Neustart in Thailands Naturparadies
Nach vierjähriger Sperrung dürfen Touristen die malerische Maya Bay auf den thailändischen Ko Phi Phi-Inseln wieder besuchen. Lassen sich Umweltschutz und Tourismus in Einklang bringen?
Sie sind wieder da - die Haie
Touristinnen und Touristen staunten nicht schlecht als sie einen Schwarzspitzen-Riffhai in der berühmten Maya-Bucht auf Thailands Ko Phi Ph Leh Inseln sahen. Die Tiere kehrten während der Corona-Pandemie zurück, als der Reiseverkehr zum Erliegen kam und die Welt stillstand. Für die Natur war die Pandemie eine Chance zur Erholung - doch nun sind nicht nur die Haie, sondern auch Touristen wieder da.
Traumbucht mit Hollywood-Charme
Vor der Pandemie zog der Ko Phi Phi-Nationalpark mit seinen weißen Sandstränden und Korallenriffen mehr als zwei Millionen Besucherinnen und Besucher pro Jahr an. Die Maya-Bucht, umgeben von hoch aufragenden, baumbewachsenen Klippen, war Drehort des Films "The Beach" mit Leonardo DiCaprio - und wurde dank ihres Hollywood-Ruhms von Besucherströmen überrannt, bis zu 6000 Menschen kamen täglich.
Massive Umweltschäden
Die Menschenmassen hatten unweigerlich negative Auswirkungen auf die empfindliche Ökologie des Gebiets: Hier untersucht ein Wissenschaftler abgestorbene Korallen. Die thailändische Regierung hatte bereits 2018 wegen massiver Umweltschäden ein Besuchsverbot der Maya-Bucht für Touristen verhängt. Dann kam die Pandemie: Die Besucherzahlen in der gesamten Region sanken praktisch auf Null.
Chance für die Natur
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nutzten die Corona-Zwangspause, um die Inselgruppe sanft zu renaturieren. Mit Erfolg: Korallen wurden neu angepflanzt und neben den hier zu sehenden Schwarzspitzenhaien siedelten sich auch echte Karettschildkröten und Walhaie wieder in der Maya-Bucht an.
Überranntes Paradies
Posieren vor Traumkulisse: Der Tourismus ist ein wichtiger Motor der thailändischen Wirtschaft und machte vor der Pandemie zwölf Prozent des Bruttoinlandprodukts aus. Auf Druck der Reiseveranstalter öffneten die Behörden die Maya-Bay im Januar 2022 nach vierjähriger Schließung wieder.
Einklang von Umwelt und Tourismus
"Wir hoffen, einen Weg zu finden, um den Tourismus und die Umwelt in Einklang zu bringen", sagt die Meeresforscherin Metavee Chuangcharoendee vom Maya Shark Watch Project, die hier gerade auf Tauchstation geht, der Nachrichtenagentur Reuters.
Ansturm nach vier Jahren Pause
Ob das klappt, ist fraglich: Inzwischen kommen wieder rund 4000 Menschen pro Tag in die Maya Bay. Es gibt jedoch Einschränkungen: Die Zahl der Besucher ist auf 375 pro Stunde begrenzt, Tour-Boote müssen auf der anderen Seite der Insel anlegen und die Urlauber müssen zu Fuß zum Strand gehen. Dennoch nehmen die Haibestände seit der Wiedereröffnung wieder ab, warnen Umweltschützende.
Die mit dem Hai tanzen
Besucherinnen und Besucher dürfen in der Maya Bay nur knietief ins Wasser waten, um die Baby-Haie möglichst wenig zu stören: Die Jungtiere verstecken sich in den Untiefen und Korallenriffen vor den kannibalischen erwachsenen Haien - planschende Touristen haben sie aus ihrem sicheren Hafen vertrieben.
Neustart für einen nachhaltigeren Tourismus?
Die Forschenden des Maya Shark Watch Project wollen die Entwicklung der Bucht im Blick behalten: Hier installieren sie eine ferngesteuerte Unterwasser-Kamerastation. Auch Drohnen kommen zum Einsatz, um die Haie zu zählen und ihre Fressgebiete und ihr Brutverhalten zu beobachten. Thailand hofft, die Ko Phi Phi-Inseln zum Vorbild für ein neues, nachhaltigeres Tourismusmodell zu machen.