Die neuen aus Germany
1. November 2007Roland Emmerich, Experte für Endzeitszenarien und Katastrophenfilme, hat Oliver Hirschbiegels "Invasion" produziert. In dem mit Nicole Kidman und Daniel Craig prominent besetzten Film werden die USA von einem gefährlichen Virus heimgesucht, das scheinbar unkontrolliert um sich greift. Und einige Mutige kämpfen dagegen an.
Hirschbiegel, der vor allem durch den Film "Der Untergang" über die letzten Tage im Leben Adolf Hitlers bekannt wurde, hat sich mit dem Remake von "The Body Snatchers" eines klassischen amerikanischen Stoffes angenommen. In der Kinogeschichte wurde dieser immer wieder als Reaktion auf die politischen Umstände gelesen. Was läge da heute näher als der Bezug auf den Irak?
Patriotismus und Action
Eine subtile Verarbeitung nationaler Traumata ist nicht Hirschbiegels Sache. Von Subtext keine Spur, die Radio- und Fernsehnachrichten weisen sehr direkt die Spur in den Nahen Osten. Und am Ende siegt dann doch wieder das Gute. Also in diesem Fall Amerika. Patriotismus, wie ihn selbst ein Amerikaner nicht besser hätte in Szene setzen können. Doch selbst der rettete Hirschbiegel nicht vor dem Unmut der Produzenten, die schließlich andere Regisseure für Nachdrehs verpflichteten, um dem Film mehr Actionelemente hinzuzufügen.
"Einfach hingegangen"
"Invasion"-Produzent Emmerich war es auch, der einen anderen deutschen Regisseur, Marko Kreuzpaintner, für den Film "Trade" nach Hollywood holte. "Die späteren Produzenten meines Spielfilms 'Sommersturm' haben Roland den Film in München vorgeführt. Da bin ich frecher Weise einfach hingegangen, und habe gesagt, das geht ja gar nicht, dass Roland Emmerich sich meinen Film anschaut und ich nicht dabei bin. So haben wir uns dann kennen gelernt."
Emmerich legte Kreuzpaintner einen Stapel Drehbücher vor, der suchte sich eines aus – und jetzt läuft der engagierte Film über Menschenhandel in den Kinos. So einfach ist das manchmal.
"Dann blieb von dem Stil nicht mehr viel übrig"
Ähnlich erging es Mennan Yapo, der gerade mit dem Film "Die Vorahnung" in Hollywood debütierte. In Deutschland war er zuvor durch seinen Thriller "Lautlos" positiv aufgefallen. "Nach 'Lautlos' bekam ich plötzlich Drehbücher aus Hollywood, nach etwa einem Jahr war dieses darunter. Und ich war sofort begeistert."
Yapo habe so einen Hollywood fernen Stil, bescheinigte ihm sein Produzent, und genau deswegen habe er ihn engagiert. Doch einmal in Hollywood angekommen, blieb von dem eigenen Stil nicht mehr viel übrig. "Die Vorahnung" ist eine mit Sandra Bullock prominent besetzte Mischung aus Psychothriller und Liebesdrama mit wahllos eingestreuten christlichen Erlösungsbanalitäten. Handwerklich gut gemachtes, solides Massenkino – aber auch nicht mehr.
Von den drei Regisseuren gelang es allein Kreuzpaintner, zumindest in Ansätzen eine eigene Handschrift zu entwickeln. Bleibt die Frage, wer davon profitiert? Hollywood hat wieder ein paar Filme mehr, die die meisten Zuschauer wohl bald wieder vergessen, und die deutsche Kinolandschaft ein paar talentierte Regisseure weniger.