Mr. Happy Sound - James Last ist tot
10. Juni 2015Im Familienalbum von James Last zeigt ihn ein Foto als Erstklässler in einem Matrosenanzug. Die passende Kleidung für den blonden Jungen aus Bremen, der am 17. April 1929 in der Hansestadt geboren wurde. Sein Vater, Louis Last, war jahrelang zur See gefahren, hatte sich dann in ruhigere Fahrwasser begeben, einen Job bei den Bremer Stadtwerken gefunden und für seine Familie ein Haus gebaut. Die große Leidenschaft des Vaters war die Musik. Am Wochenende war er als Alleinunterhalter mit Ziehharmonika und Schlagzeug unterwegs zu Auftritten. Überall im Haus standen Musikinstrumente herum. Für Hans, seine beiden Brüder und die drei Halbgeschwister aus der ersten Ehe des Vaters, eine wunderbare Spielwiese. Hansi, wie er heute immer noch von Freunden genannt wird, wurde damals von einer Leidenschaft gepackt, die ihn nie wieder loslassen sollte.
Von Militärmusik zu Jazz und Tanz
Mit vierzehn stellte Hans Last die Weichen dafür, dass aus der Berufung ein Beruf werden sollte. Der talentierte Junge ging zur Heeresmusikschule. Nach dem Krieg spielte Last in den Clubs der amerikanischen Besatzungstruppen und kam mit deren Musik in Berührung. Der Bass wurde zum Lieblingsinstrument des jungen Mannes, der bald eine Anstellung beim neugegründeten Tanzorchester von Radio Bremen fand. Außerhalb der regulären Arbeitszeiten war es die Jazzmusik, die Hans Last faszinierte. 1953 trat beim ersten Deutschen Jazzfestival eine hochkarätig besetzte Gruppe auf, die sich "German All Stars" nannte.
Unter anderem mit Paul Kuhn am Piano, Max Greger am Tenorsaxophon und Hans Last am Bass. Last betätigte sich aber nicht nur als Musiker, sondern arbeitete auch als Arrangeur für die Tanzorchester von Radio Bremen und des damaligen Nordwest Deutschen Rundfunks (NWDR). Er hatte das richtige Gespür für den passenden Sound und so dauerte es nicht lange und Hans Last arrangierte die Hits von Nachkriegsstars wie Freddy Quinn, Fred Bertelmann oder Caterina Valente.
Happy Sound bringt Millionen
Anfang der 1960er brachte Last auch selbst Schallplatten auf den Markt. Zunächst ohne großen Erfolg. Erst als er seinen "Happy Sound" kreierte und sich mit seinem Künstlernamen James Last und seinem eigenem Orchester in Szene setzte, gelang ihm der Durchbruch. Der James-Last-Sound wurde zum Lieblingsprogramm auf jeder deutschen Kellerbarparty. Der große Clou dabei war die im Aufnahmestudio beigemischte Partystimmung. "Ich vergleiche das mit großen Namen. Debussy bleibt immer Debussy, Bach klingt immer wie Bach und Mozart immer wie Mozart. Und so klingt eben im Kleinen, Hansi Last, wie Hansi Last", sagte James Last zu seinem prägnanten Sound. 1973 konnte James Last seine 100. Goldene Schallplatte in Empfang nehmen. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits 80 Millionen LPs verkauft.
James Last ist nach dem "PopXport Ranking" der DW, das minutiös Platzierungen deutscher Künstler in den internationalen Charts seit 1970 ausgewertet hat, sogar der fünfterfolgreichste Musiker aus Deutschland.
Last global
In Fernsehshows war der smarte Orchesterleiter allgegenwärtig, dirigierte seine Band vor einem millionenstarken TV-Publikum. Mit seinen Konzerten füllte James Last große Hallen und ging auch auf Welttournee. In London brachte er in der ehrwürdigen Royal Albert Hall das Publikum zum Kochen. Er spielte in Japan, der ehemaligen Sowjetunion, Australien und Kanada. Dort erhielt er sogar einige Musik-Auszeichnungen. In den USA gefiel es ihm und seiner ersten Frau so gut, dass sie sich in Florida ein Haus samt Tonstudio bauten. Dort entstanden auch einige seiner Schallplattenaufnahmen.
Doch das gut verdiente Geld saß bei James Last ziemlich locker. Es ging für schicke Autos, teure Reisen und einen extravaganten Lebensstil drauf. Den Rest übernahmen miese Anlageberater, die James Last an den Rand des Ruins brachten.
Von Ruhestand keine Rede
Was ihn letztendlich über Wasser hielt, waren seine umfangreichen Urheberrechte. Besonders seine Kompositionen, die für beliebte Fernsehserien verwendet wurden, füllten seine Kasse immer wieder auf. Ab Mitte der 1980er begann die Popularität von James Last stetig zu sinken. Die Schallplattenverkäufe gingen zurück und auch auf dem Bildschirm sah man ihn immer weniger. Ans Aufgeben dachte James Last aber noch lange nicht. Auch als er das reguläre Rentenalter längst erreicht hatte, ging er immer wieder auf Konzertreisen. Im Aufnahmestudio blieb er weiter aktiv und erfand sich mit 78 Jahren sogar noch einmal neu. Sein Album "They Call me Hansi" nahm er mit Stars der jungen deutschen Musikszene auf. Die CD wurde zum Kultobjekt, aber nicht zum Verkaufsschlager.
Last…but not least
Dass Jan Delay, Xavier Naidoo, Herbert Grönemeyer, Jazzmusiker Til Brönner oder Nina Hagen bei diesem außergewöhnlichen Albumprojekt mit von der Partie waren, spricht für James Lasts Bedeutung in der deutschen Musikszene und bei der jüngeren Musikergeneration. Bis zuletzt schnupperte James Last immer noch gerne Bühnenluft und plante weitere Tourneen mit seinem Orchester, das er als seine Familie betrachtete. "Ich denke mehr daran, was morgen ist, als was gestern war", sagte er voller Tatendrang. Dass es sich 2013 bei der so genannten "Last-Tour" wirklich um die letzte Tournee gehandelt haben könnte, entpuppte sich schnell als Marketinggag des rüstigen Unruheständlers. Seinen Werdegang hat er 2006 in dem Buch "Mein Leben" niedergeschrieben. "Es war ein tolles Leben. Wenn man die Gabe hat, dass man Musik schreiben kann, die Millionen Menschen gefällt, was will man mehr!", schrieb er rückblickend.