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Explosionen erschüttern Chemiefabrik in Texas

31. August 2017

In einer überschwemmten Chemiefabrik im US-Bundesstaat Texas haben sich zwei Explosionen ereignet. Das teilte der Betreiberkonzern Arkema mit. Die Behörden warnen vor massiven Gesundheitsrisiken.

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Das Chemiewerk in Crosby im US-Bundesstaat Texas vor der ExplosionBild: picture-alliance/AP Photo/Houston Chronicle/G.A. Vasquez

Schwarzer Rauch steige über der überfluteten Fabrik auf, teilt der französische Petrochemie-Konzern Arkema mit. Der austretende Qualm sei "unglaublich gefährlich", sagte der Chef der Katastrophenschutzbehörde Fema, Brock Long. Die Behörden forderten alle Anwohner im Umkreis von drei Kilometern auf, sich in Sicherheit zu bringen. Arkema hatte zuvor mitgeteilt, man wolle das Feuer in der Anlage "von selbst ausbrennen lassen". Weil an vielen Stellen der Anlage gefährliche Stoffe gelagert seien, bestehe das Risiko weiterer Explosionen.

Der Sturm "Harvey" hatte zu der Überschwemmung in dem Werk in Crosby nahe der texanischen Großstadt Houston geführt. "Die in der Fabrik genutzten Chemikalien haben sich erhitzt, nachdem die Stromversorgung zur Kühlung der Anlage ausgefallen war", erklärte Arkema bereits am Mittwochabend (Ortszeit). Nach dem starken Regen stehe die Fabrik knapp zwei Meter unter Wasser.

Anwohner im Umkreis von zwei Kilometern wurden nach Angaben der örtlichen Behörden bereits in Sicherheit gebracht worden. Arkema stellt in dem 40 Kilometer nordöstlich von Houston gelegenen Ort Crosby organische Peroxide her, die bei niedrigen Temperaturen gelagert werden müssen. Die Stoffe werden für die Herstellung von Plastik, Pharmaprodukten und Farben verwendet.

Riesiger Schaden

Für den Wiederaufbau nach dem Tropensturm "Harvey" braucht Texas womöglich weit mehr als 125 Milliarden Dollar von der US-Regierung. Die Summe, die 2005 New Orleans nach dem Hurrikan "Katrina" zur Verfügung gestellt wurde, werde vermutlich nicht ausreichen, sagte der Gouverneur von Texas, Greg Abbott. Denn das überschwemmte Gebiet sei größer als das vor zwölf Jahren.

Nach Angaben von Wetterexperten wird sich das tropische Tiefdruckgebiet an diesem Donnerstag Richtung Nordosten bewegen, Louisiana überqueren und ins Mississippi-Tal ziehen. Das nationale Hurrikan-Zentrum weitete seine Warnungen von der Küste von Texas und Louisiana aus auf Kentucky.

"Harvey" brachte tagelange sintflutartige Regenfälle über Texas. Es war der stärkste Hurrikan in Texas seit mehr als 50 Jahren. Das Nationale Hurrikan-Zentrum stufte "Harvey", der am Freitag als Hurrikan der Stärke vier im Süden von Texas auf Land getroffen war, am Mittwoch zum tropischen Tief herab. Es warnte allerdings, die "katastrophalen und lebensbedrohlichen Überschwemmungen" würden in und um Houston, Beaumont/Port Arthur und weiter östlich im Bundesstaat Louisiana den Rest der Woche anhalten.

"Was den Regen angeht, da ist das Schlimmste für den Südosten von Texas noch nicht vorüber", sagte Gouverneur Abbott. Er forderte, die Bundesregierung müsse für den Wiederaufbau von Texas' Golf-Region mehr Hilfen bereitstellen als bei früheren Wirbelstürmen. Präsident Donald Trump, der am Mittwoch deutliche Steuersenkungen für Unternehmen in Aussicht stellte, versprach dabei auch Hilfen für die Opfer in Texas und Louisiana.

Opferzahlen steigen weiter

Die Folgen von "Harvey" sind bereits jetzt drastisch. Mindestens 35 Menschen kamen ums Leben, 17 weitere wurden im Bezirk Harris noch vermisst, in dem Houston liegt. Rund 32.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen, viele verloren ihr Hab und Gut. Die Ölraffinerie in Port Arthur, die größte der USA, musste geschlossen werden, die Benzinpreise stiegen. Houston ist die viertgrößte Stadt der USA und ein wichtiger Energie-Standort. Die Metropol-Region ist mit rund 6,5 Millionen Bewohnern und einer Wirtschaft, die etwa so groß ist wie die von Argentinien, weitaus bedeutender als New Orleans.

In Houston machten sich angesichts des teilweise zurückgehenden Wassers einige Menschen auf den Weg zu ihren verlassenen Häusern. Mehrere große Straßen wurden wieder für den Verkehr geöffnet, und auch die zwei größten Flughäfen der Wirtschaftsmetropole nahmen wieder den Betrieb auf.

USA Hurrikan Harvey Texas
Hilfskräfte bergen eingeschlossene Flutopfer aus ihrem Auto in West HoustonBild: Reuters/A. Latif

Viele Stars spenden

Inzwischen sammeln immer mehr amerikanische Stars für die Opfer des Sturms und stellen Millionen Dollar zur Verfügung. Der Schauspieler Leonardo DiCaprio stellte nach einem Bericht des Magazins "TMZ" eine Million US-Dollar aus den Mitteln seiner Stiftung bereit. Auf Twitter teilte der Oscarpreisträger zudem einen Spendenaufruf der Organisation United Way. Talkshow-Moderatorin Ellen DeGeneres trommelte in ihrer Sendung für das "Harvey"-Hilfsprojekt des Footballspielers JJ Watts, der in der US-Footballliga NFL für die Texans in der stark betroffenen Metropole Houston spielt. Während einer Live-Schalte mit dem Sportler überreichte sie im Namen der US-Supermarktkette Walmart einen Scheck über eine Million US-Dollar. Das Projekt, mit dem der NFL-Profi ursprünglich 200.000 Dollar hatte sammeln wollen, brachte bisher mehr als 8,5 Millionen US-Dollar für die Opfer des Sturms ein. Popstar und Schauspielerin Miley Cyrus kündigte in derselben Sendung an, 500.000 US-Dollar für die Katastrophenhilfe in Houston zu geben.

Viele Künstler hatten bereits in den vergangenen Tagen ihre Hilfsbereitschaft bekundet, darunter die Schauspieler Sandra Bullock, Kevin Hart und Amy Schumer sowie Sängerin Beyoncé. Bullock, die ein Haus in Texas besitzt, wollte eine Million Dollar spenden. Der aus Texas stammende Oscarpreisträger Jamie Foxx kündigte in einer Videobotschaft auf Instagram an, dass am 12. September eine große TV-Spendengala geplant sei.

kle/stu (afp, rtr, dpa)