Nichts geht mehr mit DM
6. Dezember 2001Hellrot, rund und mit einem himmelblauen, transparenten Kreis in der Mitte: So soll er aussehen, der künftig kleinste seiner Gattung. Die Rede ist vom Zwei-Euro-Jeton, der in der Spielbank Bad Neuenahr ab Januar nächsten Jahres in Umlauf kommen wird.
Seit Sommer 2000 lagern hier schon einsatzbereit die Plastikmünzen der Zukunft. Eine Zweier-Münze als kleinster Einsatz-Wert ist im Kurort zwischen Bonn und Koblenz die große Neuheit. Mit den neuen Jetons will das Casino den Gästen entgegenkommen, sagte Wolfgang Frisch von der Spielbank Bad Neuenahr: "Wir wollen den Gästen auch nach der Umstellung erst einmal die Gelegenheit geben, mit zwei Euro anzufangen und nicht gleich mit dem Fünfer, der dann fast zehn Mark bedeuten würde."
Neues Spielgeld aus Frankreich
Für einen Tauschwert von vier Millionen Euro wurden 70.000 neue Jetons von einer Spezialfirma in Frankreich prägen lassen. Die Vorgabe: Sie sollten anders als die alten D-Mark-Jetons aussehen. So erscheint etwa der Tausender bald in kräftigem Orange mit marineblauer Lunette - so heißt die innere, transparente Fläche - während sein Vorläufer hellgelb war, mit einer Lunette in wesentlich hellerem Blau. Gewicht, Größe und Form bleiben aus praktische Gründen allerdings gleich, betont Frisch: "Um das Handling für den Croupier leichter zu machen, der eben gewohnt ist, mit der Jetongröße, mit der Schwere umzugehen."
Neben dem neuen Zweier wird es auch künftig weitere sieben runde Jetons in den bisherigen Werten fünf bis 1.000 geben. Dazu kommen zwei eckige Jetons - in der Casino-Sprache auch "Plaque" genannt. Sie haben einen Tauschwert von 5.000 und 10.000 Euro.
Problem Souvenirjäger
Bislang stand auf keinem der Stücke - egal ob rund oder eckig - die geltende Währung, sondern nur die entsprechende Zahl. So soll es auch in Zukunft bleiben. Das macht es aber um so nötiger, neue Varianten der Jetons zu drucken. Andernfalls ließen sie sich nicht von den alten D-Mark-Jetons unterscheiden. Das wäre kein Problem, wenn die Gäste ihre Jetons vor dem Verlassen der Spielbank stets in "echtes" Bargeld umtauschen würden. Genau das tun aber nicht alle Casino-Besucher: "Es ist zur Zeit so, dass wir Außenstände fast in Millionenhöhe haben", sagte Frisch und fügte hinzu: "Gäste, die gewonnen haben oder auch als Souvenirs die Jetons mitnehmen, verursachen diesen Außenstand."
Spielchips für 330.000 DM
Die mitgenommenen Souvenirs könnten ohne die Einführung neuer Jetons ab Januar zum doppelten Wert zurückgetauscht werden. Aus diesem Grund entschied sich die Spielbank für das neue Euro-Spielgeld. Und musste dafür tief in die Tasche greifen: Die Produktion der neuen Jetons hat 330.000 Mark gekostet. Dennoch war diese Variante noch immer günstiger als der Umtausch der alten Chips.
Nicht ganz so unkompliziert verläuft die Umstellung der rund 100 Spielautomaten. Besonders die Gespräche mit den Produzenten der Geräte gestalteten sich schwierig, sagte Hubertus Feist, kaufmännischer Leiter der Spielbank. "Viele Hersteller sitzen nicht im europäischen Raum und haben die Bedeutung der Umstellung von der nationalen Währung auf den Euro nicht verstanden. Das ist erst nachträglich in ihr Bewußtsein gerückt, welche Aufgabe hier in Europa zu bewältigen sein wird."
Noch komplizierter wird die Lage, weil viele Hersteller neben Spielautomaten auch Getränke-, Zigaretten- und Süßigkeiten-Automaten produzieren. Trotzdem steht der endgültigen Umstellung nichts mehr im Wege.
Die Alternative Tokens
Anders als die private Spielbank in Neuenahr treten die WestSpiel Casinos der Euro-Herausforderung entgegen. Bundesweit unterhält die Gesellschaft sechs Spielbanken. Bereits seit Oktober werden die Automaten mit so genannten "Token" gefüttert. Das sind Münzen, die nur innerhalb der Casino-Kette gültig sind. Die Vorteile der hauseigenen Währung erläutert WestSpiel-Pressesprecher Frank Mühr: "Wir haben bei den Euro-Münzen möglicherweise das Problem, dass die Prägungen sehr unterschiedlich sind, was hinterher zu Problemen in der Annahme im Automaten führen könnte. Deswegen führen wir in unseren Häusern die Token ein, die ganz streng kontrolliert nach einem einheitlichen Maßstab hergestellt werden und für uns eine gute Möglichkeit sind, das Spiel weiterhin zu gewährleisten."
Trotz eines Kostenaufwands von knapp sechs Millionen Mark für das Casino, erwartet Mühr positive Auswirkungen von der Umstellung. "Wir sehen im Euro zwar hohe Kosten durch die Umstellung, aber auch eine Chance, da viele Gäste aus Holland und Belgien unsere Casinos besuchen, das gilt besonders für diejenigen in Aachen und in Hohensyburg."