Neuer Glanz in alten Mauern - Barockensemble Schloss Bothmer
21. Mai 2015Im Schloss Bothmer von Klütz unweit der Ostseeküste wurde bis zuletzt gestrichen und poliert, gesägt, gehämmert und gegärtnert. Nach siebenjähriger Restaurierung wird Mecklenburg-Vorpommerns größtes Barock-Ensemble am 23. Mai feierlich wiedereröffnet. Haupthaus und Ostflügel des 1726 bis 1732 errichteten Grafensitzes zwischen Lübeck und Wismar sind dann vollendet, während der Westflügel bis Jahresende fertiggestellt wird.
Ein Novum in dem alten Landsitz sei eine moderne Ausstellung, erklärt Kunsthistorikerin Silke Kreibich. Bei einem Rundgang durch 22 wiederhergerichtete Wohn- und Repräsentationsräume können Besucher sich umfassend über Leben und Wirken des einstigen Schlossbauherren Hans Caspar von Bothmer (1656-1732) informieren.
Alterssitz für einen umtriebigen Diplomaten
Reichsgraf Bothmer stand als Diplomat in Diensten der hannoverschen Kurfürsten und späteren englischen Könige. In London lebte Bothmer von ab 1720 im Haus 10 Downing Street. Die heutige Dienstwohnung des britischen Premierministers hieß früher sogar "Bothmar House". "Sein Vermögen häufte der Graf nicht nur durch Aktien-, Korn- und Pferdehandel an, sondern ebenso dank reichlich fließender Schmiergelder", wie Silke Kreibich erklärt.
Von 1721 an steckte Bothmer sein Geld in Mecklenburger Ländereien, krönender Abschluss seines Investments wurde das Schloss im Hinterland der Ostseeküste. Von seinen Reisen inspiriert, schätzte der Graf die holländische und englische Architektur, die sich in seinem prachtvollen mecklenburgischen Alterssitz widerspiegelt. Geplant wurde das riesige Gebäudeensemble von Architekt Friedrich Künnecke. Bothmer starb kurz vor der Vollendung, sein Schloss habe er wohl nie selbst betreten, meint die Kunsthistorikerin.
Die Familie von Bothmer bewohnte das Klützer Anwesen noch bis 1945. Bei ihrer Flucht in den Westen nahm sie das Mobiliar mit, ließ aber kurioserweise die Ahnengalerie hängen. Die Bilder kamen später ins Museumsdepot Schwerin und wurden 1990 rückübertragen. Das Tafelsilber der Familie - Bestecke, Leuchter, Kannen - wurde im April 2012 bei Erdarbeiten im Schlosspark zufällig entdeckt, ausgegraben und den Erben ebenso zurückgegeben. Unmittelbar nach dem Krieg wurde das Schloss als Krankenhaus genutzt.
Vom Altersheim zum Schlossmuseum
Von 1948 bis 1994 war die repräsentative Anlage mit 3000 Quadratmetern Nutzfläche ein Altersheim. Nach mehreren gescheiterten Privatisierungen, jahrelangem Leerstand und Verfall übernahm 2008 das Land die aus rotem Backstein errichteten herrschaftlichen Gebäude. Sie beherbergen nun ein Museum, Konzert- und Veranstaltungsräume, Café und Restaurant.
In die Restaurierung flossen gut 36 Millionen Euro, das Gros davon aus EU-Töpfen. Der Umfang der Bauarbeiten war enorm: 740 Tonnen Beton flossen allein in das neue Fundament des im Morast errichteten Schlosses, wie Projektleiter Siefert resümiert. 6500 Quadratmeter Fassade wurden saniert, 280 historische Fenster nachgebaut, 1300 Quadratmeter Stuck restauriert und 1500 Quadratmeter Holzdielen erneuert.
Das Schlossmuseum ist von Mai bis Oktober täglich außer Montags geöffnet, im Winterhalbjahr gibt es Führungen nur auf Anfrage. Die Ausstellung führt vom Erdgeschoss bis zum Obergeschoss mit seinem prächtigen Festsaal und steht unter dem Motto des Bauherrn "Respice Finem" - "Bedenke das Ende".