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Müller macht den Unterschied

16. Dezember 2017

Der FC Bayern beendet die erste Saisonhälfte mit einem knappen und glücklichen Sieg beim VfB Stuttgart. Thomas Müller und Torhüter Sven Ulreich machen den Erfolg für den Rekordmeister perfekt.

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Bayern-Torwart Sven Ulreich und Torschütze Thomas Müller jubeln gemeinsam. Foto: dpa-pa
Die beiden Matchwinner der Bayern freuen sich: Torwart Sven Ulreich (l.) und Thomas Müller (r.) Bild: picture-alliance/dpa/Pressefoto Rudel

So recht konnten die Spieler des FC Bayern München ihr Glück nicht fassen. Sie hatten diese Partie tatsächlich mit 1:0 (0:0) gewonnen. Und das, obwohl der VfB Stuttgart in der dritten Minute der Nachspielzeit noch einen berechtigten Foulelfmeter zugesprochen bekommen hatte. Aber Chadrac Akolo schoss den Ball so schwach und unplatziert, dass Bayern-Torhüter Sven Ulreich den Strafstoß nahezu mühelos parieren konnte.

Mit dieser Rettungstat stand der Sieger in einem lange Zeit hochklassigen und ausgeglichenem Spiel fest. "Wir bereiten uns auf die Schützen immer gut vor. In der Szene hatte ich das nötige Glück", sagte Ulreich, der in seiner alten Heimat während der gesamten 90 Minuten mit Pfiffen begleitet worden war. "Das war sicher unnötig", befand der Bayern-Torhüter, ohne dass man ihm Genugtuung oder eine andere emotionale Regung ansehen konnte. Ulreich hatte die Führung gerettet.

Pfiffe gegen Müller

VfB Stuttgart - Bayern München
Jubel um den Torschützen Thomas Müller (r.)Bild: picture-alliance/dpa/M. Murat

Den entscheidenden Treffer hatte indes Thomas Müller erzielt. Das war deshalb so erstaunlich, weil der 28-Jährige erst nach 65 Minuten eingewechselt wurde und es wirkte, als wäre dieser kühle, winterliche schwäbische Nachmittag genau das, was er an diesem Tag nicht so richtig brauchte. Müller erschien in den ersten Minuten auf dem Platz eher fahrig und unkonzentriert, denn fokussiert und zielstrebig.

Nicht förderlich für Müllers Stimmung waren aber wohl auch die gellenden Pfiffe, als er den Rasen betrat. Anders als bei seinem Teamkollegen Ulreich dürften die Unmutsäußerungen der Stuttgarter Zuschauer gegen Müller aber dem großen Respekt und der unterschwelligen Angst vor den Fußballkünsten des Offensiv-Allrounders geschuldet gewesen sein - womit die VfB-Fans den richtigen Riecher hatten und Recht behalten sollten.

Müller schlich zwar - so wie es seit vielen Jahren seine Art ist - überall in der gegnerischen Hälfte herum und war läuferisch fleißig. In seiner kurzen Spielzeit spulte er immerhin 3,6 Kilometer ab. Aber immer wenn der Ball in seine Nähe kam, erweckte Müller den Eindruck, als könne er an diesem Tag wenig damit anfangen. Mal spielte er einen Fehlpass, mal verlor den Ball im Zweikampf, auch seine Flanken sorgten kaum Gefahr für den VfB. Bis die 79. Minute anbrach, Müller sich wieder mal in den Strafraum gestohlen hatte, angespielt wurde und eine blitzschnelle Eingebung hatte.

Müllers Treffer war bei Mitspielern kaum ein Thema

In diesem Moment zeigte er sein ganzes außergewöhnliches Können: Mit dem linken Fuß hämmerte er den Ball flach und unhaltbar ins Tor. "Wir haben sehr viel verteidigt bekommen, aber eben nicht alles", sagte VfB-Trainer Hannes Wolf später sichtlich enttäuscht und in dem Bewusstsein, dass die individuelle Qualität der Münchner Profis so groß ist, dass ihnen oft diese eine Situation genügt, um ein Spiel in ihre Richtung zu drehen.

Müllers Schuss zum 1:0 für Bayern in Stuttgart. Foto: dpa-pa
Alles richtig gemacht: Müller (l.) zieht ab und erzielt das spielentscheidende 1:0Bild: picture-alliance/dpa/Pressefoto Baumann

Bei Müllers Mitspielern war der Torschütze des Tages kaum ein Thema. Sie scheinen bereits daran gewöhnt zu sein, dass Müller häufig derjenige ist, der den Unterschied ausmacht. Allerdings war es erst der zweite Saisontreffer, den der Angreifer erzielte. Eine Verletzung und eine nicht allzu gute Form hatten Müller in dieser Spielzeit länger blockiert.

Heynckes will Müller kitzeln

Halb im Spaß, aber wohl auch halb im Ernst merkte Bayern-Trainer Jupp Heynckes deshalb auch an, dass "es ja langsam mal Zeit wird, dass Thomas trifft. Normalerweise hat er den linken Fuß ja nur zum Stehen." Heynckes weiß genau um die Qualitäten seines Offensivspielers und scheint ihn auch mit Worten zu Höchstleistungen anstacheln zu wollen.

Wenn es im Frühjahr in die entscheidende Saisonphase geht, benötigen die Münchner einen Thomas Müller in Topform. Nicht so sehr für die Bundesliga, die sie ja ohnehin fast ohne Gegenwehr der Konkurrenz dominieren. Aber in den K.o.-Runden der Champions League müssen die Münchener auf höchstem Niveau agieren, um nicht vorzeitig aus dem Wettbewerb auszuscheiden.

Thomas Müller hat die Botschaft seines Trainers offenbar verstanden. "Der Trainer hat immer recht", sagte der Weltmeister - und machte sich mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf den Heimweg.