Neu Delhi verbietet Online-Taxidienst Uber
8. Dezember 2014Die Verwaltungsbehörde der indischen Hauptstadt Neu Delhi hat den Online-Fahrdienstanbieter Uber verboten. Denn am Wochenende hatte die Polizei einen Fahrer des Unternehmens festgenommen. Er steht im Verdacht, am Freitag eine 27-jährige Kundin vergewaltigt zu haben.
Vorgeschichte des Fahrers außer Acht gelassen
Nach Polizeiangaben hatte sich Uber nicht an die Vorschriften für private Fahrdienste gehalten. Zum einen sei das Fahrzeug nicht mit GPS ausgestattet gewesen, zum anderen habe man die Vorgeschichte des Fahrers nicht überprüft.
Der 32-Jährige soll schon 2011 in seinem Taxi in Neu Delhi über eine Frau hergefallen sein, teilte die Polizei mit. Deswegen habe er sieben Monate lang in Untersuchungshaft gesessen. Danach wurde er freigelassen. Nach Informationen des indischen Nachrichtensenders NDTV gab es einen außergerichtlichen Vergleich. "Hätte Uber das Strafregister überprüft, hätten sie herausgefunden, dass der Fahrer vorbestraft war", sagte Mathur Verma, Polizeichef des Nord-Distrikts von Neu Delhi.
Uber versichert, bei der Aufklärung zu helfen
Dagegen versicherte Uber, man arbeite bei der Aufklärung des "schrecklichen Verbrechens" eng mit der Polizei zusammen. Die Überprüfung von Fahrern sei in Delhi "derzeit bei der Erteilung von Lizenzen für Transportdienste nicht vorgesehen", erklärte Geschäftsführer Travis Kalanick.
Der Übergriff löste am Wochenende einen Sturm der Entrüstung im Land aus, genauso wie die tödliche Gruppenvergewaltigung einer jungen Studentin in Neu Delhi vor zwei Jahren. Trotz der allgemeinen Empörung und einer Verschärfung der Strafgesetze hält die sexuelle Gewalt gegen Frauen in Indien unvermindert an: Laut einer Regierungsstatistik wird weiterhin alle 22 Minuten eine Frau vergewaltigt.
Taxigewerbe kritisiert Uber
Uber bietet seine Dienste weltweit in 45 Ländern an. Das Start-up mit Sitz in San Francisco vermittelt Fahrgäste über Smartphone-Apps gegen Provision an Gelegenheitsfahrer. Dagegen läuft das etablierte Taxigewerbe Sturm. Uber-Fahrer besäßen keine Genehmigung zur Personenbeförderung und ihre Fahrzeuge seien nicht entsprechend versichert, so die Argumente. Deshalb unterliegt das Unternehmen unter anderem in Deutschland Einschränkungen.
Zuletzt war das Unternehmen nach abfälligen Äußerungen seines Vize-Chefs Emil Michael über Journalisten in die Kritik geraten. Nach Berichten, Führungskräfte bei Uber hätten Zugriff auf ein Programm, das anzeigt, wo Fahrer und Mitfahrer sich zu jedem beliebigen Zeitpunkt befinden, kündigte Kalanick ein neues "Datenschutzteam" an. Es soll prüfen, wie Uber mit Informationen über seine Kunden umgeht und nötigenfalls den Datenschutz verbessern.
uh/cr (afp,dpa,rtr)