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Nazi-Kriegsverbrecher aufgespürt

15. Juli 2012

Er stand auf der Liste der gesuchten Weltkriegs-Verbrecher ganz oben: László Csatáry. Jetzt wurde bekannt, dass der 97-Jährige in Ungarn ausfindig gemacht worden ist.

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Außenansicht des Eingangsbereichs zum nationalsozialistischen Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau mit der Inschrift 'Arbeit macht frei' über dem Tor (Archivfoto: picture alliance/dpa)
Bild: www.thesun.co.uk

Es waren Reporter der britischen Boulevard-Zeitung "The Sun", die den mutmaßlichen Nazi-Kriegsverbrecher László Csatáry entdeckten. Wie das Jerusalemer Büro des Wiesenthal-Zentrums mitteilte, wurde der 97-Jährige in der ungarischen Hauptstadt Budapest fotografiert und gefilmt. Csatáry soll als Polizeichef von Kosice in ungarisch gesetzten Teil der Slowakei für die Deportation von 15.700 Juden in das Vernichtungslager Auschwitz im Jahr 1944 mitverantwortlich sein. Dafür war er 1948 in der Tschechoslwakei in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden.

Nach dem Krieg setzte er sich nach Kanada ab, wo er lange als Kunsthändler lebte. Nach seiner Enttarnung durch die kanadischen Behörden setzte er sich nach Ungarn ab.

Hilfe von einem Informanten

Die Informationen über Csatáry wurden vom Direktor des Wiesenthal-Zentrums in Jerusalem, Efraim Zuroff, veröffentlicht. Zuroff sagte, die "Sun" habe sich bei ihren Recherchen auf Informationen gestützt, die vom Wiesenthal-Zentrum im September 2011 herausgegeben wurden. Damals habe ein Informant, dem inzwischen eine Belohnung von 25.000 Euro gezahlt worden sei, es ermöglicht, den Aufenthaltsort Csatárys zu bestimmen.

Efraim Zuroff, Direktor des Simon Wiesenthal Centers in Jerusalem (Foto: AP)
Ein Erfolg für Nazi-Jäger Efraim ZuroffBild: dapd

Das Boulevardblatt "The Sun" veröffentlichte am Sonntag ein Foto Csatarys (Artikelbild). Reporter der Zeitung sollen ihn in einer Zweizimmerwohnung in einem noblen Stadtteil aufgesucht und mit seiner Vergangenheit konfrontiert haben. Csatary habe schockiert gewirkt und gestottert: "Nein, nein. Gehen Sie weg!"

Das Wiesenthal-Zentrum übergab seine Informationen laut Zuroff auch der Staatsanwaltschaft in Budapest. Vize-Staatsanwalt Jenö Varga sagte lediglich, eine "Untersuchung" sei im Gange, die Staatsanwaltschaft werte die "eingegangenen Informationen aus".

Kampagne zur Suche nach Kriegsverbrechern

Zuroff hatte im Dezember auch in Berlin eine neue Kampagne zur Enttarnung und Verurteilung noch lebender NS-Verbrecher mit Hilfe örtlicher Ermittlungsbehörden vorgestellt. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum arbeitet bei der Kampagne mit der Targum-Shlishi-Stiftung in den USA zusammen. Die Kampagne soll Ermittlungsbehörden dabei unterstützen, Kriegsverbrecher in Deutschland, Österreich, Polen, Rumänien, Ungarn, Kroatien und den baltischen Staaten zu finden.

pg/gmf/sc (APE, afp, rtre)