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Geliebtes, gejagtes Nashorn

Maja Braun15. März 2013

Obwohl Nashörner in Afrika inzwischen zu den bedrohten Arten gehören, werden sie gejagt und getötet. Um einen Exitus zu verhindern, schlagen Wissenschaftler vor, den Handel mit den Tieren zu erlauben.

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Südafrika Grenze Mosambik Nashörner
Bild: ALEXANDER JOE/AFP/Getty Images

Die am besten beschützten wilden Nashörner der Welt leben in Kenia. Die vier Tiere sind nördliche Breitmaulnashörner - und es sind die letzten ihrer Art. Deswegen hat jedes von ihnen gleich vier Bodyguards, die Tag und Nacht ihr Überleben sichern.

Doch den meisten anderen Nashörnern in Afrika geht es nicht ganz so gut. Mit insgesamt noch 25.000 Tieren gehören die afrikanischen Nashörner zu den bedrohten Tierarten. Der Handel mit ihnen ist deshalb verboten. Nur in Südafrika und Swasiland, wo die meisten Nashörner leben, ist der Export von Jagdtrophäen erlaubt. Bis zu 20.000 Euro blättern Jäger hin, die ein Nashorn schießen und die Trophäe mit nach Hause nehmen wollen.

Das Töten der Nashörner nimmt dramatisch zu

Neben dem legalen gibt es das auch das illegale Geschäft mit Horn - und das floriert. Laut Angaben des "World Wide Fund for Nature" (WWF) hat sich die Zahl der gewilderten Nashörner in Afrika in den letzten fünf Jahren verzehnfacht. Deswegen freut sich Sylvia Ratzlaff von der Natur- und Tierschutzorganisation im Gespräch mit der Deutschen Welle über die klaren Worte auf der gerade zu Ende gegangenen Internationalen Artenschutzkonferenz CITES. Dort gab es offene Kritik an Vietnam als Haupt-Abnehmerland und an Mosambik als Haupt-Transitland für den Nashornhandel. "Es ist das erste Mal, dass bei CITES Namen genannt worden sind", sagt Ratzlaff.

Die beiden Länder hätten jetzt einige Monate Zeit, das Problem konstruktiv anzugehen. Mosambik sei zwar arm, aber auch dort seien die CITES-Regelungen gültig, betont Ratzlaff. Das Land könne sich bei Umwelt- und Naturschutzorganisationen Rat holen, wie es gegen Wilderer vorgehen kann. Doch Unwissen ist nicht das einzige Problem: "Im Falle von Vietnam ist es bisher auch politischer Unwille gewesen", so Ratzlaff. Sogar vietnamesische Botschaftsangehörige seien in den Nashornhandel involviert. Nun steht Vietnam unter Druck: Wenn es bis Januar 2014 keine Fortschritte im Kampf gegen den Hornimport aus dem südlichen Afrika vorweisen kann, drohen dem Land - wie auch Mosambik - Sanktionen bei legalen Wildtierprodukten, die CITES kontrolliert.

Beschlagnahmtes Horn eines gewilderten Nashornes (Foto: STRINGER/AFP/Getty Images)
Beschlagnahmtes Horn eines gewilderten NashornesBild: AFP/Getty Images

Aberglaube lässt die Preise steigen

Neben der verstärkten Kontrolle setzen Tierschutzorganisationen wie Pro Wildlife oder WWF auf Aufklärung. Denn in Vietnam hält sich der Glaube, dass das Pulver aus dem Horn des Nashorns gegen Fieber hilft, einen Kater verhindern oder sogar Krebs heilen kann. Das sei jedoch sogar wissenschaftlich widerlegt, sagt WWF-Sprecherin Ratzlaff. Das Horn bestehe aus dem gleichen Stoff wie Fingernägel und Haare. Trotzdem bezahlen Vietnamesen gut 40.000 Euro pro Kilo - mehr als für Gold.

Für den südafrikanischen Biologen Duan Biggs ist deshalb klar: Aufklärungskampagnen und die Kontrolle von Handelsverboten helfen nicht. Er und drei weitere Wissenschaftler forderten kurz vor der CITES-Konferenz im Fachjournal "Science", den Hornhandel zu legalisieren - und das möglichst bald. "Wir haben mit dem recht gesunden Bestand an Nashörnern jetzt einen Puffer, mit dem man arbeiten kann", sagt Biggs im DW-Interview. Er ist vom Erfolg einer Legalisierung überzeugt. Sollte sie wider Erwarten nicht funktionieren, dann könne man sie noch stoppen. "Aber wenn wir so weitermachen wie bisher, dann werden wir irgendwann gar keine Alternative zu der jetzigen Strategie haben, die ganz klar versagt hat."

Legal züchten statt illegal abschlachten

Die Idee: Nashörner sollen gezielt für den Hornhandel gezüchtet werden. Denn das Horn wächst - wie Fingernägel - nach. Wenn die Hörner unter Betäubung abgeschnitten werden, müssten die Nashörner nicht leiden. Schon jetzt lebt ein Viertel der Tiere in Südafrika auf privaten Wildtierfarmen, die auch Hörner von natürlich gestorbenen Tieren nicht verkaufen dürfen. Kämen diese legal auf den Markt, würde die Preise sinken und Wilderei weniger attraktiv, argumentiert Biggs.

Nashörner in Südafrika (Foto: CC/Sabi Sabi Private Game Reserve)
Forscher warnen, dass es bald es nur noch sehr wenige Nashörner geben könnteBild: CC/Sabi Sabi Private Game Reserve

Viele Organisationen sprechen sich vehement gegen die Legalisierung aus: Pro Wildlife möchte sogar den Handel mit Jagd-Trophäen wieder verbieten. Diese kontrollierte Form des Handels unterstützt der WWF zwar, weiter will er aber auch nicht gehen: Bei einer kompletten Legalisierung befürchtet Sprecherin Sylvia Ratzlaff einen Nachfrageboom und eine noch schlimmere Wilderei, falls das Horn in großen Mengen und dann vielleicht zu etwas günstigeren Preisen auf den Markt kommt. "Es wird vielleicht von einem Eliten-Trend zu einem Massen-Trend werden. Ich glaube, wir haben dann ein Feuer angeflammt, das sich nicht mehr löschen lässt." Duan Biggs und seine Co-Autoren berufen sich dagegen gerne auf das Beispiel des Krokodilleders. Auch dort wurde eine stärkere Nachfrage durch Legalisierung des Handels befürchtet, trotzdem habe das Modell mit dem freien Handel aber funktioniert. Auch die Nashörner könnten profitieren: "Wenn die Nachfrage steigt, können die Flächen, in denen Nashörner gehalten werden, sogar ausgeweitet werden", hofft der Biologe, der selbst im Krüger Nationalpark in Südafrika aufgewachsen ist.

Wenn nun auch die von CITES geforderten schärferen Kontrollen in Mosambik und Vietnam die Wilderei nicht eindämmen können, wird eine Legalisierung womöglich neu diskutiert.