Mund-Nasen-Schutz: In vielen afrikanischen Kulturen alltäglich
Ob Einwegmaske oder Designerstück: In Zeiten von Corona greifen mehr und mehr Afrikaner zum Mundschutz. Der Schutz des Gesichts hat in einigen Regionen Afrikas Tradition.
Libyen: Nicht nur funktional - die Bedeckungen der Tuareg
Die Wüste Sahara und die Sahelzone sind Heimat derer, die auf dem afrikanischen Kontinent nomadisch leben. Die Kopfbedeckung der Tuareg sowie die Gesichtsschleier der Männer (Bild) schützen vor Sonne und aufwirbelnden Sandkörnern - und haben nicht nur funktionale Gründe: Während die Kopfbedeckung Wertvorstellungen wie Respekt und Anstand transportieren soll, rankt sich um den Schleier ein Mythos.
Libyen: Tuaregmänner tragen traditionelle Gesichtsschleier
Nur männliche Tuareg verhüllen ihr Gesicht. Einer Überlieferung nach schützt der Schleier vor den Geistern der Toten, den Kel Eru. Diese könnten sonst auf den Reisen durch die Wüste versuchen, in sie einzudringen. Turban und Schleier wurden früher häufig mit Indigo eingefärbt. Wegen der blauen Spuren, die Indigo auf der Haut hinterlässt, heißen Tuareg auch "die blauen Männer der Wüste".
Libyen: Mit Turban und Schleier durch die Wüste
Das Volk der Tuareg zählt zur größeren Gruppe der Berber. Die Tuareg sind auf mehrere Länder verteilt, inzwischen sind viele sesshaft. Sich selbst nennen sie "Imajeghen" im Niger, "Imuhagh" in Algerien und Libyen sowie "Imushagh" in Mali. Die Fremdbezeichnung "Tuareg" geht auf das berberische "Targa" zurück, womit eine Provinz in Libyen bezeichnet wurde. Es ähnelt auch dem arabischen "Tawariq".
Marokko: Berber mit dem traditionellen Litham
Die traditionellen Kopfbedeckungen und Gesichtsschleier der Tuareg heißen "Tagelmust" oder "Litham". Den gelben Litham auf dem Foto trägt ein Mann im marokkanischen Teil der Sahara. Er gehört zu den Berbern Marokkos. Bei kriegerischen Auseinandersetzungen half ein Tuch wie dieses, um unerkannt zu bleiben.
Ägypten: Auch Beduinen tragen Kopfbedeckungen
Wie die Tuareg sind auch Beduinen nomadische Wüstenbewohner. Sie leben auf der Arabischen Halbinsel und in angrenzenden Staaten wie Israel oder Ägypten. Kufiya - oder in manchen Gegenden auch Ghutra oder Hatta - heißt das Tuch, das dieser Mann in der Libyschen Wüste Ägyptens trägt. Wie es angelegt wird, unterscheidet sich von Region zu Region.
Tschad: Die verschleierten Männer der Tubu
Die östlich von den Tuareg beheimateten Tubu sind ebenfalls dafür bekannt, dass sich nicht die Frau, sondern der Mann verschleiert. Der Mann ist auch dafür zuständig, die Kleider zu nähen. Die zumeist im nördlichen Tschadbecken lebenden Tubu arbeiten oft als Hirten - sie hüten Schafe und Ziegen oder betreiben Kamelzucht. Inzwischen tragen auch Afrikaner anderer Landesteile Gesichtsbedeckungen.
Nigeria: Die Emire tragen Schleier
Im Bundesstaat Kano der westafrikanischen Republik Nigeria gibt es ihn auch, den Gesichtsschleier. Sein Träger ist der jeweils amtierende Emir. Bis März 2020 war dies Muhammadu Sanusi II, den das Foto bei seiner Ernennung 2014 zeigt. Auf seine Absetzung folgte Aminu Ado Bayero. Der jeweilige Emir von Kano ist nach dem Sultan der zweitwichtigste muslimische Führer im Land.
Marokko: Niqab - der Gesichtsschleier der Frauen
Wenn weibliche Islam-Angehörige ihr Gesicht verschleiern, tun sie das mit einem Niqab. Auf der Arabischen Halbinsel ist er weit verbreitet, in Nordafrika sieht man ihn seltener. Die Frau auf dem Bild trägt zudem die traditionelle Abaya - ein bodenlanges Übergewand - und ein Kopftuch. 2017 verhängte Marokko jedoch ein Burka- und Niqab-Verkaufsverbot. Grund könnten Sicherheitsbedenken gewesen sein.
Somalia: Inzwischen tragen Muslimas auch hier Gesichtsschleier
Religiöse Frauen in Somalia kleiden sich heute unterschiedlich. Während Muslimas traditionell in diesem ostafrikanischen Land das Gesicht nicht mit einem Niqab bedeckten, sieht man diesen durch den gestiegenen Einfluss des Islam seit den 1980 Jahren inzwischen häufiger - vor allem in Städten. Auf dem Bild tragen einige Studentinnen in Mogadischu einen Niqab.
Sansibar: Verschleierte Frauen am Strand
Auch im etwas südlicher gelegenen Sansibar gibt es Frauen, die ihr Gesicht mit Stoff bedecken. Sansibar ist ein Teilstaat Tansanias. Laut dem "CIA World Factbook" leben auf dem Sansibar-Archipel fast ausschließlich Muslime. Inzwischen ist die Bedeckung von Mund- und Nasenpartie auf dem gesamten afrikanischen Kontinent keine Seltenheit mehr.
Kenia: Stoffmasken-Produktion gegen die Verbreitung von SARS-CoV-2
Schuld daran ist die Corona-Krise. In Kenia beispielsweise ist ein Mund-Nasen-Schutz nun Pflicht in der Öffentlichkeit. Doch nicht alle können sich Einwegmasken zu einem Dollar das Stück leisten. In Kibera, einem Slum Nairobis, verteilt Designer David Ochieng deshalb wiederverwendbare Stoffmasken. Mit seiner Firma Lookslike Avido stellt er sie selbst her.
Kenia: Designer-Masken für ärmere Mitmenschen
Auf diesem Bild ist der Designer, der sich mittlerweile "Avido" nennt, mit einer dieser selbstproduzierten Masken zu sehen. Avido wuchs in Kibera auf und trägt auch sonst, was er selbst designt. Im Herbst ist seine Firma Lookslike Avido zum Ökorausch-Festival in Köln nach Deutschland eingeladen. Den Platz für die Ausstellung nachhaltigen Designs sicherte sie sich durch ein Online-Voting.
Kenia: Maskenproduktion als alternative Beschäftigung
Auch andere Kenianer helfen. Weil Möbelmacherin Sara Reeves in der Corona-Krise ihre Werkstatt in Nairobi schließen musste, stellt sie mit ihrem Team kurzerhand Masken her. Sie nutzen dafür die in Ostafrika typischen bunten Kitenge-Stoffe. Für jede verkaufte Maske wolle sie eine spenden. So sollen Masken "in die Hände und auf die Gesichter von schutzbedürftigen Menschen" gelangen, sagt Reeves.
Kenia: Fabriken produzieren Einwegmasken
Diese 300 Näher und Näherinnen einer Fabrik in Nairobi fertigen täglich rund 20.000 Einwegmasken. Auch Deutschland hat solche in Kenia bestellt. Falschmeldungen zufolge seien sechs Millionen Masken dann am Flughafen verschwunden. Nach Recherchen des "Tagesspiegel" war das aber erfunden: Möglicherweise wollte sich der Anbieter seiner Vertragspflichten entledigen. Autorin: Verena Greb