NASA legt bemannte Raumfahrt auf Eis
28. Juli 2005Eigentlich hatte die US-Raumfahrtbehörde bereits für den kommenden September den nächsten Shuttle-Flug ins All geplant, diesmal für die "Atlantis". Sie sollte wie die "Discovery", die am Dienstag (26.7.2005) vom Weltraum-Bahnhof Cape Canaveral abhob, zur internationalen Raumstation ISS aufbrechen. Doch die US-Weltraumbehörde NASA will nun vorerst keine Raumfähren mehr ins All schicken.
Die Entscheidung sei getroffen worden, nachdem herausgefunden worden sei, dass an der "Discovery" bei ihrem Start ein großes Stück der Außentank-Isolierung abgebrochen sei, teilte die NASA in der Nacht zum Donnerstag (28.7.) mit. Genau dasselbe Problem hatte im Jahr 2003 das Unglück der Raumfähre "Columbia" ausgelöst, bei dem während des Landeanflugs auf die Erde alle sieben Astronauten ums Leben gekommen waren.
Beunruhigender Befund
Das abgefallene Stück scheine die "Discovery" jedoch nicht getroffen oder beschädigt zu haben, gab die Behörde bekannt. Vorsorglich würden aber zunächst keine Raumfähren mehr starten. Experten müssten zunächst das Problem herabfallender Teile beim Start von Space Shuttles klären.
Auf Fotos, die von der Besatzung der "Discovery" während des Starts aufgenommen worden waren, war deutlich zu erkennen, dass ein Stück der Isolierung am Tank fehlte. Der Befund ist angesichts des "Columbia"-Unglücks vor zweieinhalb Jahren beunruhigend. Damals hatte beim Start ein herabfallendes Stück der Außentank-Isolierung den Hitzeschild einer Tragfläche beschädigt. Deshalb brach das Shuttle beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre auseinander. "Offensichtlich müssen wir das in Ordnung bringen", sagte ein NASA-Sprecher. Nach bisherigen Planungen der NASA soll die "Discovery" am 7. August wieder auf der Erde landen.
Andocken geplant
Die Astronauten an Bord waren unterdessen weiter damit beschäftigt, die "Discovery" auf Schäden hin zu untersuchen. Experten am Boden werteten zudem Tausende von Bildern und Videos aus, die während des Starts aufgenommen worden waren. Erste Auswertungen von Bildern hatten ergeben, dass eine Hitzekachel eine Kerbe aufwies.
Kein russischer Rücktransport möglich
Die russischen Raumfahrtbehörden sagten unterdessen, im Notfall könnten sie die US-Besatzung nicht zur Erde heimholen. Für die mitunter harte Landung der russischen Sojus-Kapseln müsse jeder Kosmonaut an Bord in speziell auf ihn zugeschnittenen Schalensitzen festgeschnallt werden, teilte ein Sprecher der Raumfahrtbehörde Roskosmos am Donnerstag (28.7.) in Moskau mit. Solche russischen Sonderanfertigungen gebe es für die sieben "Discovery"-Astronauten nicht.
Die russischen Raumschiffe vom Typ Sojus bieten Platz für maximal drei Kosmonauten. Nach dem für Donnerstag um 13.18 Uhr MESZ geplanten Andocken der "Discovery" an die Weltraumstation ISS halten sich insgesamt neun Raumfahrer an Bord der Station auf. Der nächste Sojus-Start zur ISS ist für den 1. Oktober geplant. (mas/kap)