1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Moskau reagiert auf Vorwürfe im Fall Nawalny

16. Dezember 2020

Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat dem Westen im Umgang mit dem Giftanschlag auf den Kremlkritiker Alexej Nawalny unethisches Verhalten vorgeworfen.

https://p.dw.com/p/3mnmc
Russland Sergei Lawrow
Der russische Außenminister Sergej Lawrow (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/M. Aleshkovsky

"Wir haben uns daran gewöhnt, dass die USA und andere westliche Länder in den Medien einfach neue Anschuldigungen in Richtung Russland verkünden - ob es nun um Hacker geht oder um eine zweifache oder sogar dreifache Vergiftung Nawalnys", sagte Russlands Außenminister Sergej Lawrow der Agentur Interfax zufolge während eines Besuchs in der kroatischen Hauptstadt Zagreb.

"...sind lustig zu lesen"

"All diese Meldungen sind lustig zu lesen", sagte Lawrow. "Aber die Art und Weise, wie diese Nachricht präsentiert wurde, sagt nur eines: dass es unseren westlichen Partnern an jeglichen ethischen Standards fehlt." Er beschwerte sich außerdem darüber, dass ein Schweigen Moskaus nach der Enthüllung angeblicher Fakten zum Fall Nawalny als Schuldeingeständnis gewertet werde.

Alexej Nawalny
Kremlkritiker Alexej Nawalny (Archivbild) Bild: YouTube - vDud/Reuters

Die Medienberichte belegten "mangelnde Fähigkeit für diplomatische Arbeit", sagte Lawrow  weiter. Zudem zeige sich bei den westlichen Ländern "ein Widerwillen, sich an internationale Rechtsnormen zu halten, wenn es um die Feststellung von Fakten geht".

Der "Spiegel" und andere Medien hatten am Montag berichtet, dass mindestens acht FSB-Mitarbeiter in Verbindung mit dem Giftanschlag auf Nawalny identifiziert worden seien. Bei den Identifizierten handele es sich um sechs ausführende Agenten und zwei mutmaßliche Führungskräfte, berichtete das Magazin, das gemeinsam mit den Investigativplattformen Bellingcat und The Insider sowie dem US-Nachrichtensender CNN recherchierte.

Video millionenfach abgerufen

Lawrows Äußerungen bezogen sich offenbar auf eine Frage zu einem britischen Medienbericht, dem zufolge Nawalny im August mehr als nur einmal vergiftet worden sein soll. Diesen Bericht hatten zuvor der Kreml und auch Nawalny selbst als Unsinn zurückgewiesen.

In Russland und international derzeit deutlich mehr diskutiert wird ein Video, das Nawalny am Montag auf Grundlage von Recherchen eines Netzwerks internationaler Medien und eigener Daten veröffentlicht hatte. In dem bis Mittwochnachmittag mehr als zehn Millionen Mal aufgerufenen Film benennt er die acht FSB-Mitarbeiter, die für den Anschlag mit dem Nervengift Nowitschok verantwortlich sein sollen.

Kreml schweigt bislang

Der Kreml schweigt bislang zu den Vorwürfen, Sprecher Dmitri Peskow sagte vorübergehend seine täglichen Pressebriefings ab. Auch Lawrow äußerte sich nun nicht explizit zu diesen Enthüllungen. Medien gingen davon aus, dass Präsident Wladimir Putin bei seiner großen Jahrespressekonferenz am Donnerstag etwas dazu sagen würde.

nob/ml (dpa, afp)