"Neue Ära" zwischen Berlin und Ankara
21. September 2018Der türkische Finanzminister Berat Albayrak sieht den Beginn einer "neuen Ära" in den Beziehungen seines Landes zu Deutschland und der EU. "Wir haben den Spannungsprozess hinter uns gelassen", meinte er in Berlin weiter. Die Türkei und Deutschland könnten hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.
Albayrak war mit den türkischen Ministern für Wirtschaft und Energie nach Berlin geflogen, um den Staatsbesuch von Präsident Recep Tayyip Erdogan vom 27. bis 29. September in der Bundesrepublik vorzubereiten. Der 40-jährige Finanzminister ist der Schwiegersohn Erdogans und gilt als sein "Kronprinz". Er traf sich unter anderen mit Bundesfinanzminister Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Peter Altmaier.
"Stabile Türkei ist wichtig"
Die deutschen Minister unterstrichen das Interesse der Bundesregierung an einer wirtschaftlich stabilen Türkei. Dazu könnte auch eine intensivere deutsch-türkische Wirtschaftskooperation beitragen, erklärten sie. Altmaier zeigte sich davon überzeugt, dass die Türkei ihre aktuellen ökonomischen Probleme wie die hohe Inflation und den drastischen Verfall der nationalen Währung Lira alleine bewältigen werde. Der CDU-Politiker erklärte weiter: "Es gab in der Vergangenheit auch schwierige Situationen auf beiden Seiten, und trotzdem verbindet uns eine mehr als 100 Jahre lange Zusammenarbeit und in vielen Fällen auch Freundschaft." Altmaier kündigte an, am 25. und 26. Oktober mit einer großen Wirtschaftsdelegation nach Ankara zu fliegen. Deutschland sei der wichtigste Handelspartner der Türkei.
Scholz betonte, die Türkei habe Deutschland nicht um Finanzhilfe im Kampf gegen die derzeitige Krise gebeten. Weder hätten die türkischen Minister ihm gegenüber um Hilfen nachgesucht, noch werde das beim Besuch von Erdogan geschehen.
"Deutschland und die Türkei müssen nicht immer übereinstimmen"
Albayrak wies darauf hin, dass Erdogans erster Staatsbesuch nach der Einführung des Präsidialsystems ihn nach Deutschland führe, zeige, welche Bedeutung die Türkei dem Land beimesse. "Deutschland und die Türkei müssen nicht in allen Dingen gleich denken", fügte er hinzu.
Die deutsch-türkischen Beziehungen waren in den vergangenen zwei Jahren extrem belastet, auch wegen zahlreicher Verhaftungen deutscher Staatsbürger in der Türkei aus politischen Gründen. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes sind von den 35 deutschen Staatsbürgern, die seit dem Putschversuch wegen politischer Vorwürfe in türkischen Gefängnissen saßen, noch fünf inhaftiert. Ein Mann mit deutschem Pass kam am Donnerstag vorläufig frei. Einzelheiten wurden nicht bekannt.
se/wa (rtr, afp, dpa)