Moskau sieht Syrien vor Wiederaufbau
30. Januar 2018Russlands Staatschef Wladimir Putin sieht im kriegszerstörten Syrien die Zeit reif für einen Wiederaufbau. Das schrieb der Kremlchef in einer Botschaft an den "Kongress der Völker Syriens", der mit Verspätung offiziell seine Arbeit in Sotschi aufnahm. "Die Bedingungen sind gegeben, ein tragisches Kapitel in der Geschichte Syriens zu beenden", hieß es in dem Brief, den Außenminister Sergej Lawrow vor mehreren Hundert syrischen Teilnehmern verlas.
Einige Delegierte störten Lawrows Rede durch Zwischenrufe. Sie warfen Russland vor, mit seinen Luftangriffen in Syrien Zivilisten zu töten. Andere Delegierte erhoben sich von ihren Plätzen und riefen Lawrow ihre Unterstützung zu.
Russland hat in Syrien Präsident Baschar al-Assad militärisch an der Macht gehalten und will bei dem Kongress über eine Nachkriegsordnung beraten lassen. In dem seit 2011 dauernden Syrien-Konflikt, der sich zu einem Krieg mit vielen Akteuren ausgewachsen hat, sind nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 400.000 Menschen getötet worden.
Im Präsidium des Kongresses nahmen neben Assad-Anhängern auch Vertreter der gemäßigten Opposition Platz, die zu einer Kooperation mit der Regierung bereit ist. Dazu zählten Ahmed Dscharba, der ehemalige Präsident der Syrischen Nationalkoalition, und die in Frankreich lebende säkulare Politikerin Randa Kassis.
Vorher hatten Unstimmigkeiten mit einer Gruppe von Syrern, die der bewaffneten Opposition nahestehen, den Beginn des Treffens verzögert. Über Stunden verließen sie den Flughafen von Sotschi nicht. Dann erklärten sie, sie würden nicht teilnehmen, ihre Position aber durch die türkische Delegation vertreten lassen. Das meldete die staatliche türkische Agentur Anadolu. Lawrow und sein türkischer Kollege Mevlüt Cavusoglu telefonierten wegen dieses Problemes zweimal miteinander. Die wichtigsten syrischen Oppositionsgruppen und westliche Staaten wie die USA, Großbritannien und Frankreich nehmen ohnehin nicht an den Gesprächen teil.
Russland, die Türkei und der Iran treiben seit einiger Zeit einen separaten Friedensprozess voran, der mit einer Konferenz in Astana begonnen hatte. Parallel dazu laufen unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen in Genf Verhandlungen, die allerdings seit langem in der Sackgasse stecken.
An den Gesprächen in Sotschi nimmt dieses Mal auch Staffan de Mistura, der UN-Sonderbeauftragte für Syrien, teil. Unter seiner Leitung soll dort eine neue Verfassung für das Bürgerkriegsland entworfen werden. Der Westen betrachtet den Astana-Prozess als hilfreich, so lange er Fortschritte bringt und am Ende in die Genfer UN-Verhandlungen mündet.
stu/sam (dpa, rtr)