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Motorsporttalent von den Philippinen: Bianca Bustamante

Jonathan Harding
5. Juni 2023

In Valencia gelingt ihr vor kurzem der erste Sieg in der Elite-Nachwuchsrennserie F1 Academy: Bianca Bustamante kann das noch immer kaum glauben. Die philippinische Pilotin besticht durch Talent und Bodenständigkeit.

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Bianca Bustamante im Porträt
Ein Leben auf der Überholspur: F1-Academy-Fahrerin Bianca BustamanteBild: IMAGO/GEPA pictures

"Als ich gewonnen habe, war es, als ob die ganze Welt explodieren würde", erzählt Bianca Bustamante der DW. Der Präsident der Philippinen gratulierte der 18-Jährigen zum Sieg in Valencia, im Senat des Landes wurde eine Resolution verabschiedet und ihr Gesicht war auf einer riesigen Werbetafel an der belebtesten Straße Manilas zu sehen.

"Ich wusste ehrlich gesagt nicht, wie ich reagieren sollte. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Wirkung so groß sein würde. Es war wirklich ein verrückter Moment für mich. All diese Dinge mit 18 zu erleben, finde ich manchmal etwas zu viel."

Es wäre einfach, diese Reaktion als klassische Übertreibung abzutun, wie sie Sportler gerne verwenden. Aber die Geschichte von Bustamante erklärt, warum Tränen flossen und das Land feierte, als der Teenager auf dem Podium stand.

Harter Weg zum Ruhm

Ihr motorsportverrückter Vater kaufte Bustamante ihren ersten Rennanzug, da war sie gerade mal ein Jahr alt. Im Alter von drei saß sie in einem Baby-Rennwagen, und mit nur sechs Jahren war Bustamante das Ziel klar: Rennfahrerin werden!

"Finanziell war es definitiv nicht einfach für uns. Wir kommen von den Philippinen und unsere Familie gehört hier zur Mittelklasse. Mein Vater ist eigentlich ein Arbeiter im Ausland. Er zog weg als ich jung war, nur damit er Geld verdienen und die Familie ernähren konnte. Dass ich Rennen gefahren bin, war für alle wirklich sehr, sehr schwierig. Wir haben viele Opfer gebracht, manchmal könnte man sagen zu viele. Deshalb hatte ich immer das Gefühl, es ihnen zurückzahlen zu müssen."

Auf dem Weg zum Profisport hat Bustamante auf vieles verzichtet: Sie hatte nie einen Abschlussball oder übernachtete bei Freunden. Die meiste Zeit ihres Lebens wurde sie zu Hause unterrichtet.

"Vor einigen Jahren hatten wir Mühe, das Startgeld, den Treibstoff und die Reifen zu bezahlen. Das war ein schwieriger Weg", erzählt sie. Sie habe auch deswegen jedes Rennen mit höchster Konzentration bestritten, weil sie nicht wusste, ob es ein nächstes geben würde.

Diese harte Schule hat ihr geholfen. Inzwischen ist sie vom Kart-Ruhm als Kind zum besten Rookie der W-Serie aufgestiegen. In diesem Jahr tritt sie für Prema Racing an. Der italienische Rennstall war schon Sprungbrett für viele Formel 1-Talente wie Charles Leclerc oder Mick Schumacher.

Unterstützung durch die Familie

Es so weit geschafft zu haben beweist Bustamantes Entschlossenheit. Die Entfernung zur Heimat ist für sie dabei eine Herausforderung: "Ein Rennen bringt so viel Adrenalin. Andere Fahrer haben danach ein Zuhause, zu dem sie gehen können, aber für mich ist das Zuhause etwas zu weit weg, also bin ich oft allein. Das ist eine der Herausforderungen."

Auch auf die Entfernung spürt sie jedoch die Unterstützung durch die Familie. Besonderen Halt gibt ihr die enge Verbindung zu ihrem Bruder. "Ich habe einen Bruder und er hat Autismus und Down-Syndrom. Ich denke, dass ich durch ihn wirklich gelernt habe, nicht nur an mich selbst zu denken, sondern auch bei vielen Dingen sehr selbstlos zu sein. Es gab Momente, in denen ich sehr geduldig sein und ihm verzeihen musste, wenn er Wutanfälle bekam", erzählt Bustamante. Gleichwohl war ihr Bruder einer der ersten, der sie nach ihrem Sieg in Valencia anrief.

"Das ist der Grund, warum ich immer sehr geduldig mit dem Leben und mit Schwierigkeiten umgegangen bin. Es hat mir eine gewisse Reife gebracht. Es benötigt viel Selbstbeherrschung und Disziplin." Wenig überraschend ist für sie die Königsklasse des Motorsports das erklärte Ziel. "Ich will es in die Formel 1 schaffen, das ist mein Mount Everest", betont Bustamante im Gespräch mit der DW. "Alles, was ich tue, dient dem Ziel es hoffentlich dorthin zu schaffen."

Große Träume

Letztes Jahr bekam Bustamante auf dem Hungaroring einen Vorgeschmack, als sie den siebenmaligen Formel-Weltmeister Lewis Hamilton traf. Gleich mehrere Gemeinsamkeiten verbinden die beiden: ihr Talent und ihr Ehrgeiz ebenso wie die Tatsache, dass sie anders aussehen als die meisten Piloten im Fahrerfeld. Für die Teenagerin war das Treffen "ein Moment, den ich nie vergessen werde", betont sie. Hamilton sei außerdem einer der ersten Unterstützer der F1 Academy.

"Lewis hat Frauen im Motorsport immer unterstützt. Er war einer der ersten Menschen, die sich wirklich dafür eingesetzt haben. Tatsache ist, dass es dabei nicht nur um uns Fahrerinnen geht, sondern auch um Ingenieurinnen." McLaren beispielsweise habe ein MINT-Programm gestartet, das Frauen in die technischen Aufgaben im Motorsport locken soll. Bustamante selbst studiert im MINT-Bereich und steht zum Zeitpunkt des Gesprächs kurz vor ihrem Abschluss.

Die Geschichte der 18-Jährigen kann Frauen Mut machen ihren Weg im Motorsport zu finden. Mit dem Fernziel Formel 1 im Kopf geht es für Bustamante jetzt vor allem darum, den nächsten Rennsieg zu schaffen und als Gewinnerin noch mehr mit ihrem Bruder zu telefonieren.

(Aus dem Englischen adaptiert von Jens Krepela)