Müller gewinnt Diskus-Bronze
25. August 2015Hätte dieser Wettkampf doch nur fünf Durchgänge gehabt, statt der tatsächlichen sechs. Bis zum letzten Wurf lag Nadine Müller mit 65,53 Metern im Diskus-Finale der Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Peking auf dem zweiten Rang und durfte auf die Silbermedaille hoffen. Doch dann steigerte sich die Kroatin Sandra Perkovic im abschließenden Versuch noch einmal und schob sich mit 67,39 Metern noch an Müller vorbei. Perkovic gewann Silber, für die Deutsche blieb die Bronzemedaille. Vier Jahre nach WM-Platz zwei in Daegu war es die zweite WM-Medaille für die 29-Jährige.
"Ich habe vorher mit einer Medaille geliebäugelt", sagte Müller anschließend. "Die letzten beiden Jahren waren wegen zahlreicher Verletzungen schwere Jahre. Umso härter erkämpft war diese Medaille. Ich bin super happy!" Noch glücklicher war die neue Weltmeisterin Denia Caballero, die mit 69,28 Metern als erste Kubanerin WM-Gold mit dem Diskus gewann. Julia Fischer landete mit 63,88 Metern auf dem fünften Platz, Siebte wurde Shanice Kraft mit 63,10 Metern.
Genzebe Dibaba holt ersten großen Titel
Über 1500 Meter lief Weltrekordlerin Genzebe Dibaba aus Äthiopien wie erwartet zu Gold. Die 24-Jährige setzte sich in 4:08,09 Minuten vor der Kenianerin Faith Kipyegon (4:08,96) und der in Äthiopien geborenen Niederländerin Sifan Hassan (4:09,34) durch. Für Dibaba war es der erste große Freiluft-Titel. Sie hatte im Juli den 22 Jahre alten Weltrekord über 1500 Meter auf 3:50,07 Minuten gedrückt. In Peking will sie auch über 5000 Meter noch den Titel holen. Auf dieser Strecke hält ihre ältere Schwester Tirunesh Dibaba den Weltrekord. Sie ist wegen einer Babypause in Peking aber nicht am Start.
Überraschungssieger aus Kenia
Auch über die 400 Meter Hürden der Männer ging der Titel nach Ostafrika: Der Kenianer Nicholas Bett siegte überraschend und bescherte der Langstrecken-Nation das dritte Gold bei den Titelkämpfen in Peking. Der 23-Jährige verbesserte seine persönliche Bestmarke um eine halbe Sekunde auf die Jahresweltbestzeit von 47,79 Sekunden und setzte sich vor dem EM-Dritten Denis Kudrjawzew aus Russland (48,05) sowie Jeffery Gibson von den Bahamas (48,17) durch. Für Kenia, das seit Jahrzehnten die 3000 Meter Hindernis beherrscht, war es die erste WM-Medaille über die Hürdenrunde. Zudem holte erstmals seit dem großen Sambier Samuel Matete (Gold 1991, Silber 1993 und 1995) ein dunkelhäutiger Afrikaner Edelmetall in dieser Disziplin.
Die USA gingen leer aus. Der Olympiazweite Michael Tinsley wurde in 50,02 Sekunden Letzter. Die US-Amerikaner haben seit dem WM-Gold durch Kerron Clement 2009 keinen großen Titel in ihrer einstigen Domäne geholt.
Rutherford springt am weitesten
Im Weitsprung ist der Olympiasieger nun auch Weltmeister: Greg Rutherford aus Großbritannien sprang 8,41 Meter weit und setzte sich vor dem Australier Fabrice Lapierre, der sich im letzten Versuch auf 8,24 Meter steigerte, und dem Chinesen Wang Jianan durch, der zwei Tage vor seinem 19. Geburtstag auf 8,18 Meter kam. Titelverteidiger Alexander Menkow aus Russland erreichte lediglich 8,02 Meter und belegte Platz sechs. Die beide deutschen Starter Fabian Heinle und Alyn Camara waren in der Qualifikation ausgeschieden.
Über 800 Meter holte sich Olympiasieger David Rudisha aus Kenia seinen WM-Titel zurück. Der 26-Jährige siegte in 1:45,84 Minuten vor dem Polen Adam Kszczot (1:46,08) sowie dem Weltjahresbesten Amel Tuka aus Bosnien-Herzegowina (1:46,30). Rudisha feierte mit diesem Sieg ein erfolgreiches Comeback. Ein Jahr nach seinem Olympiatriumph von 2012 hatte er sich schwer am Knie verletzt und deshalb auch seinen WM-Titel in Moskau 2013 an den Äthiopier Mohammed Aman verloren. In Peking profitierte Weltrekordhalter Rudisha nun auch davon, dass Aman im Halbfinale disqualifiziert wurde und sein Angstgegner Nijel Amos aus Botswana den Endlauf verpasste.
Bolt im Vorlauf ganz entspannt
Keine größeren Anstrengungen musste Rekordweltmeister Usain Bolt 48 Stunden nach seinem Triumph über 100 Meter unternehmen, um seinen Vorlauf über 200 Meter erfolgreich zu überstehen. Der 29-Jährige lief im Pekinger "Vogelnest" als Sieger seines Vorlaufs ganz locker in 20,28 Sekunden ins WM-Halbfinale. Der Jamaikaner kann am Donnerstag zum vierten Mal in Serie Weltmeister über 200 Meter werden.
Der deutsche Meister Julian Reus, der direkt neben Bolt lief, schied als Vierter des Rennens in 20,51 Sekunden aus. Robin Erewa verabschiedete sich in seinem Vorlauf in 20,67 Sekunden ebenfalls als Vierter.
Auch Bolts großer Rivale Justin Gatlin aus den USA, der über 100 Meter um eine Hundertstelsekunde geschlagen wurde, gewann seinen Vorlauf problemlos in 20,19 Sekunden. Schnellster der ersten Runde war überraschend der Türke Ramil Guliyev mit Landesrekord von 20,01 Sekunden.
asz/jw (sid, dpa)