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Neue Amazon-Serie mit Schweighöfer: "You Are Wanted"

Jochen Kürten
16. März 2017

Als erste deutsche Serie startet "You Are Wanted" bei Amazon. Die Serie mit Matthias Schweighöfer ist ein Beispiel für die anhaltende Popularität des Formats. Auch die öffentlich-rechtlichen Sender wollen da mithalten.

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"You Are Wanted"  Serie Amazon Matthias Schweighöfer
Bild: picture alliance / Stephan Rabold/Amazon/dpa

Ein Mann wird gejagt. Nicht nur physisch. Auch virtuell. "You Are Wanted" ist Hitchcock für das 21. Jahrhundert. Lukas Franke (Matthias Schweighöfer) ist ein junger sympathischer Manager in der Hotelbranche und glücklich verheiratet. Seine Frau Hanna (Alexandra Maria Lara) arbeitet als Grafikerin. Die beiden haben einen sechsjährigen Sohn. Eine ganz normale Familie im Berlin des Jahres 2017.

Die neue Gefahr: Computerhacker 

Doch dann bricht das Unheil aus. Lukas und Hanna werden bedroht. Nicht mehr wie in früheren Zeiten (und Filmen und Fernsehserien) mit Drohbriefen oder Anrufen. Zunächst auch nicht mit körperlicher Gewalt. Es ist das Bedrohungsszenario des 21. Jahrhunderts, das die beiden ereilt. Sie werden gehackt: Die anonymen Angreifer schleusen sich in ihre Computer ein, verändern Kontobewegungen und manipulieren Überwachungsvideos. Plötzlich steht Lukas sogar als Terrorverdächtiger da, der vom Staatsschutz überwacht wird.

Neue Amazon-Serie "You Are Wanted" mit Schweighöfer
Gehackt: Matthias Schweighöfer in "You Are Wanted"Bild: picture alliance/dpa/S.Rabold

Für Lukas und seine Familie ist das der Beginn eines persönlichen Alptraums. Es ist ein Angriff auf ihre digitale Identität. Was sich vor ein paar Jahren noch als reichlich abstrakt und als Science-Fiction-Phantasie angehört hat, entpuppt sich als ganz reale Bedrohung. Der Zuschauer folgt diesem Szenario atemlos. Was Matthias Schweighöfer, der hier gleichzeitig als Hauptdarsteller, Regisseur und Co-Produzent agiert, in den sechs Folgen der Serie "You Are Wanted" auf die Beine gestellt hat, ist - bei aller Zukunftsthematik - zunächst aber einmal eine gut gemachte, handwerklich sauber in Szene gesetzte Unterhaltungsserie - ausgestattet mit einem Spannungspotential à la Hitchcock.

Schweighöfer: "Datenschutz und Datenraub sind allgegenwärtig"

"Den Zuschauer erwartet eine sehr spannende Thematik", ist Schweighöfer überzeugt. "Datenschutz und Datenraub sind heutzutage allgegenwärtig." Der Zuschauer werde in der Serie direkt mit dem Thema konfrontiert. "Bestenfalls fängt er an, sein eigenes Handeln zu hinterfragen: Was wäre, wenn mir das passiert? Wie würde ich damit umgehen?" Alles sei möglich, aber nicht alles sei so, wie es scheint, sagt der 36-jährige Darsteller, der sich in den letzten Jahren zum kassenträchtigsten deutschen Schauspieler neben Til Schweiger entwickelt hat, über den tieferen Sinn der Story: "Damit spielt die Serie."

Deutschland Amazon-Serie You Are Wanted
Ein Paar unter Druck: Alexandra Maria Lara und Matthias SchweighöferBild: Warner/Pantaleon Films/Amazon Studios/S. Rabold

Sechs Folgen haben Schweighöfer und sein Team gedreht. Sie ist ab Freitag (17.03.2017) bei dem Streaming-Anbieter Amazon Prime Video abrufbar. Und das in über 200 Ländern. Neben der Original- und der englischen Fassung werden auch eine französische, eine italienische und eine spanische Synchronisation angeboten.

Erste deutsche Amazon-Original-Serie

Mindestens genauso viel wie über Inhalt und Besetzung der Serie war in den letzten Monaten über die Produktionsumstände zu lesen. "You Are Wanted" ist die erste genuin deutsche Serienproduktion, die für den US-Unterhaltungsriesen entstand. Das soll nach Meinung der Macher eine Signalwirkung haben. Es sei "eine große Ehre, das erste deutsche Amazon Original zu realisieren", sagt der deutsche Co-Produzent Dan Maag, der gemeinsam mit Warner Bros. die Serie produziert hat.

Deutschland Amazon-Serie You Are Wanted
Action, aber auch Tiefgang: You Are WantedBild: Warner/Pantaleon Films/Amazon Studios/S. Rabold

Maag und Schweighöfer sind gemeinsam mit Marco Beckmann Partner in der Produktionsfirma "Pantaleon", die in Zukunft nicht nur Serien und Filme produzieren will. Seit einem knappen Jahr betreiben sie auch das Streaming-Portal "Pantaflix", das sich an Zuschauer richtet, die nicht in ihrer Heimat leben, die aber Filme in ihrer Originalsprache sehen wollen. Pantaflix steht, verglichen mit weltweit agierenden Anbietern wie Netflix, Amazon und Sky und dem deutschen Maxdome noch am Anfang. Gemeinsam ist allen der Gedanke, dass lineares Fernsehen keine Zukunft hat, weil sich die Zuschauer im 21. Jahrhundert nicht an die Vorgaben von Senderchefs und Programmkoordinatoren halten wollen.

Die Öffentlich-rechtlichen geben sich nicht geschlagen

Doch natürlich wollen sich die öffentlich-rechtlichen Sender, jahrzehntelang Platzhirsche bei der Fernsehunterhaltung, nicht so einfach geschlagen geben. Sie halten dagegen. Mit eigenen Formaten - und auch neuen Sendeformen und Kooperationspartnern.

USA Emmy Awards in New York - Deutschland 83
Für "Deutschland 83" gab es einen EmmyBild: picture-alliance/dpa/A. Gombert

Das wird gerade im Bereich der derzeit so populären Serien sichtbar. "Deutschland 83", produziert von der privaten Konkurrenz (RTL), und dort trotz guter Kritiken und weltweiter Anerkennung, nur mäßig erfolgreich, hatte das Augenmerk auf die Chancen deutscher Serien gelenkt. Nicht nur Formate aus den USA, Großbritannien oder Skandinavien können erfolgreich sein, lautetet die Botschaft, die von "Deutschland 83" ausging. Die Produktionsfirma UFA bastelt gerade an einer Fortsetzung, die dann "Deutschland 86" heißen soll. Sie wird 2018 bei Amazon zu sehen sein.

Sönke Wortmanns "Charité"

Bei den öffentlichen-rechtlichen Sendern läuft hingegen in der kommenden Woche eine der teuersten deutschen TV-Serien an: Sönke Wortmann hat sechs Folgen des Krankenhausepos "Charité" mit prominenter Besetzung und aufwendiger Ausstattung inszeniert (ARD-Start 21.3.).

Um einen jungen DDR-Spion im West-Berlin des Jahres 1974 geht es in der Politserie des Zweiten Deutschen Fernsehens "Der gleiche Himmel", die eine Woche später startet. Eine Kooperation zwischen der ARD und dem Pay-TV-Sender Sky ist das Renommierprojekt "Babylon Berlin" in der Regie von Starregisseur Tom Tykwer. Sky beginnt mit der Ausstrahlung im Oktober 2017, die ARD-Zuschauer müssen dann noch ein Jahr warten.

Deutschland Fernsehserie Charité
Der Pathologe Rudolf Virchow (Ernst Stötzner) in Sönke Wortmanns historischer Krankenhausserie "Charité"Bild: ARD/Nik Konietzny

Fernsehmacher aus dem In- und Ausland haben in den letzten zwei, drei Jahren das Potential deutscher Serien entdeckt und investieren viel Geld. Amazon-Konkurrent Netflix hat ebenfalls eine deutsche Serie im Angebot: Der zehnteilige Mystery-Mehrteiler "Dark" soll noch in diesem Jahr bei dem Streaming-Portal abrufbar sein.

"Freud", "Das Boot" und mehr...

Das deutsche Videoportal Maxdome von "ProSiebenSat1 Media SE" lockt die Zuschauer derzeit mit der Video-on-Demand-Serie "Jerks" mit den hierzulande populären Schauspielern Christian Ulmen und Fahri Yardim. Der Bezahlfernsehsender TNT strahlt die deutsche Gangster-Serie "4 Blocks" aus, die gerade noch auf der Berlinale auf großer Leinwand Premiere feierte. Dessen Regisseur Marvin Kren bastelt unterdessen schon an einer nächsten Serie. Der österreichische Filmemacher arbeitet an einem aufwendigen Mehrteiler über den Entdecker der Psychoanalyse Sigmund Freud. Ebenfalls ein Österreicher, Andreas Prochaska, bereitet ein anderes großes deutsches Thema für das Serienformat auf: Für Sky entstehen mehrere neue Folgen von "Das Boot", einer Neuauflage des Kino- und Fernseherfolgs von 1981.

Pressegespräch zu Serienproduktion "Babylon Berlin"
Demächst zu sehen in "Berlin Babylon": Volker Bruch als Gereon Rath und Liv Lisa Fries als Charlotte Bild: picture alliance/dpa/J.Kalaene

Die neue Konkurrenz zwischen privaten Sendern, Streaming-Portalen und dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk wird in den kommenden Monaten und wohl auch Jahren eine ganze Reihe von neuen deutschen Serien auf den Markt spülen. Den Zuschauern dürfte das recht sein: Sie haben die Wahl - und künftig wohl auch eine echte Alternative zur bisher übermächtigen Konkurrenz aus dem angelsächsischen Raum.