Neue Malariamücke breitet sich in Afrikas Städten aus
1. Februar 2021Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte bereits 2019 vor der Ausbreitung der Moskitoart Anopheles stephensi gewarnt. Vor 2011 war die Mücke vor allem in Indien, einigen Ländern Südostasiens und großen Teilen der Arabischen Halbinsel zu finden. Dann aber tauchte sie auch in Dschibuti, Äthiopien, Sri Lanka und dem Sudan auf. Die Art sei sehr anpassungsfähig und könne extrem hohe Temperaturen in der Trockenzeit aushalten, in der die Übertragung von Malaria typischerweise stark sinkt.
Laut einer neuen Studie breitet sich die neue Mücken-Art seit einigen Jahren in Städten am Horn von Afrika aus. Dies könnte zu einem rasanten Anstieg von Malaria in afrikanischen Städten führen. Wissenschaftler aus Äthiopien und den Niederlanden fanden heraus, dass diese Mücke sehr anfällig für die örtlichen Malaria-Arten ist.
Effektiver Malaria-Verbreiter
"Dieser Moskito scheint ein extrem effizienter Verbreiter der zwei Hauptspezies von Malaria zu sein", sagt Ko-Autor Teun Bousema von der Universitätsklinik im niederländischen Nijmegen. Deshalb könnte sich die Tropenkrankheit zunehmend in Städten in Äthiopien und andernorts in Afrika ausbreiten, warnen die Forscher im Fachblatt "Emerging Infectious Diseases".
Der Krankheitserreger wird durch den Stich von Mücken übertragen, die in Wasser brüten, etwa in Pfützen. Allerdings war die Gefahr einer Ansteckung in Städten bislang meistens geringer als auf dem Land, da in Städten die Wohnverhältnisse oftmals besser sind und die Moskitos weniger Brutstätten finden.
Das könnte sich mit Anopheles stephensi ändern, denn diese Art kann sich besonders gut in Behältern mit sauberem Wasser vermehren, heißt es in der Studie. Die Mücken wurden demnach in gut 75 Prozent der untersuchten Wasserquellen in der äthiopischen Stadt Awash Sebat Kilo gefunden.
Corona-Pandemie behindert auch Kampf gegen Malaria
Die Ausbreitung einer weiteren Stechmücke, die Malaria übertragen könne, in Ostafrika, noch dazu in Städten, sei "besorgniserregend", sagte der Vorstandsvorsitzende des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin, Egbert Tannich.
Allerdings gebe es andere Mücken, die Malaria besser übertragen würden. Zudem verwende Anopheles stephensi nicht immer Menschen als Wirt, sondern auch Tiere. Man müsse nun systematisch untersuchen, wie weit die Mücke in Städten Ostafrikas verbreitet ist, betonte Tannich.
Sollten diese Moskitos tatsächlich zu einem Anstieg an Malaria in Städten führen, wären das "sehr schlechte Nachrichten", sagte Benjamin Djoudalbaye, Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten bei der Kommission der Afrikanischen Union (AU). "Es wäre ein großer Rückschlag für unsere Bemühungen, Malaria in den Griff zu bekommen." Die AU, der alle Staaten Afrikas angehören, hat sich zum Ziel gesetzt, Malaria auf dem Kontinent bis 2030 auszurotten.
Der Erstautor der Studie, Fitsum Tadesse vom Armauer Hansen Research Institute in Äthiopien, mahnte, nur schnelles Handeln könne die Ausbreitung der Mücke in andere Städte des Kontinents verhindern. Man müsse gegen die Larven vorgehen und die Verbreitung der Moskitos über große Distanzen, etwa via Flughäfen und Seehäfen, unterbinden. "Sollte das scheitern, wird das Risiko von Malaria in städtischen Gebieten in großen Teilen Afrikas steigen."
af/fs (dpa)