Das lange Warten
1. August 2013Der kleine sächsische Ort Schmilka liegt direkt an der deutsch-tschechischen Grenze zwischen der Elbe und den steil aufragenden Felsen des Elbsandsteingebirges. Hier kann Bäcker Matthias Deußig Gästen wieder seine historische Bäckerei und Wassermühle erklären. Sie liegt ein Stück den Hang hinauf, direkt an einem Wanderweg. Nur die Touristen, die zu ihm kommen, sind nach dem Hochwasser deutlich weniger geworden. "Wenn ich nachts um 24 Uhr anheize, kann ich frühestens um 4 Uhr anfangen zu backen", erklärt er, während er stolz auf seinen Ofen zeigt, der noch genau wie im 18. Jahrhundert mit Holz befeuert wird. "Wir bereiten alles immer frisch zu. Deswegen brauchen wir genauso viel Zeit, wie der Ofen auch benötigt", sagt Bäcker Deußig.
Die gesamte Bäckerei kommt vollständig ohne Strom aus. Ein großer Vorteil, denn vor etwa einem Monat konnte Deußig die Schmilkaer so mit frischem Brot versorgen. Denn auf dem Höhepunkt des Hochwassers stand der halbe Ort unter Wasser und die komplette Stromversorgung fiel aus. Die einzige Straße von Schmilka in das benachbarte Bad Schandau war nicht mehr passierbar. Das kleine Dorf war von der Außenwelt abgeschnitten.
Wiederöffnung so schnell wie möglich
Deußigs Brote und Kuchen werden auch den Gästen im Bio-Hotel "Helvetia" angeboten. Es liegt am unteren Ende des Ortes direkt an der Elbe. "Wir haben hier über zwei Etagen im Wasser gestanden", berichtet Inhaber Sven-Erik Hitzer. "Wir haben das Wasser zehn Tage lang ohne Pause im Erdgeschoss drin gehabt." Trotzdem fasste Hitzer genau zu dieser Zeit einen mutigen Entschluss: "Es ging erst einmal darum, dass wir ein Datum setzen. Wir haben uns dann den 1. Juli vorgenommen." Für ihn war das Datum erst einmal "patriotisch an die Wand genagelt", doch mit rund 80 Helfern und hohem persönlichen Einsatz konnte er sein Hotel pünktlich zum vorgenommenen Termin wieder eröffnen.
Infrarot sorgt für trockene Wände
Einen besonderen Vorteil verschaffte Betreiber Sven-Erik Hitzer dabei eine neue Trocknungstechnik. Mit neuartigen Infrarottrocknern bekam er die Feuchtigkeit schnell aus den Wänden. Die Geräte werden dabei direkt vor die betroffenen Stellen gestellt und das Wasser kann wirkungsvoll verdampfen.
"Wir haben noch freie Zimmer", antwortet Sven-Erik Hitzer auf die Frage nach der aktuellen Auslastung seines Hauses. Die Zahlen vor dem Hochwasser hat er noch nicht wieder erreicht, auch wenn die Bio-Touristen besonders treue Gäste sind. Aber bereits im August ist das Hotel fast wieder voll. Andere Hotels haben es da nach seiner Ansicht wesentlich schwerer.
Sorgen machen Hitzer aber vor allem die Tagestouristen. Am linken Elbufer von Schmilka verläuft der Elberadweg, der vor allem viele Radfahrer in den Ort führt. Der Radweg ist auch schon wieder durchgehend für die Radler befahrbar, aber dennoch "bleiben sie trotzdem aus", bilanziert Hitzer. Die Radfahrer fehlen als wichtige Gäste im Café, Restaurant und der Bäckerei.
Kaffee und Kuchen aus dem Verkaufswagen
Im benachbarten Bad Schandau gleicht der historische Markt einer großen Baustelle. Die Geschäfte hier sind zwar zum Teil noch geschlossen, doch Terrassen und Cafés haben schon wieder geöffnet. Die Besitzer behelfen sich mit mobilen Verkaufswägen, solange die Läden noch nicht wieder benutzbar sind. Auch die ersten Hotels direkt an der Elbe öffnen wieder.
Auch das Land Sachsen hat die Not der Tourismusbranche erkannt. Mit rund 1,8 Millionen Euro zusätzlich will Sachsen wieder Gäste ins Land locken und damit die betroffenen Hochwasserregionen unterstützen. Mit den Tourismusbetrieben sind auch die regionalen Produzenten betroffen, die unter anderem die Hotels beliefern. Auch sie verzeichnen herbe Umsatzeinbrüche. "Andererseits sind wir als Verein Landschaft Zukunft e.V. dazu da, jetzt wieder Werbung zu machen und eine Aufbruchsstimmung zu erzeugen", zeigt sich Joachim Oswald vom regionalen Vermarktungsverein kämpferisch.
Die große Sanierung kommt erst noch
Im Garten des Hotels "Helvetia" ist bereits alles wieder grün. Vom Hochwasser ist kaum noch etwas zu sehen. Die Stühle stehen im Gras direkt an der Elbe und eine große Schaukel hängt in den Bäumen. Doch so unbeschadet wie es scheint, hat das Hotel das Hochwasser dann doch nicht überstanden. Dennoch hatte man Glück im Unglück. "Es war wichtig, dass es nicht während der Hauptsaison passiert ist", sagt Sven-Erik Hitzer. Sonst hätten sie jetzt während der Sommermonate ihr Hotel für den großen Umbau schließen müssen. Die anstehende gründliche Sanierung kommt erst noch. Dafür will Hitzer sich Zeit nehmen, wenn es wirtschaftlich am besten zu verkraften ist. Im Winter soll es soweit sein, denn dann kommen kaum Touristen in die Sächsische Schweiz.