Neue Spiele braucht das Land
9. Juni 2014Für Fans von Computer- und Videospielen geht das Jahr in die heiße Phase. Mit der E3 beginnt in Los Angeles am Dienstag offiziell eine der wichtigsten Messen der Branche. Erst vor einem halben Jahr kam mit der Playstation 4 und der Xbox One die neue Generation der Spielekonsolen auf den Markt. Damit ist die Basis gelegt, die Szene wartet nun auf Spiele, die die neuen Technologien auch voll nutzen.
"Wichtig ist jetzt, wer die besseren, meisten und cooleren Games in den Markt bringt", sagt Spiele-Experte Stephan Freundorfer. Andes als die Games Convention in Köln ist die E3 traditionell eine reine Business-Messe, die sich nur an ein Fachpublikum richtet. In diesem Jahr werden Videospiele-Hersteller, Geschäftspartner, Medienvertreter und Branchenanalysten aus über 100 Ländern im Los Angeles Convention Center erwartet.
Neue Trends bei den Spielen
Zum Auftakt werden die großen Konsolenhersteller Sony und Microsoft sowie der Spiele-Publisher Electronic Arts verkünden, was sie an Neuheiten in der Pipeline haben. "Wir werden eine ganze Reihe neuer Titel sehen, die die Fähigkeiten der Konsolen besser ausreizen", sagte Maximilian Schenk vom Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware BIU. Auf der neuen Hardware-Basis könnten Games noch viel intensiver auf die Spieler wirken. Technologien wie Virtual Reality steigerten die Intensität der Spielewelten ebenfalls. Einen weiteren Trend sieht Schenk darin, dass die Spiele Geschichten erzählen. Selbst bei Mehrspielertiteln rücke das Storytelling mehr und mehr in den Mittelpunkt.
"Die großen Hammer werden aber voraussichtlich nicht mehr in diesem Jahr erscheinen", schätzt Freundorfer. Wahrscheinlich würden Microsoft und Sony je ein Dutzend Spiele im Gepäck haben. Fraglich ist aber, was noch in diesem Jahr auf den Markt kommt. Auch bei den Spielen, die dieses Jahr erscheinen, werden sich Fans wohl gedulden müssen: "Das große Gefecht wird erst Ende des Jahres zum Weihnachtsgeschäft ausgetragen", ist sich Freundorfer sicher. Das Fundament dafür werde aber auf der E3 gelegt.
Zur Gamescom in Köln im August dürften die meisten Titel aber spielbar sein, sagte Schenk. "Halo 5" für die Xbox One hatte Microsoft bereits vor ein paar Wochen schon für 2015 angekündigt. Der Titel ist traditionell ein wichtiger Plattformtreiber gewesen. Um einen exklusiven Titel für seine erste Xbox vorweisen zu können, hatte das Unternehmen den Entwickler Bungie damals kurzerhand aufgekauft. Auch Sony hatte das für die Playstation 4 wichtige Spiel "The Order: 1886" vor kurzem auf 2015 verschoben. Immerhin soll das zuerst für die PS3 entwickelte Game "Last of Us" noch im dritten oder vierten Quartal auch für die neue PS4 herauskommen. Analyst Piers Harding-Rolls vom Marktforscher IHS sieht Sony unter Zugzwang. Microsoft habe mit der Entscheidung, die Xbox One auch ohne Bewegungssteuerung Kinect zu verkaufen, das Spielfeld angeglichen. "Sony muss sich nun neu fokussieren und auf der E3 antworten."
Die Spannung steigt
Die Hersteller selbst hüllen sich vor Messebeginn traditionell und spannungssteigernd in Schweigen. Nintendo, dessen Wii U neben den neuen Konsolen der Konkurrenz derzeit ein Schattendasein fristet, wird auch in diesem Jahr auf eine große Pressekonferenz verzichten und lädt stattdessen zu kleineren Veranstaltungen ein. Das japanische Traditionsunternehmen wird voraussichtlich neue Spieletitel in den Mittelpunkt stellen. Viel mehr Neues als das gerade auf den Markt gekommene "Mario Kart 8" dürfte allerdings nicht dabei sein, schätzt Freundorfer.
Immerhin können die Games dem Unternehmen noch einige Zeit dringend benötigtes Geld in die Kassen spülen. Ein größeres Thema werden nach Einschätzung der Experten in diesem Jahr in Los Angeles auch virtuelle Headsets für das nahtlose Eintauchen in neue 3D-Welten sein. Bei der neuen Technologie, die auch für die Raumfahrt oder Medizin bedeutsam werden könnte, stellt sich die Spielebranche als Wegbereiter auf. Mit Oculus Rift will sich Facebook einen Pionier für virtuelle Welten in einem Milliardendeal einverleiben. Sony stellte sein "Project Morpheus" vor, eine vergleichsweise schlanke "Datenbrille", mit der der Spieler in virtuelle Spielewelten abtauchen kann. Noch handelt es sich um einen Prototyp, wann der marktreif sein wird, bleibt abzuwarten.