Mysteriöser Todesfall an koreanischer Grenze
24. September 2020Die Geschichte klingt ungeheuerlich, und dies ist auch die Bewertung durch die südkoreanische Regierung: "ungeheuerlich". Nach Darstellung aus Seoul haben nordkoreanische Sicherheitskräfte bei einem Vorfall im Meeresgebiet einen südkoreanischen Ministeriumsbeamten erschossen. Wie das südkoreanische Verteidigungsministerium mitteilte, war der 47-jährige Mitarbeiter der Fischereibehörde unter unklaren Umständen von seinem Patrouillenboot verschwunden.
Was der Geheimdienst weiß
Offenbar geriet er in nordkoreanisches Gewässer und wurde daraufhin von nordkoreanischen Sicherheitskräften erschossen, wie das Verteidigungsministerium in Seoul auf der Grundlage der Analyse von Geheimdienstinformationen weiter mitteilte. Seine Leiche sei anschließend in Nordkorea verbrannt worden.
Der Mann war nach offiziellen Angaben in der Nähe der Insel Yeonpyeong unterwegs gewesen, bevor er verschwand. Laut Medienberichten wurden die Schuhe des Mannes auf dem Patrouillenboot gefunden. Dies löste Spekulationen aus, dass er versucht haben könnte, sich ins Nachbarland abzusetzen.
Leichen wegen Coronavirus verbrannt?
Der Generalstab in Seoul forderte Nordkorea auf, das Vorgehen zu erklären und die Verantwortlichen zu bestrafen. "Nordkorea fand den Mann in seinen Gewässern und verübte eine brutale Tat, als es ihn erschoss und seinen Körper verbrannte", fasste ein Vertreter der obersten Kommandobehörde den Ermittlungsstand zusammen.
Laut der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap gibt es Informationen, wonach Nordkorea nach der Erschießung die Leiche des Beamten als Maßnahme gegen eine Verbreitung des Coronavirus verbrannt hat. Unklar ist, was den Mann dazu gebracht haben könnte, in das abgeschottete Nachbarland überzulaufen. Im Juli war ein nordkoreanischer Flüchtling, der drei Jahre im Süden gelebt hatte, in seine Heimat zurückgekehrt.
ml/ww (afp, dpa)