Sieben bunte Jahre c/o pop
25. Juni 2010"Wir haben Kölns Ruf als Musikstadt wieder ein Stück zurückerobern können", freut sich Norbert Oberhaus, Geschäftsführer der c/o pop alias Cologne on Pop GmbH. In der Tat kann sich das Programm 2010 sehen lassen: Sechs Tage lang spielen 250 Musiker auf 30 verschiedenen Bühnen, parallel dazu gibt es anspruchsvolle Kinderunterhaltung, eine Konferenz der Musikbranche und ein Treffen von Festivalorganisatoren aus aller Welt.
Epizentrum der elektronischen Musik
"Ursprünglich war die c/o pop als ein rein elektronisches Festival gedacht, weil Köln in diesem Sektor sehr stark vertreten ist", sagt Norbert Oberhaus. Immerhin lebte und wirkte hier das visionäre Genie Karl-Heinz Stockhausen, der Pionier der elektronischen Musik schlechthin. Auch die 1968 gegründete Rockband Can stammt aus der Region und mischte von hier aus nicht nur die heimische Rockszene auf. In jüngerer Zeit gilt Köln auch als Epizentrum des Minimal-Techno, vor allem wegen des hier ansässigen Kompakt- Labels von Wolfgang Voigt alias Mike Ink, dessen Produktionen den so genannten Sound of Cologne prägten. Doch die c/o pop will sich nicht einseitig festlegen. Mittlerweile stehen auch Weltmusik, Indie, HipHop oder Jazz auf dem Programm. Hauptsache gute Popmusik, lautet das Credo der Festivalmacher.
Das Trüffelschweinfestival
In der Historie von c/o pop trifft man auf so manchen Top Act von Brasilienlegende Jorge Ben Jor bis hin zur Pop-Band Klee, die nicht zum ersten Mal beim Festival auftrat. Frontsängerin Suzie Kerstgens outet sich als Fan der c/o Pop. "Ich finde es klasse, dass es da nur und pur um die Musik geht und nicht um den Kommerz." Stars wie Klee ziehen Publikum an, vor allem aber will man bei der c/o Pop Nachwuchsbands eine Chance geben. "Wir verstehen uns ein bisschen als Trendscout- oder Trüffelschweinfestival", lacht Norbert Oberhaus, "denn wir versuchen immer, die Bands schon zu entdecken, wenn sie noch nicht auf den ganz großen Bühnen spielen." So mancher bekannte Künstler hat dann auch in Köln seine Karriere begonnen, der deutsche Hiphopper Jan Delay zum Beispiel oder die französische Indie-Truppe Phoenix. Und Club-Star Shantel schätzt die Atmosphäre in der Rheinmetropole. In Berlin seien die Clubs oft halb leer, moniert er, das sei in Köln ganz anders. "Köln ist eine klassische Musikstadt mit vielen spannende Aktivitäten, das finde ich wunderbar."
Hauptstadt der Popkultur
Ein reiner Abklatsch der ehemaligen Popkomm wollte c/o Pop nie werden, das stellten die Kölner schnell klar. Statt eine neue Messe der Musikbranche ins Leben zu rufen, setzten die Macher in erster Linie auf den Festivalcharakter. Und weil c/o pop mehr sein will als nur ein normales Musikevent, spielt man nicht nur in Clubs, sondern bringt die Musik zu den Leuten. So treten die Musiker an den ungewöhnlichsten Orten auf, in Modeboutiquen ebenso wie auf Parkdecks, im Zoo oder auf einem Schiff. Darüber hinaus versuchen die c/o pop-Leute immer mehr, in das Herz der Stadt vorzudringen und etablierte Kulturhäuser wie Philharmonie, Oper, Schauspielhaus oder Museum zu bespielen. "Unser Ziel ist es", so Oberhaus, "das c/o pop Festival in der ganzen Stadt auszubreiten und Köln für fünf Tage quasi zur Hauptstadt der Popkultur zu machen."
Plattform für Kreative
Die Stadt freut es, denn c/o pop festigt nicht nur Kölns Ruf als Kulturmetropole, sondern bringt auch Touristen und somit Einnahmen in den Stadtsäckel. In diesem Jahr rechnet man mit über 30.000 Besuchern, 1400 davon Fachbesucher der Konferenz und der neu ins Leben gerufenen "Creative Business Convention“, einer Plattform für die bunte Kreativwirtschaft, kurz: C’n’B. "Musiker können aufgrund der Digitalisierung kaum noch von CD-Verkäufen leben", erläutert Oberhaus das Konzept. "Bei der C’n’B bringen wir sie zum Beispiel mit Leuten aus der Werbung zusammen." Gerade in diesem Sektor werden Produkte meist musikalisch beworben. Wenn sich beide zusammentun, so die Idee, könnten ganz neue Geschäftsmodelle entstehen.
Optimistisch in die Zukunft
Besucher und Fachpublikum loben die c/o pop in den höchsten Tönen, doch noch trägt sich das Festival nicht ganz allein. Stadt, Land und private Sponsoren greifen der Cologne on Pop GmbH unter die Arme. Die ersten Jahre seien hart gewesen, räumt Oberhaus ein. "So ein Festival fällt ja nicht vom Himmel, und wir mussten viel Leidenschaft und auch privates Geld reinstecken." Doch mittlerweile blickt er optimistisch in die Zukunft. Die Talsohle ist überschritten, die Zahlen steigen kontinuierlich.
Autorin: Suzanne Cords
Redaktion: Matthias Klaus