Neuer Look für Rembrandts "Nachtwache"
16. Oktober 2018350 Jahre nach dem Tod von Rembrandt wird sein Gemälde "Die Nachtwache" umfassend restauriert. Das Amsterdamer Rijksmuseum, das jährlich mehr als zwei Millionen Besucher zählt, kündigte am Dienstag das bisher größte Forschungs- und Restaurationsprojekt rund um das Gemälde von 1642 an. "'Die Nachtwache' ist eines der berühmtesten Gemälde der Welt, und es ist die Aufgabe des Rijksmuseums, sich darum bestmöglich zu kümmern", sagte Museumsdirektor Taco Dibbits.
Restaurierung "vor den Augen der Welt"
Das Projekt soll im Juli 2019 starten. Dann erinnern die Niederlande an den 350. Todestag des holländischen Meisters. Das Besondere: Die Restaurierung der "Nachtwache" soll "vor den Augen der Besucher und vor den Augen der Welt" stattfinden, so Dibbits.
Rembrandt im Glashaus
In einem eigens angefertigten gläsernen Atelier soll das rund dreieinhalb mal viereinhalb Meter große Bild zunächst aus dem Rahmen genommen und auf eine speziell angefertigte Staffelei gestellt werden. Dann wollen Experten das Bild mit den neuesten Techniken, Scannern und Mikroskopen untersuchen. Erst danach soll die öffentliche Restauration beginnen. Interessierte können dann die Arbeiten vor Ort und über das Internet verfolgen. Das Rijkmuseum will mit dieser international bislang einmaligen Aktion, Kunstliebhabern Einblicke in die üblicherweise geheimen Verfahren bei der Restaurierung von Meisterwerken geben.
Zuletzt war die "Nachtwache" 1976 restauriert worden, nachdem ein psychisch verwirrter Mann das Gemälde mit einem Messer beschädigt hatte.
"Dramatische Momentaufnahme, fast ein Bühnenbild"
"Die Nachtwache" ist das kostbarste Kunstwerk der Niederlande und gilt als Spitzenwerk von Rembrandt van Rijn (1606-1669). Das Schützen-Gemälde zeigt die Amsterdamer Bürgerwehr. Der Hauptmann Frans Banning Cocq gibt seinem Leutnant den Befehl zum Abmarsch. Rembrandt malte es entgegen der damaligen Konvention als Gruppenbild. "Es ist eine dramatische Momentaufnahme, fast ein Bühnenbild, und Rembrandt zeigt Individuen", erklärte Gregor Weber, Direktor der Abteilung Bildende Kunst des Museums, der Deutschen Presse-Agentur.
Ziel: Letzte Geheimnisse um Rembrandt lüften
Nach Angaben des Kunsthistorikers sei das Bild nicht schwer beschädigt. Doch die Oberfläche sei vergilbt und die Farben hätten ihre Leuchtkraft verloren. Manche Stellen, wie etwa ein kleiner Hund, seien von einer weißlichen Schicht überzogen. Die Experten sollen auch die Farbpigmente analysieren. So erhoffen sie "hinter das künstlerische Geheimnis von Rembrandt zu kommen", sagte Weber. Das Projekt wird mehrere Monate dauern und soll rund drei Millionen Euro kosten.
fs/rey (dpa, AFP)