Keine "Stolpersteine" in München
29. Juli 2015In weltweit rund 1200 Städten sind die kleinen quadratischen Messingplatten bereits auf Gehwegen eingelassen, in München dagegen nicht. Und das soll auch so bleiben. Der Stadtrat der bayerischen Landeshauptstadt sprach sich mehrheitlich dagegen aus, die so genannten "Stolpersteine" auf öffentlichen Straßen und Plätzen zuzulassen.
50.000 Stolpersteine in 18 Ländern
In die pflastersteingroßen Messingtafeln sind die Namen von Opfern der nationalsozialistischen Terrorherrschaft eingraviert sowie ein paar kurzen Angaben zu ihrem Schicksal. Entwickelt hat die Idee der deutsche Bildhauer Gunter Demnig, mehr als 50.000 von ihnen hat er mittlerweile in Deutschland und weiteren 17 Ländern gesetzt.
Statt mit "Stolpersteinen" will München dagegen mit Stelen und Gedenktafeln an Hauswänden an die Ermordeten und Verfolgten der Nazi-Zeit erinnern. Außerdem soll ein zentrales Namensdenkmal auf die Schicksale der NS-Opfer aufmerksam machen.
Umstrittene Form des Erinnerns
Das Für und Wider der Zulassung von "Stolpersteinen" als eine mögliche Form würdigen Erinnerns an individuelle Schicksale wird in München schon seit vielen Jahren kontrovers diskutiert. Die Jüdische Gemeinde von München und viele Angehörige von Holocaust-Opfern lehnen diese Form des Gedenkens ab. Sie sehen die Art des Gedenkens durch in den Gehweg eingelassene Plaketten, über die Passanten oft achtlos hinweggehen, außerdem als demütigend an und lehnen sie ab. Viele Hinterbliebene bezweifeln, ob ihre toten Verwandten diese Art des Gedenkens gewollt hätten. Prominente Gegnerin ist auch die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch.
Andere Familien von Verfolgten der Nationalsozialisten und Vereinigungen von NS-Opfergruppen wiederum sind vehement für die Anbringung von "Stolpersteinen".
cw/sti (dpa, afp)