Neuer Damm gegen drohende Schlammlawine
12. Oktober 2010Die Einsatzkräfte im westungarischen Ort Kolontár haben am Dienstag (12.10.2010) einen neuen Behelfsdamm für eine mögliche zweite Schlammlawine fast fertiggestellt. Das Bauwerk müsse nur noch mit Steinen verstärkt werden, teilten die Behörden mit. Der Damm ist mehrere hundert Meter lang und soll ein weiteres Auslaufen des laugenhaltigen Bauxitschlamms verhindern.
Die Maßnahme erfolgte, nachdem am Wochenende bemerkt worden war, dass durch erneute Risse ein weiterer Dammbruch drohte. Seit Samstag hatten hunderte Rettungskräfte, Ingenieure und freiwillige Helfer in einem Wettlauf gegen die Zeit an dem Schutzwall für den am 4. Oktober zerbrochenen Damm gebaut.
Verursacherfirma verstaatlicht
Nach dem Giftschlammunglück ist der mutmaßliche Verursacher, das Aluminiumwerk MAL, verstaatlicht worden. Das ungarische Parlament verabschiedete in der Nacht zum Dienstag nahezu einhellig eine entsprechende Vorlage der rechtskonservativen Partei von Regierungschef Viktor Orbán. Präsident Pál Schmitt unterzeichnete das Gesetz unmittelbar danach, mit der anschließenden Veröffentlichung im Amtsblatt trat es in Kraft. DerUmweltstaatssekretär Zoltán Illés erklärte, sollte sich herausstellen, dass das Aluminiumwerk das Auffangbecken mit zu viel Giftschlamm überlastet habe, drohe dem Unternehmen MAL eine Geldbuße in Höhe von 73 Millionen Euro für die entstandenen Umweltschäden.
Verantwortlicher festgenommen
Am Montagabend wurde der MAL-Generaldirektor Zoltan Bakonyi von der Polizei festgenommen. Ihm werde vorgeworfen, für den Tod mehrerer Menschen und schwere Umweltverschmutzung verantwortlich zu sein, teilte die Polizei weiter mit. Bakonyi ist der Sohn eines der Miteigentümer der Firma MAL, die einer Gruppe ungarischer Geschäftleute gehört.
Acht Tote, Ökosysteme zerstört
Das Dorf Kolontár war zusammen mit mehreren benachbarten Ortschaften vor acht Tagen von einer Lawine schwermetallhaltigen Schlamms überschwemmt worden, nachdem das Abfallbecken des Aluminiumwerks geborsten war. Am Samstagmorgen wurde Kolontár eilig evakuiert, weil eine weitere Giftschlammlawine drohte.
Die Bewohner des Dorfes verbrachten die Nächte bei Freunden und Verwandten oder in einer Turnhalle in der benachbarten Stadt Ajka. Nach der Anfertigung des Damms und der Beseitigung der Gerahr dürfen sie wieder in ihre Häuser zurückkehren.
Bei der Umweltkatastrophe starben acht Menschen, rund 150 wurden verletzt. Mittlerweile sind auch die Ökosysteme der Flüsse Marcal und Torna völlig zerstört. Insgesamt 40 Quadratkilometer Land wurden überschwemmt.
Autor: Ognjen Cvijanović (afp, dpa)
Redaktion: Marion Linnenbrink/Thomas Grimmer