Neuer Prozess um Justizopfer Gustl Mollath
20. März 2019"Ich habe siebeneinhalb Jahre nicht richtig geschlafen", berichtete Gustl Mollath vor Prozessbeginn den anwesenden Medien. Jahrelang sei er in der Psychiatrie jede Nacht im Stundentakt geweckt worden - das habe Folgen bis heute: "Ich wache jede Nacht schweißgebadet auf." Außerdem sei es ihm noch immer nicht gelungen, eine feste Berufsanstellung zu finden. Er habe auch keine eigene Wohnung, sondern lebe nach wie vor bei Freunden.
Dafür will der 62-Jährige vom Freistaat Bayern nun 1,8 Millionen Euro einklagen. Das bayrische Justizministerium hatte ihm nach seiner Entlassung aus der Psychiatrie 70.000 Euro gezahlt, sieht aber keine weitergehenden Ansprüche.
2747 Tage zu Unrecht in der Psychiatrie
Mollath wirft verschiedenen Beamten und Richtern des Freistaats eine Vielzahl von Amtspflichtverletzungen vor. Er war in einem Rechtsstreit mit seiner Exfrau nach Aussagen in diesem Prozess wegen angeblicher Gewalt und angeblichen Wahnvorstellungen zwangseingewiesen worden und verbrachte mehr als sieben Jahre - insgesamt 2747 Tage - in der Psychiatrie.
Mollath hatte von illegalen Geldgeschäften seiner Frau für die HypoVereinsbank berichtet und hatte gegen seine Frau und weitere Mitarbeiter sowie Kunden der Bank Strafanzeige gestellt - wegen Steuerhinterziehung, Schwarzgeld- und Insidergeschäften. Sechs Jahre nach dem Verfahren, im Jahr 2012, wurde dann ein interner Revisionsbericht der HypoVereinsbank öffentlich, der einen Teil der Vorwürfe bestätigte. 2014 wurde Mollath vom Landgericht Regensburg freigesprochen.
"Es ist heute der internationale Tag des Glücks. Ich hoffe, dass das Glück mir hold ist", sagte Mollath noch vor Prozessbeginn. "Ich hoffe immer auf das Gute, rechne aus Erfahrung aber mit dem Schlimmsten."
cw/stu (afp, dpa)