Netanjahus Sohn plaudert Erdgas-Deal aus
9. Januar 2018Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ist wegen einer Tonaufnahme, in der sein Sohn betrunken über einen Erdgas-Deal seines Vaters mit einem Geschäftsmann spricht, in Erklärungsnot. Der Fernsehsender Channel 2 sendete am Montagabend den Mitschnitt, der 2015 vor einem Nachtclub aufgenommen worden sein soll. Darin spricht der heute 26-jährige Jair Netanjahu mit Nir Maimon, dem Sohn von Kobi Maimon, der als einer der reichsten Geschäftsleute Israels gilt. Beide sind angetrunken.
Es geht um Stripperinnen und Prostituierte, aber auch um ein sehr heikles Geschäft. "Mein Vater hat Deinem Vater 20 Milliarden organisiert, dann kannst Du mir ja wohl 400 Schekel (100 Euro) geben", sagte Jair Netanjahu demnach zu Nir. Der Sohn des Ministerpräsidenten bezieht sich auf einen Vertrag über die Ausbeutung des im Mittelmeer vor der Küste Israels entdecken Erdgasfeldes Tamar. Kobi Maimon ist ein wichtiger Anteilseigner von Isramaco, einer der an dem Gasförderprojekt beteiligten Firmen.
Opposition sieht Verdacht der Korruption bestätigt
Kritiker werfen dem israelischen Regierungschef vor, bei den Verträgen über die Nutzung des Offshore-Gasfeldes bestimmte Unternehmen bevorzugt zu haben. Der Vorsitzende der oppositionellen Arbeitspartei, Avi Gabbay, sagte, die Audioaufnahme sei "ein weiterer Makel auf dem korrupten Gas-Deal". Auch andere Oppositionspolitiker sahen sich in ihrem Verdacht der Korruption beim Abschluss des Geschäfts bestätigt und forderten eine Untersuchung. Die israelische Polizei ermittelt bereits gegen Netanjahu wegen Bestechungsvorwürfen in zwei anderen Fällen.
Auf Kosten der Steuerzahler
Laut Channel 2 fand die Unterhaltung in einem Auto statt, in dem neben einem Fahrer und einem Leibwächter auch Roman Abramow saß, ein Mitarbeiter des australischen Milliardärs James Packer. Die Aufnahme löste auch Kritik an der Nutzung der staatlichen Sicherheitsdienste aus, weil ein Sicherheitsbeamter den Sohn des Ministerpräsidenten offensichtlich zu dem Striptease-Club begleitet hatte. Jair Netanjahu soll bereits mehrfach auf Kosten der Steuerzahler mit Personenschützern und Fahrern unterwegs gewesen sein.
Netanjahus Büro erklärte, es werde in die Entscheidungen über die Schutzmaßnahmen der Sicherheitsdienste für die Kinder des Regierungschefs nicht einbezogen. Die Familie des Ministerpräsidenten verurteilte die Veröffentlichung des Mitschnitts als "Teil einer Hexenjagd gegen die Familie", die ein neues Tief erreicht habe.
Jair Netanjahu entschuldigte sich an diesem Dienstag für seine Worte und versicherte, er habe lediglich "unter Alkoholeinfluss" Witze gemacht. "Diese Äußerungen stehen nicht dafür, wer ich bin oder nach welchen Werten ich erzogen wurde", erklärte er. "Was ich über das Gas-Abkommen gesagt habe, war ein Scherz. Jeder, der ein wenig gesunden Menschenverstand hat, versteht das richtig."
se/as (afp, dpa)