Natur und Umwelt: Was Bäume für Menschen und Klima tun
30. Juni 2024Was genau sind Bäume? Biologisch gesehen: langlebige Pflanzen, die einen verholzten Stamm und Äste haben und besonders hoch werden können. Vor allem aber sind Bäume für uns Menschen überlebenswichtig. Denn sie erbringen ganz viele sogenannte Ökosystemdienstleistungen. Das sind laut Definition "direkte oder indirekte Beiträge der Ökosysteme zum menschlichen Wohlergehen".
Die Ökosystemdienstleistungen der Bäume
Als Obstbäume versorgen uns Bäume mit Nahrung: von Äpfeln, Avocados, Datteln, Nüssen oder Oliven bis hin zu Zitrusfrüchten - und natürlich ganz vielen weiteren Sorten.
Ohne Holz wäre die Menschheit zudem vermutlich nicht besonders weit gekommen. Schon die berühmte, 5300 Jahre alte Eis-Mumie namens Ötzi hatte einen Bogen aus dem Holz der Eibe (taxus baccata) im Gepäck. Holz dient uns als Baumaterial, zur Herstellung von Möbeln, Instrumenten, Papier, Textilfasern wie Viskose und auch als Brennmaterial.
Bäume sorgen für gute Luft, gutes Wasser und weniger Lärm
Um zu wachsen, betreiben Bäume die sogenannte Photosynthese. Dabei nehmen Bäume das klimaschädliche Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) aus der Luft auf und verwandeln es mit Hilfe von Sonnenlicht in Zucker. Den braucht der Baum als Energielieferant zum Wachsen. Ein Nebenprodukt der Photosynthese ist der Sauerstoff, ohne den wir auf unserem Planeten nicht überleben könnten.
Wie viel Sauerstoff genau produziert wird, hängt von Art und Alter des Baumes ab. Immergrüne Nadelbäume produzieren fortwährend Sauerstoff, Laubbäume nur dann, wenn sie Blätter tragen. Eine ausgewachsene Buche ist mehreren Quellen zufolge in der Lage, pro Jahr zehn Menschen mit Sauerstoff zu versorgen. Pro Jahr filtern ihre Blätter zudem gut eine Tonne Staub, Bakterien und Pilzsporen aus der Luft.
Bäume sind auch perfekte Klimaanlagen. Mit ihren Blättern spenden sie Schatten, schützen vor UV-Strahlung, und sie kühlen ihre Umgebung ab. Unsere Buche verdunstet pro Tag 400 bis 500 Liter Wasser über ihre Blätter und kühlt dadurch ihre Umgebung um drei bis sechs Grad herunter.
Apropos Wasser: Über ihre Wurzeln speichern Bäume den Regen im Boden und geben ihm auch in Hanglagen und bei starken Niederschlägen festen Halt. Sie filtern dabei den Regen und sorgen so für sauberes Grundwasser. Durch ihre Blätter dämpfen Bäume außerdem den Lärm in Städten.
Alte Bäume sind enorme CO2-Schlucker
Holz ist nicht nur ein nachwachsender Rohstoff, in ihm ist auch klimaschädliches CO2 gebunden, das Bäume bei der Photosynthese aus der Luft saugen. Außerdem speichern Bäume das Klimagas über ihre Wurzeln im Boden.
Nach wissenschaftlichen Schätzungen sind allein in den Wäldern in Deutschland rund 4,3 Milliarden Tonnen CO2 gebunden. Zusätzlich entziehen sie der Atmosphäre aktiv rund 52 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 erreichten die weltweiten Emissionen von fossilem CO2 36,6 Milliarden Tonnen.
Manche Bäume schlucken mehr CO2 als andere. So speichern Buchen laut der Umweltorganisation Greenpeace im Laufe von 100 Jahren fast eine Tonne mehr CO2 als Fichten derselben Größe. Und je älter ein Baum ist, desto mehr CO2 kann er aufnehmen. Wird Holz verbrannt oder verrottet, entweicht das Treibhausgas wieder in die Atmosphäre.
Ohne Bäume keine Eichhörnchen - und andersrum
Jeder Baum bietet viele kleine Lebensräume. An einer alten Eiche oder Buche leben rund 200 verschiedene Arten wie Insekten oder Spinnen. Die wiederum dienen Vögeln, Fledermäusen oder Eichhörnchen als Nahrung, die an Bäumen auch ihre Nist- und Schlafplätze finden.
Anders gesagt: Ohne Bäume könnten wir also vermutlich kaum Vögel singen hören und keine Eichhörnchen beobachten. Und ohne Eichhörnchen oder Vögel würden weniger Bäume wachsen, denn sie verbreiten die Früchte verschiedener Bäume.
Waldbaden: Wie Wald und Bäume unseren Stress mindern
Noch ist nicht genau bekannt, wie es funktioniert, aber ein Aufenthalt im Wald - neumodisch auch: Waldbaden - tut uns gut. Laut wissenschaftlicher Literatur kann er antidepressiv und stressmindernd wirken, unsere kognitiven Funktionen verbessern sowie unser Herz-Kreislauf- und Immunsystem stärken. Unser ganzer Körper scheint im Wald auf Regeneration umzustellen.
Möglicherweise sind daran sekundäre Pflanzenstoffe beteiligt, sogenannte Phytonzide. Diese nehmen wir über die Lunge aus der Waldluft auf. In Studien hemmten sie das Wachstum von Leberkrebszellen und steigerten die Aktivität menschlicher Killerzellen, also unserer Körperabwehr. Noch sind die Studien zwar nicht aussagekräftig genug, aber dass sich der Wald mit seinen Bäumen positiv auf die menschliche Gesundheit auswirkt, wurde immer wieder gemessen.
Zu guter Letzt noch zwei Rekorde: Als höchster Baum gilt aktuell mit 115,55 Metern "Hyperion", ein Küstenmammutbaum in Kalifornien. Und als ältester Baum eine Fichte auf dem Berg Fulu Schweden; sie wird auf ein Alter von 9550 Jahren datiert. Sind Bäume nicht einfach toll?