Neuwahlen: Wer sind die deutschen Spitzenkandidaten?
Deutschland blickt gespannt auf die vorgezogene Bundestagswahl, die voraussichtlich Ende Februar stattfindet. Die Parteien haben ihre Kanzler- und Spitzendkandidaten aufgestellt – das sind die Gesichter des Wahlkampfs.
Der Pragmatiker: Olaf Scholz, SPD (geboren 1958)
An Selbstbewusstsein hat es dem Sozialdemokraten nie gemangelt: Er bezeichnet sich selbst als effizienten, sachkundigen Pragmatiker. Scholz führte eine eigene Anwaltskanzlei und blickt auf eine jahrzehntelange politische Karriere mit Regierungsämtern in Hamburg und auf Bundesebene als Arbeitsminister, Finanzminister und Bundeskanzler zurück. Laut Umfragen ist er nicht sehr beliebt.
Der Konservative: Friedrich Merz, CDU (geboren 1955)
Friedrich Merz ist der älteste Kanzlerkandidat seit mehr als 50 Jahren. Der konservative überzeugte Katholik, Wirtschaftsanwalt und Hobby-Pilot aus dem westdeutschen Sauerland hat noch nie ein Regierungsamt bekleidet. Dafür blickt der CDU-Chef auf eine lange Karriere in der Privatwirtschaft zurück, unter anderem bei einer der weltweit größten Vermögensverwaltungsgesellschaften, BlackRock.
Der Denker: Robert Habeck, Bündnis 90/Die Grünen (geboren 1969)
Mit seinem manchmal zerzausten und unrasierten Look wirkt Robert Habeck sehr nahbar. Der pragmatische Wirtschaftsminister hat kein Problem damit, eigene Fehler einzugestehen. Es war Habeck, der klare Worte fand, um der Öffentlichkeit die politischen Entscheidungen der Regierung zu erklären. Vor seiner politischen Karriere war er Autor, Übersetzer und Philosoph.
Die Kühle: Alice Weidel, AfD (geboren 1979)
Die Co-Vorsitzende der rechten Alternative für Deutschland ist Volkswirtin, hat in China gearbeitet und studiert. Die oft kühl wirkende Weidel vertritt EU- und NATO-skeptische Positionen. Sie ist bekannt für ihre Provokationen und ihre scharfe Anti-Einwanderer-Rhetorik. Mit einer Frau aus Sri Lanka lebt sie in der Schweiz in einer Lebenspartnerschaft mit zwei adoptierten Kindern.
Der Rhetoriker: Christian Lindner, FDP (geboren 1979)
Der ehemalige Finanzminister studierte Politikwissenschaften, gründete ein kleines Werbeunternehmen und ist Reserveoffizier der Luftwaffe. Mit 34 Jahren wurde er Vorsitzender seiner liberalen FDP und ist bis heute ihr unangefochtener Spitzenkandidat. Lindner gilt als Technik- und Social-Media-affin. Er ist außerdem bekannt für seine geschliffene Rhetorik sowie seine Liebe zu Sportwagen.
Der Talkshow-Star: Sahra Wagenknecht, BSW (geboren 1969)
Wagenknecht war führende Politikerin der Partei Die Linke, hat diese aber 2023 verlassen und ihre eigene Partei Bündnis Sahra Wagenknecht gegründet. Sie gilt als russlandfreundlich und Meisterin populistischer Rhetorik. Die frühere DDR-Bürgerin, die Dauergast politischer Talk-Shows ist, vertritt eine konservative Sozial- und eine linke Wirtschaftspolitik. Sie ist NATO- und Einwanderungskritikerin.
Der Pazifist: Jan van Aken, Die Linke (geboren 1961)
Jan van Aken, geboren in Norddeutschland, ist promovierter Biologe und arbeitete von 2004 bis 2006 als Biowaffeninspekteur für die UN. Von 2009 bis 2017 war er Abgeordneter der Linkspartei im Bundestag. Seit Oktober 2024 ist er Co-Vorsitzender der Linkspartei und kämpft um ihr politisches Überleben. Besonders in Fragen der Friedenspolitik und Abrüstung zeigt sich van Aken sehr engagiert.