Musk macht Werbe-Expertin zur Twitter-Chefin
12. Mai 2023Die bisherige Werbechefin der US-Mediengruppe NBCUniversal werde sich als neue Chefin des Kurzbotschaftendienstes auf geschäftliche Aufgaben konzentrieren, erklärte Musk auf Twitter. Er selbst werde für "Produktdesign und neue Technologie" zuständig sein. "Ich freue mich darauf, mit Linda zusammenzuarbeiten, um diese Plattform in X, die Alles-App, umzuwandeln", schrieb Musk.
Der Multimilliardär hatte am Donnerstag angekündigt, den Posten als Twitter-Chef in Kürze abzugeben und eine Frau zu seiner Nachfolgerin zu machen. "Sie wird in etwa sechs Wochen anfangen", schrieb der 51-Jährige auf Twitter, ohne zunächst einen Namen zu nennen.
Mehrere US-Medien berichteten dann, Yaccarino solle Chefin von Twitter und dem neu gegründeten Dachunternehmen X Corporation werden. Am Freitag gab NBCUniversal bekannt, dass die Spitzenmanagerin den Konzern nach zwölf Jahren "mit sofortiger Wirkung" verlässt.
Nach Ansicht von Beobachtern ist allerdings offen, wie viel Handlungsfreiheit die neue Top-Managerin neben Musk haben wird. Nach Darstellung der US-Zeitung "Wall Street Journal" dürfte Yaccarino vor allem die Aufgabe zufallen, das Verhältnis zu den Twitter-Werbekunden zu kitten, das durch Musks Führungsentscheidungen Schaden genommen hat.
"Mitgefühl und Mitleid"
Wen auch immer er anheuere - die Person verdiene "unser Mitgefühl und unser Mitleid", erklärte der unabhängige Technik-Experte Rob Enderle von der Enderle Group. "Der wahre Test wird sein, ob er zur Seite treten kann, um sie ihren Job machen zu lassen."
Musk hatte Twitter im Oktober für rund 44 Milliarden Dollar (40,3 Milliarden Euro) gekauft, im Zuge eines chaotischen Umbaus alle Top-Manager gefeuert und selbst die Führung übernommen. Mehr als zwei Drittel der 7500 Mitarbeiter mussten gehen. Auch für die Nutzer der Plattform gab es tiefgreifende Veränderungen, unter anderem mit der Einführung eines Bezahl-Abonnements für verifizierte Accounts. Daraufhin brachen die Werbeeinnahmen ein - die zentrale Geldquelle von Twitter.
Hund an der Spitze
Im Dezember ließ Musk nach Kontroversen über seinen Führungsstil auf Twitter darüber abstimmen, ob er den Chefposten räumen soll. Gut 57 Prozent der 17,5 Millionen Teilnehmer sprachen sich dafür aus. Danach passierte zunächst einmal nichts, obwohl Musk versichert hatte, dass er sich an die Abstimmung halten werde. Im Februar stellte er in Aussicht, die Unternehmensführung Ende des Jahres zu übergeben. Im April schließlich sagte er dem britischen Sender BBC, sein Hund sei Twitter-Chef.
Musk ist auch Inhaber des Elektroauto-Herstellers Tesla und der Weltraumfirma SpaceX. Vor allem unter Tesla-Investoren hatte sich Unmut geregt; der Milliardär verwende zu viel Zeit auf Twitter, hieß es. Seine Übernahme der Plattform, deren Wert er laut einem internen Dokument im März auf 20 Milliarden Dollar (18,3 Milliarden Euro) geschätzt hatte, nährte aber auch Befürchtungen, der dortige Umgangston könne noch rauer werden, Hassbotschaften, Desinformation und Hetze könnten weiter zunehmen. Musk selbst hatte erklärt, er wolle angebliche Zensur in dem Kurznachrichtendienst beenden, daher werde die Moderation von Inhalten gelockert.
kle/uh/jj/wa (dpa, afp, rtr)