EU-Seuchenschützer: Ausbruch von Mpox kann begrenzt werden
16. August 2024Die Europäische Seuchenschutz-Agentur (ECDC) in Stockholm empfiehlt den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, Reisehinweise für Besuche in Mpox-Gebieten in fünf zentralafrikanischen Staaten (Burundi, Zentralafrikanische Republik, Kongo, Ruanda, Uganda) und Kenia abzugeben. Die Direktorin der ECDC, Pamela Rendi-Wagner erklärte in Stockholm, wegen der engen Verbindungen zwischen Afrika und Europa müsse man sich auf importierte Mpox-Fälle vorbereiten, die von der neuen Virus-Variante Klade I ausgelöst werden. "Als Konsequenz aus der rapiden Verbreitung in Afrika hat die ECDC das Risikoniveau für die Bevölkerung in der EU und für Reisende in die betroffenen Regionen angehoben", sagte Pamela Rendi-Wagner in der schwedischen Hauptstadt Stockholm. Am Donnerstag war die erste Infektion mit Mpox-Klade I in der EU, zufällig ebenfalls in Schweden, bekannt geworden. Bei der infizierten Person handelt es sich um einen Reisenden, der aus Afrika zurückgekehrt war.
Ansteckung durch Heimkehrer verhindern
Ein Sprecher der Europäischen Seuchenbehörde ECDC sagte der DW, es gehe noch nicht um Reisewarnungen, Reiseverbote oder gar Grenzkontrollen. Das sei nicht nötig. Man erwarte zwar höhere Infektionszahlen, auch in Europa. Für die Seuchenbehörde ist vor allem wichtig, dass sich Reisende mit Symptomen in ärztliche Behandlung begeben und die notwendige Isolation einhalten. Dadurch könnten Sekundärinfektionen, also die Weiterverbreitung in der EU, vermieden werden. Mpox-Klade I, früher Affenpocken genannt, wird durch engen Körperkontakt übertragen. Allein die besonders betroffene Demokratische Republik Kongo in Afrika hat in diesem Jahr über 16.000 Infektionen und 511 Todesfälle gemeldet.
Die Europäische Seuchenbehörde geht davon aus, dass eine "dauerhafte Weiterverbreitung" von Mpox in Europa unwahrscheinlich ist, vorausgesetzt, die Fälle werden schnell gefunden und behandelt. Ganz wichtig sei, dass die Gesundheitsbehörden in der EU vorbereitet seien und Reisende nach Afrika aufgeklärt und informiert würden. "Effektive Überwachung, Laborkapazitäten, epidemiologische Untersuchungen und Kontaktverfolgung sind entscheidend, um Mpox-Klade I zu finden und entsprechend zu reagieren", schreibt die ECDC-Agentur in ihrer neuen Risikoanalyse von diesem Freitag. Reisende, die in Risikogebiete in Afrika reisen wollen, empfiehlt die Seuchenbehörde, sich um eine Mpox-Impfung bei ihren Ärzten zu bemühen.
Chinas Zoll soll kontrollieren
China reagiert schärfer als die EU und verstärkt seine Grenzkontrollen an internationalen Flughäfen und Seehäfen. Mit Mpox Infizierte oder Menschen mit Symptomen werden aufgefordert, sich bei den Zollbehörden zu melden. Der Zoll werde dann Tests und medizinische Maßnahmen veranlassen, teilte die Behörden in Peking mit. Das Auswärtige Amt in Berlin hat am Donnerstag seine Informationen über Mpox aktualisiert. Vor Reisen zum Beispiel in Teile des Kongos und vor Reisen in die Zentralafrikanischen Republik wird bereits gewarnt, vor allem wegen Sicherheitsbedenken, nicht speziell wegen der Mpox-Krankheit. Für Burundi, Ruanda oder Kenia gibt es derzeit keine Reisewarnungen durch das deutsche Außenministerium. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte am Mittwoch Mpox, ausgelöst durch das Klade-I-Virus, zu einer "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" ausgerufen. Das ist die höchste Warnstufe der WHO.
Mpox hießen früher Affenpocken
Vor zwei Jahren hatte die WHO schon einmal wegen Affenpocken die höchste Warnstufe ausgerufen, damals allerdings noch für die Variante 2b, die offenbar schwieriger übertragbar war und weniger Todesfälle verursachte. Affenpocken war jahrzehntelang die Bezeichnung für die Krankheit, die Menschenpocken ähnelt. Die Krankheit wurde von der WHO in Mpox umbenannt, um möglichen rassistisch motivierten Schlussfolgerungen vorzubeugen. 2022 gab es in 116 Staaten der Erde rund 100.000 Infektionen mit der Virusuntergruppe 2b. 200 Todesfälle wurden registriert.