Neuer Raketentest Nordkoreas mit Flugzeit-Rekord
12. Juli 2023Die Rakete sei in Richtung des Meeres zwischen der koreanischen Halbinsel und Japan geflogen, teilte der Generalstab in Seoul mit. Das japanische Verteidigungsministerium erklärte, es habe ebenfalls einen möglichen ballistischen Raketenstart durch Nordkorea beobachtet.
Die Rakete fiel offenbar außerhalb der japanischen ausschließlichen Wirtschaftszone ins Meer, berichtete der japanische Fernsehsender NHK. Die Flugzeit sei mit 74 Minuten die längste, die eine nordkoreanische Rakete bislang erzielen konnte, zitierte der Sender TV Asahi das Verteidigungsministerium in Tokio. Die Reichweite habe 1000 Kilometer betragen. Es war der zwölfte Raketenstart Nordkoreas in diesem Jahr.
Analysten zufolge zeigen kommerzielle Satellitenbilder, dass Nordkorea für den bevorstehenden Feiertag am 27. Juli anlässlich seines Anspruchs auf den Sieg im Koreakrieg 1950-1953 eine große Militär-Parade vorbereitet.
Südkorea und Japan in Sorge
Südkorea und Japan reagierten besorgt auf den jüngsten Raketentest des Regimes in Pjöngjang. Der südkoreanische Staatschef Yoon Suk Yeol berief eine Sitzung des nationalen Sicherheitsrats ein. Japans Ministerpräsident Fumio Kishida forderte sein Team auf, Informationen zu dem Test zu sammeln und auf unerwartete Ereignisse vorbereitet zu sein. "Wir werden in enger Zusammenarbeit mit der internationalen Gemeinschaft antworten", sagte ein Regierungssprecher in Tokio. Der Raketentest bedrohe den Frieden und die Stabilität nicht nur in der Region, sondern auch darüber hinaus. Japan habe über diplomatische Kanäle in Peking Protest eingelegt. China gilt als Verbündeter Nordkoreas.
Warnung wegen Atom-U-Boot
Nordkorea hatte am Montag die USA vor der Entsendung eines atomgetriebenen U-Boots mit ballistischen Raketen nach Südkorea gewarnt und indirekt mit dem Abschuss amerikanischer Aufklärungsflugzeuge gedroht. Die USA planten, ein strategisches Atom-U-Boot mit Nuklearsprengköpfen auf die koreanische Halbinsel zu bringen, erklärte das Verteidigungsministerium in Pjöngjang. Damit drohe die Situation näher an die "Schwelle eines Atomkonflikts" zu rücken, wurde ein Ministeriumssprecher von den staatlich kontrollierten Medien zitiert.
Angesichts erhöhter Spannungen mit Nordkorea hatten die USA und ihr Verbündeter Südkorea im April vereinbart, ihre militärische Zusammenarbeit auszubauen, um den atomaren Schutzschild für Südkorea zu stärken. Dazu zählt, dass erstmals seit Jahrzehnten ein mit Atomraketen bestücktes US-U-Boot in Südkorea Station machen soll. Ein konkretes Datum für das Vorhaben wurde nicht genannt.
Internationale Sanktionen
Das abgeschottete Nordkorea baut seit Jahren sein Waffenprogramm aus und unterliegt deshalb internationalen Sanktionen. Auch die Erprobung von ballistischen Raketen ist untersagt. Diese können je nach Bauart mit einem Atomsprengkopf bestückt werden.
Nach einer beispiellosen Serie von Raketentests 2022 hat Nordkorea auch in diesem Jahr schon wieder mehrfach atomwaffenfähige Raketen gestartet. Nordkorea zündete in diesem Jahr auch erstmals eine Interkontinentalrakete (ICBM) mit festem Brennstoff. Die Raketen werden zumeist Richtung Ostmeer, auch Japanisches Meer genannt, abgefeuert. Der Versuch, einen militärischen Spionagesatelliten mithilfe einer neuen Trägerrakete ins All zu bringen, scheiterte.
qu/fw/sti/kle (dpa, afp, ap)