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Mordurteil für deutschen IS-Terroristen

26. November 2021

Seine Verteidiger versuchten Zeugenaussagen zu entwerten. Doch für die Richter ist Nils D. ein Mörder. Er soll Gefangene des "Islamischen Staates" gequält haben.

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Düsseldorf | Urteilsverkündung im Mordprozess gegen den IS-Terroristen Nils D.
Der Angeklagte (verdeckt) mit seinen Verteidigern (links) im Gerichtssaal des Düsseldorfer OberlandesgerichtsBild: Oliver Berg/dpa/picture alliance

Der bereits als IS-Terrorist verurteilte Nils D. aus Dinslaken hat wegen Mordes eine zehnjährige Haftstrafe erhalten. Das Düsseldorfer Oberlandesgericht sprach ihn auch wegen Kriegsverbrechen schuldig. Nach Überzeugung der Richter hatte der Deutsche in einem Gefängnis des sogenannten Islamischen Staates in Syrien einen Gefangenen zu Tode gefoltert. In zwei weiteren Fällen von mutmaßlichen Foltermorden wurde der 31-jährige freigesprochen.

Die Bundesanwaltschaft hatte lebenslange Haft mit besonderer Schwere der Schuld beantragt. Die Verteidigung plädierte dagegen auf Freispruch. Sie begründete dies mit vermeintlichen Widersprüchen in den Aussagen mehrerer Zeugen. Der Angeklagte hatte zu den Tatvorwürfen geschwiegen und auf Einlassungen in einem früheren Verfahren verwiesen. Seinerzeit hatte er umfassend gegen seine islamistischen Komplizen ausgesagt. Der jüngste Prozess dauerte mehr als zwei Jahre.

Mitglied der "Lohberger Brigade"

Nils D. war bereits 2016 vom gleichen Gericht als IS-Terrorist zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Er gehörte der berüchtigten "Lohberger Brigade" von Salafisten aus dem Zechenviertel Dinslaken-Lohberg an, die sich in Syrien dem IS angeschlossen hatten.

Damals war das Gericht davon ausgegangen, dass er Teil eines IS-Sturmtrupps war. Nach seiner Verurteilung tauchten ehemalige Gefangene auf, die aussagten, der Deutsche sei in einem Gefängnis des IS im syrischen Manbidsch einer der Folterer gewesen. Dort wurden Gefangene bis zur Bewegungsunfähigkeit misshandelt und gequält, wie der Vorsitzende Richter Jan van Lessen sagte. Schwer zugerichtet seien sie anschließend anderen Gefangenen zur Abschreckung vorgeführt worden.

jj/ehl (dpa)