungen können Sie schon morgens anfangen. Im Bett die Beine anwinkeln und wieder strecken oder auf die Bettkante setzen und Füße und Beine bewegen. Das Ganze mehrmals wiederholen.
- Nicht nur heiß duschen, sondern Wechselduschen, warm und kalt im Wechsel. Das ist ein gutes Training für die Gefäße und sorgt ebenfalls dafür, dass der Blutdruck ansteigt.
- Die bekannte Tasse Kaffee am Morgen sollte nicht fehlen. Tee tut es aber auch.
Wichtig: Die Tipps nicht nur ab und zu beherzigen, sondern täglich.
Sollte all das nicht helfen, sollten Sie auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen.
Wodurch entsteht niedriger Blutdruck?
Für nahezu alles gibt es Idealwerte auch für unseren Blutdruck, bei dem es zwei Werte gibt: Der systolische Wert - der obere Wert - sollte bei 120 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) liegen. Dabei pumpt unser Herzmuskel Blut in unseren Organismus. Der diastolische Wert - der untere Wert - hingegen misst den Druck, der auf unsere Gefäße wirkt, wenn der Herzmuskel erschlafft. Dieser Wert ist niedriger als der systolische. Der Normwert liegt hier bei 80 mmHg.
Sind diese Werte um ein Vielfaches niedriger sprechen Ärzte von Hypotonie – nicht zu verwechseln mit Hypertonie - dem Bluthochdruck. Hypotonie beginnt bei Männern ab einem Wert von unter 110mmHg, bei Frauen bei unter 100mmHg. Das ist zwar nicht unbedingt lebensgefährlich, kann aber zu vielfältigen Beschwerden führen.
Clevere Steuerung
Eine typische Art von niedrigem Blutdruck ist die orthostatische Hypotonie. Dabei fällt der Blutdruck innerhalb kürzester Zeit um mehr als 20mmHg. Unser Körper hat ein System, mit dem er unseren Blutdruck steuert. Das geschieht über sogenannte Barorezeptoren. Sie registrieren, wie weit unsere Gefäße gedehnt sind. Bei Bluthochdruck sind sie weit gedehnt, bei niedrigem Blutdruck nicht. Die Rezeptoren senden diese Informationen an unser Stammhirn. Das wiederum sorgt dafür, dass unser Körper den Druck reguliert.
"Wenn man aufsteht, muss der Körper den Blutdruck für den Kopf ja sozusagen nachliefern", erklärt der Kardiologe Thomas Meinertz von der Deutschen Herzstiftung. "Niedriger Blutdruck ist eine funktionelle Störung, die unangenehm sein kann, die aber per se nicht lebensbedrohlich ist. Wer unter niedrigem Blutdruck leidet, muss sich vor allem nach dem Wechsel vom Liegen zum Stehen oft erst einmal einen kurzen Moment festhalten, bis sich der Blutdruck wieder stabilisiert hat."
Bis zum Umfallen
Schlimme Symptome für Menschen mit niedrigem Blutdruck sind Ohrensausen, das Gefühl, benommen zu sein und vor allem Schwindel. Viele haben nach einem raschen Positionswechsel große Probleme. Das können Ärzte mit einem Kipptisch gewissermaßen nachstellen.
Mit dieser Methode können sie mehr darüber erfahren, wie ein schneller Abfall des Blutdrucks abläuft und wie der Körper dabei reagiert. So können sie auch besser beurteilen, ob und wie sich der Blutdruck anpasst. Der Test mit dem Kipptisch sehe ziemlich gruselig aus, findet Meinertz. "Die Patienten werden auf dem Kipptisch angeschnallt und dann ganz schnell vom Liegen zum Stehen gebracht, also von der waagerechten in die senkrechte Position."
Der Test soll auch dabei helfen, immer wieder auftretende Synkopen, also plötzliche Bewusstlosigkeit, besser zu verstehen. Im Vorfeld zu einer solchen Synkope kann es bei einigen zu gefährlichen Schwindelanfällen kommen. "Ist das der Fall muss sich diese Person sofort hinsetzen oder hinlegen, egal wo", rät Meinertz.
Sonst könne es zu schweren Stürzen kommen. Das kann dann besonders auf der Straße oder beim Autofahren gefährlich werden. Zu wissen, dass es jederzeit zu einer Synkope kommen kann, ist für Menschen mit Hypotonie meist ein regelrechter Alptraum. Aber es gibt viele weitere Symptome, die auf niedrigen Blutdruck hinweisen.
Ein Symptom kommt selten allein
Am schlimmsten ist die Situation für die meisten am Morgen. Menschen mit niedrigem Blutdruck fühlen sich dann matt und alles andere als ausgeschlafen. Das liegt daran, dass unser Körper gerade morgens eine gute Durchblutung braucht, um die ersten Schritte zu machen. Bei Menschen mit niedrigem Blutdruck aber zirkuliert morgens nicht genügend Blut durch den Körper, das ihn mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen soll.
"Ich empfehle diesen Patienten immer, schon im Bett mit isometrischen Übungenzu beginnen", sagt Meinertz. Dazu können Sie beispielsweise einen kleinen Expander benutzen. Diese Übungen, bei denen die Muskeln angespannt werden, bringen auch den Blutdruck nach oben."
Bei einigen verbessert sich die Situation während des Tages, bei manchen aber nur geringfügig oder auch gar nicht. Dann kann es zu Kopfschmerzen kommen, denn natürlich muss auch unser Gehirn mit ausreichend Sauerstoff versorgt werden, um optimal zu funktionieren. Kalte Füße und kalte Hände sind ebenfalls eine Folge und gar keine Seltenheit.
Niedriger Blutdruck kann aber auch ein Warnzeichen für eine ernsthafte Erkrankung sein. Dazu gehören etwa Herzmuskelschwäche oder Herzinsuffizienz, die den niedrigen Blutdruck auslösen können.
Autonome Dysfunktion
Eine gefährliche Art von Blutniederdruck ist die autonome Dysfunktion, früher bekannt als Shy-Drager-Syndrom. "Dieses Syndrom kommt durch eine Schädigung oder eine Störung bestimmter Hirnkerne zustande", erklärt Meinertz. Dann könne niedriger Blutdruck gefährlich werden. Bei Menschen, die darunter leiden, kann der Körper den Blutdruck nicht beeinflussen und selbst regulieren. Aber das sei eine ganz seltene Erkrankung. "Das kann so weit gehen, dass diese Leute das Bett nicht mehr verlassen können, weil im Stehen der Blutdruck so massiv abfällt."
Patienten mit Parkinson haben häufig eine solche, gestörte Blutdruckregulation. "Morbus Parkinson betrifft das Gehirn. Der Blutdruck schwankt bei Menschen mit Parkinson oft sehr stark." Erkennen können Mediziner das anhand einer Langzeit-Blutdruckmessung.
Die autonome Dysfunktion ist eine Störung des vegetativen Nervensystems und zeigt Bewegungsstörungen wie sie bei einer Parkinson-Erkrankung auftreten. Sie zählen deshalb auch zu den sogenannten Parkinson-Plus-Syndromen. Forscher haben zudem herausgefunden, dass es eine Verbindung von niedrigem Blutdruck und Depressionen gibt. Die meisten Mediziner stufen niedrigen Blutdruck als generell ungefährlich ein. Für diejenigen aber, die darunter leiden, kann Hypotonie ihr Leben stark beeinträchtigen.