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Schlechte Umweltnoten für Kreuzfahrtschiffe

29. August 2016

Außen hui - innen pfui: Für Passagiere ist eine Kreuzfahrt eine Zeit voller Luxus und Entertainment, doch für die Umwelt sind die Vergnügungsdampfer reines Gift. Naturschützer schlagen Alarm.

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Brunsbüttel Queen Mary 2 Kreuzfahrtschiff
Die "Queen Mary 2" gehört zu den Luxus-DreckschleudernBild: picture-alliance/dpa/M. Brandt

Seit fünf Jahren präsentiert der Naturschutzbund Deutschland (NABU) die Umweltbelastung, die von Kreuzfahrtschiffen ausgeht. Das Ergebnis der jüngsten Untersuchung ist ernüchternd: Die meisten der Schiffe sind wahre Dreckschleudern, die große Mengen Stickoxide, Schwefel und Rußpartikel ausstoßen.

Der NABU-Untersuchung zufolge besitzen nur elf der 55 untersuchten Luxusliner eine Technik zur Abgasentgiftung, die über die gesetzlichen Bestimmungen hinausgeht. Unter Umweltaspekten sei sogar kein einziges Kreuzfahrtschiff empfehlenswert, kritisierte der NABU-Verkehrsexperte Dietmar Oeliger.

Hamburg Kreuzfahrtschiff Aida Prima
Die im Mai getaufte "AIDAprima" ist eines der umweltfreundlichsten KreuzfahrtschiffeBild: picture-alliance/Eventpress

Testsieger AIDAprima

Am besten schnitt im NABU-Ranking die AIDAprima ab. Doch auch das im Mai getaufte Schiff mache seinem Namen noch längst nicht Ehre: Die angekündigte Abgasreinigung sei auch nach einem Vierteljahr immer noch nicht im Einsatz, so die Kritik von NABU-Experte Oeliger.

Auf den weiteren Plätzen folgten die "Europa" der Hapag-Lloyd-Reederei, die "Mein Schiff"-Flotte von TUI sowie die beiden Costa-Schwesterschiffe "Diadema" und "Fascinosa". Luxusliner wie die "Queen Mary 2" und die "Queen Elizabeth" der Cunard-Reederei oder die älteren Schiffe von AIDA und "Mein Schiff" bekamen dagegen die "Rote Schiffsschraube" als besonders eklatante Umweltverschmutzer.

Immer noch Schweröl

Einer der Hauptkritikpunkte des Naturschutzbundes ist die Tatsache, dass alle untersuchten Touristenschiffe weiterhin mit Schweröl betrieben werden. Dieser Treibstoff produziert 100-mal mehr Schadstoffe als handelsüblicher Lkw-Diesel.

Es sei inakzeptabel, dass die Betreiber der Schiffe Unsummen für die Bespaßung der Touristen und den gastronomischen Service an Bord ausgäben, während sie beim Umweltschutz weiterhin sparten, "wo es nur geht", so der NABU. "Diese Verantwortungslosigkeit geht vor allem auch zu Lasten der menschlichen Gesundheit, insbesondere von Anwohnern in Hafenstädten", sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

In Hamburg stammten beispielsweise fast 40 Prozent der Stickoxide und ein Fünftel des Feinstaubs in der Stadt von der Seeschifffahrt.

Reedereien widersprechen

Das verheerende Ergebnis des Umwelt-Rankings traf bei den Reedereien erwartungsgemäß auf Unverständnis. AIDA-Sprecher Hanjörg Kunze wies darauf hin, dass die AIDAprima als erstes Kreuzfahrtschiff in vier europäischen Häfen nahezu emissionsfrei mit Flüssiggas betrieben werde.

TUI Cruises zeigte sich mit dem Ergebnis ihrer Schiffe zufrieden. Die Kombination aus Abgaswäscher, dem sogenannten Scrubber, und einem Katalysator senke den Schwefelausstoß um 99 Prozent und den der Stickoxide um 75 Prozent. Diese Technik werde auch außerhalb der Regionen mit verschärften Abgasvorschriften eingesetzt. Kritisiert wurde von Seiten der Reederei, dass der NABU Treibstoffeinsparungen sowie das Abfall- und Abwassermanagement nicht berücksichtigt habe.

Der NABU seinerseits monierte, dass die Reedereien nicht selbst die Antworten auf die Fragen geschickt hätten, sondern dass lediglich vom Kreuzfahrt-Dachverband CLIA zusammengefasste Daten und oberflächliche Angaben zur Verfügung gestellt worden seien. CLIA wies die Vorwürfe zurück. Zahlen seien falsch interpretiert worden, außerdem gebe es keinen wissenschaftlichen Standard für das Ranking, dessen Bewertungskriterien von Jahr zu Jahr geändert würden.

Erste Erfolge

Der Einsatz schwefelärmerer Treibstoffe in der Schifffahrt auf Nord- und Ostsee seit mehr als einem Jahr hat dem NABU zufolge erste Wirkung gezeigt: Die Luftschadstoffbelastung in der Region sei erheblich zurückgegangen. Seit Anfang 2015 dürfen Handels- und Kreuzfahrtschiffe sowie Fähren in Nord- und Ostsee nur noch mit Treibstoff unterwegs sein, der 0,1 Prozent Schwefel enthält, nur noch ein Zehntel von bisherigen Treibstoffen. Alternativ müssen die Abgase über einen Scrubber gereinigt werden.

mak/sti (dpa, epd)