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Musik online kaufen

Oliver Ilan Schulz17. September 2005

Es wurde heiß diskutiert auf der Popkomm: Ist der Online-Vertriebe eine Chance für die Kleinen? Klar ist nur: Der Musikmarkt wird immer komplexer.

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Wo liegt die Zukunft des Musikvertriebs?Bild: dpa

Legale Downloadplattformen boomen. Darin waren sich die Teilnehmer einer Diskussionsrunde über digitale Vertriebswege auf der Popkomm einig. Der deutsche Markführer Musicload, das Musikportal der Telekom, verzeichnete im August mehr als doppelt so viele Downloads wie im selben Monat 2004. Der Vizepräsident von T-Online Entertainment, Marc Schröder, äußerte sich zufrieden, dass es gelinge, "Leute aus dem illegalen Markt herausholen".

Wenig Repertoire

In England würden 25 bis 30 Prozent der für die Top Ten berechneten TiteloOnline gekauft, sagte Scott Cohen vom britischen Vertrieb The Orchard. Insgesamt würden aber nur sechs Prozent der Musik im Internet verkauft, weil viel Repertoire noch nicht zum Download zur Verfügung stehe. So wurde auf der Popkomm die Frage diskutiert, wie Label ihr Programm ins Internet bekommen und welche Chancen sich daraus für sie ergeben.

Beispiel Four Music

Ein gutes Beispiel ist Four Music, das Label der Fantastischen Vier, Deutschlands bekanntester Hip-Hop-Formation. Für seine Downloads arbeitet Four Music mit unterschiedlichen Portalen zusammen, um möglichst viele Zielgruppen zu erreichen. Große Portale wie Musicload oder iTunes sprechen ein breites Publikum an, erläutert Markus Roth, Leiter der Online- und New Media-Abteilung des Labels. Sie seien aber auf Deutschland, Österreich und die Schweiz beschränkt. Kleinere, spezialisierte Portale erreichen dagegen Multiplikatoren - wie zum Beispiel DJs - in der ganzen Welt. Als Marketing-Instrument verwendet Four Music unter anderem die Vergabe eines exklusiven Stücks, das dann häufig vom Downloadanbieter auf Bannern beworben wird.

PopKomm
Bild: DW

Zusätzlich hat Four Music mit befreundeten Labels einen eigenen Webstore eingerichtet. Obwohl damit ein Zwischenhändler übersprungen wird, ist die Musik trotzdem nicht billiger. "iTunes betreibt dafür eine radikale Preispolitik", rechtfertigt sich Markus Roth - andere kommen dagegen eben nicht mit. Die Nebenkosten für Abrechnungsdienstleister und Technik ließen keine niedrigeren Preise zu. Der labeleigene Shop setzt auf Service und breites Angebot: Es gibt keine Kopierbeschränkungen und reichlich unveröffentlichtes Material der Four Music-Künstler.

Ein (zu) komplexer Markt

Da der Aufwand bei Online-Vertrieb wesentlich geringer ist als bei physikalischen Tonträgern, gilt dieser Weg als Chance für kleine und neue Label. Dennoch können sich im Gegensatz zu Four Music nur wenige Label dafür zwei eigene Angestellte leisten. Deshalb wenden sich die Plattenfirmen an so genannte Aggregatoren, ein anderes Wort für Online-Vertriebe. "Der neue Markt ist ungleich komplexer", sagt Scott Cohen von The Orchard. Angesichts unterschiedlichster Verkaufsmodelle und hoher technischer Anforderungen von Seiten der Online-Shops sei es für kleine Labels sinnvoll, diese Aufgaben zu delegieren. Außerdem könne ein Online-Vertrieb die Label durch gezielte Promotion bei den Portalen besser platzieren.

Auch Susanne Peter, Marketing-Chefin von Musicload, empfiehlt kleinen Labels, über einen Aggregatoren an die großen Portale heranzutreten. Nach Ansicht der Experten sollen sich Künstler und Label darauf beschränken, eine möglichst enge Bindung zum Publikum aufzubauen. Dabei können sie sich natürlich auf die im Netz erzeugten Informationen stützen. Insgesamt scheint es, als wäre es für kleine Label und noch unbekannte Künstler zwar einfach, ihre Musik auf legalen Downloadplattformen zum Verkauf anzubieten. Eine verkaufsträchtige Platzierung ist aber immer noch von der Zusammenarbeit mit mächtigen Partnern abhängig. So fördern etwa Klingeltöne nur Musik, die ohnehin in den Hitparaden präsent ist.

Die Zukunft soll mobil sein

Ein großer Zukunftsmarkt könnten mobile Downloads sein. So wie man heute mit dem Handy Fotos schießt, sollen Musik-Downloads alltäglich werden. Schon heute kann etwa ein UMTS-Handy-Benutzer einen Song in etwa einer Minute herunterladen, und das in akzeptabler Qualität. Musicload geht davon aus, dass in drei Jahren 85 Prozent der Handys mit entsprechender Technologie ausgerüstet sein werden und startet dafür die Plattform T-mobile-jukebox. Leider muss in diesem Bereich noch mit Kompatibilitätsproblemen gerechnet werden - der Kampf um das gängigste Format dauert an. Dennoch empfahl Scott Cohen den Hörern, schon jetzt mitzumachen. Natürlich nur, damit sie dann im entscheidenden Moment mit der Technologie vertraut sind.