Natur und Pflanzen: Warum Bäume so inspirierend sind
Der Baum hat in jeder Kultur eine große symbolische Bedeutung. Ihm zu Ehren feiern wir jedes Jahr den Tag des Baumes. Maibaum, Superbaum, Banksy-Baum: ein Überblick.
Symbol des Lebens
Der Buchenkeimling ist erst wenige Tage alt. Aus ihm wird ein bis zu 40 Meter hoher Baum. Buchen werden etwa 500 Jahre alt, andere Arten sogar über 1000 Jahre. Bäume symbolisieren Leben und Wachstum. Eltern von Neugeborenen pflanzen einen Baum, meist einen Obstbaum, manchmal auch auf die Plazenta der Mutter. Er soll das Kind beim Heranwachsen begleiten.
Die Weltesche Yggdrasil steht für die kosmische Ordnung
In der nordischen Mythologie ist die Weltesche das Zentrum der Welt. Sie verbindet die drei Ebenen Himmel, Erde und Unterwelt. Sie beherbergt in ihrer Krone das Göttergeschlecht der Asen und an ihren Wurzeln Drachen und Schlangen. Sie ist immergrün und befindet sich in einem ständigen Kreislauf von Leben und Tod. So hält Yggdrasil die Welt im ewigen Gleichgewicht.
Die einsame Eiche
Caspar David Friedrich malte dieses Bild 1822: Wie ein Monument nimmt die alte Eiche das Bild ein, erst später entdeckt man den Hirten, der an ihrem mächtigen Stamm lehnt und auf seine Herde blickt. Wie die Weltesche verbindet die Eiche zwei Welten, Himmel und Erde, sie symbolisiert Kraft und Stärke, wie der abgestorbene Wipfel auch die Vergänglichkeit.
Die Farben des Vincent van Gogh
Leben pur vermittelt der "Blühende Pfirsichbaum" (1888) von Vincent van Gogh. Der niederländische Maler war von der südfranzösischen Provence so fasziniert, dass er sich dort niederließ. Dort malte er rund 190 Bilder, meist Landschaften, in denen er das Licht und die Farben zelebrierte. Es entstanden die berühmten Sonnenblumen, die goldgelben Felder und die vielen blühenden Obstbäume.
Verführerischer Apfelbaum
Die berühmteste biblische Geschichte ist der Sündenfall: Adam und Eva leben glücklich im Paradies, bis eine Schlange Eva dazu verführt, verbotene Früchte vom Baum der Erkenntnis zu essen. Sie werden von Gott ertappt und aus dem Paradies vertrieben. Anekdote: In der ursprünglich lateinischen Bibel war nie von Äpfeln die Rede. Das lateinische Wort "malum" bedeutet "böse" und "Apfel".
Banksys Laub
Der Street-Art-Künstler Banksy hat in London einen stark beschnittenen Baum zum Leben erweckt, indem er eine dahinter liegende, ebenso kahle weiße Hauswand mit grüner Farbe bearbeitete. Das Kunstwerk hielt nur wenige Tage - Unbekannte besprühten das grüne Kunstwerk mit weißer Farbe. Der Baum selbst wird bald austreiben und aus eigener Kraft wieder Blätter entwickeln.
Waldbaden für die Gesundheit
Mit dem Frühling erwachen die Wälder zum Leben. Die beste Zeit für "Shinrin-Yoku" - japanisch für "Baden im Wald". Es setzt auf die Heilkraft der Bäume und bringt den Menschen in Einklang mit der Natur. Während die Waldmedizin in Japan anerkannt ist, gilt das Waldbaden in Deutschland (noch) nicht als Therapieform. Doch wer einmal einen Baum umarmt hat, weiß, wie gut Bäume tun können.
Holz als Lebensraum
Auch wenn Holz nicht mehr als Baum im Wald steht, tut es den Menschen gut. Mit dem warmen Naturmaterial werden vermehrt neue Lebensräume geschaffen. Der Gare Maritime, eine ehemaliger Güterbahnhof in Brüssel, wurde zu einer Komposition aus Holz, Glas und den alten Eisenteilen umgebaut. Als Haus im Haus ist er zu einem eigenen Stadtviertel mit Geschäften, Büros, Promenaden und Gärten geworden.
Das Wahrzeichen von Sevilla
Eine riesige Holzkonstruktion überspannt die Plaza de la Encarnación in der spanischen Stadt Sevilla. Metropol Parasol heißt die Konstruktion, die nachts in spektakulären Farben leuchtet. Seine Form erinnert an Regenschirme, Pilze - oder Bäume. Mit rund 150 Metern Länge, 70 Metern Breite und 26 Metern Höhe zählt Metropol Parasol zu den größten Holzkonstruktionen der Welt.
Den Wald direkt vorm Fenster
In Mailand stehen seit 2014 zwei Hochhäuser, die "Bosco verticale" - vertikaler Wald - genannt werden. Sie sind über und über mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt. Einige Balkone ähneln einem kleinen Wald und sind so angeordnet, dass Bäume bis zu drei Stockwerke hoch wachsen können. Der Hochhauswald wirkt sich positiv auf das städtische Mikroklima und das Wohnklima aus.
Die Superbäume von Singapur
Die "Supertrees" der "Gardens by the Bay" in Singapur sind bis zu 50 Meter hohe vertikale Gärten. Sie sammeln Regenwasser, gewinnen Sonnenenergie und belüften die zwei "Biodomes". Das sind gigantische Gewächshäuser mit unterschiedlichen Klimata: ein trockenes und kühles Blumentreibhaus und ein feuchter Nebelwald mit Wasserfall. Der Park ist zur wichtigsten Touristenattraktion Singapurs geworden.
Alte Tradition: Der Maibaum
Bäume sind Bestandteil vieler Traditionen: In ganz Deutschland, Österreich und einigen östlichen Nachbarländern werden Ende April 20 bis 40 Meter hohe Maibäume aufgestellt, unter deren bunt geschmückter Spitze oft ebenso bunte Kränze oder anderer Schmuck hängen. Beim Aufstellen und Schmücken der Birken oder Tannen hilft meist die ganze Nachbarschaft mit, gerne auch bei Bier und Blasmusik.
Das Ende im Magen eines Elefanten
Ein weiterer traditionsreicher Baum ist der Weihnachtsbaum, eine Fichte, Blautanne oder die beliebte Nordmanntanne. Nach dem Jahreswechsel müssen zehntausende Weihnachtsbäume entsorgt werden. Einige davon landen als Leckerbissen im Elefantengehege.
Die letzte Ruhe im Waldboden
Viele Menschen wünschen sich eine Grabstätte unter Bäumen. Deshalb entstehen immer mehr so genannte Friedwälder. Hier wird die Asche der Verstorbenen im Waldboden beigesetzt. Damit die Angehörigen das Grab finden, erinnern kleine Schilder an die Verstorbenen. Es gibt aber auch ganz anonyme Friedwälder. Und wenn irgendwo ein Samenkorn auf einem Grab landet, kann neues Leben entstehen...