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COVID-19-Impfstudie gestoppt

9. September 2020

"AZD1222" von AstraZeneca galt bislang als einer der führenden Kandidaten bei der Entwicklung eines COVID-19-Impfstoffs. Doch möglicherweise hat das Präparat Nebenwirkungen. Laufende Tests wurden ausgesetzt.

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AZD1222-Phase-3-Test in São Paulo (Brasilien)
AZD1222-Phase-3-Test in São Paulo (Brasilien): Mehreren Zehntausend FreiwilligeBild: Getty Images/AFP/N. Almeida

Der Pharmakonzern AstraZeneca hat die klinische Studie für seinen Corona-Impfstoff vorsorglich gestoppt. Grund: Bei einem der Probanden traten gesundheitliche Probleme auf. Das Gesundheitsnachrichten-Portal "Stat News" berichtet unter Berufung auf eine Unternehmenssprecherin sogar von schweren Nebenwirkungen bei der Testperson.

Die Studie vorübergehend auszusetzen sei eine Routinemaßnahme für solche Fälle, teilte der britische Pharmakonzern mit. "In großen Versuchsreihen treten Erkrankungen zufällig auf, müssen aber von unabhängiger Seite untersucht werden, um das gründlich zu überprüfen." AstraZeneca werde die Untersuchung beschleunigen, damit sich das Zulassungsverfahren für den Impfstoff so wenig wie möglich verzögere, hieß es weiter.

Möglicher Einzelfall

Bei der Überprüfung geht es letztlich darum, festzustellen, ob die gesundheitlichen Probleme des britischen Probanden vom Impfstoff ausgelöst wurden. Während des Stopps sollen keine weiteren Studienteilnehmer geimpft und bisher geimpfte Personen weiterhin beobachtet werden. Bei den nicht näher genannten gesundheitlichen Problemen handele es sich um einen Einzelfall, betonte das Unternehmen.

AZD1222-Produktion in einem Labor Garin (Argentinien)
AZD1222-Produktion in einem Labor in Garin (Argentinien): Einer der führenden KandidatenBild: picture-alliance/AP Photo/File/N. Pisarenko

Der unter "AZD1222" bekannte, gemeinsam mit der Universität Oxford entwickelte experimentelle Impfstoff befindet sich in Großbritannien, Brasilien und Südafrika in späten klinischen Studien. Das Serum gilt als einer der führenden Kandidaten bei der Entwicklung einer wirksamen Impfung gegen das neuartige Coronavirus. An dieser dritten und abschließenden Studien-Phase nehmen mehrere Zehntausend Freiwillige teil.

Selbstverpflichtung der Impfstoff-Entwickler

Die neun führenden Impfstoff-Entwickler - AstraZeneca, Pfizer, Johnson & Johnson, Merck, Moderna, Novavax, Sanofi, BioNTech und GlaxoSmithKline - hatten sich erst am Dienstag verpflichtet, die wissenschaftlichen Sicherheits- und Wirksamkeitsstandards für ihre experimentellen Impfstoffe trotz der Dringlichkeit zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie und des politischen Drucks einzuhalten.

Dieser ungewöhnliche Schritt folgte mit Blick auf Bedenken, dass es vor allem in den USA politischen Druck zwecks einer Eil-Zulassung erster Impfstoffe vor der Präsidentschaftswahl am 3. November geben könnte. US-Präsident Donald Trump verspricht fast täglich, dass es bis Jahresende oder möglicherweise schon bis zur Wahl einen Impfstoff geben werde.

Falls ein Impfstoff wegen befürchteter politischer Einflussnahme nicht von weiten Teilen der Öffentlichkeit akzeptiert würde, könnte dies die Eindämmung der Pandemie langfristig deutlich erschweren. Weltweit befinden sich inzwischen mehrere experimentelle Impfstoffe in großen klinischen Studien. In den USA umfassen die Studien der Phase drei in der Regel rund 30.000 Probanden, um Sicherheit und Wirksamkeit der Substanzen zu prüfen.

Nach Einschätzung renommierte US-Experten könne bis Jahresende klar sein, ob einer der erprobten Impfstoffe hinreichend wirksam sei. Der Immunologe Anthony Fauci etwa, der auch das Weiße Haus berät, rechnet damit, dass es Anfang nächsten Jahres einen Impfstoff geben wird.

AR/ww (dpa, rtr, afp, ap)