Montenegro - Das Euro-Land des Balkans
2. Januar 2002Die Kampagne, zu der auch 200.000 ausführliche Informationsbroschüren gehören, hat die montenegrinische Zentralbank in Auftrag gegeben - und zwar mit dem Ziel, die rund 700.000 Einwohner der jugoslawischen Teilrepublik an die entsprechenden Vorbereitungen zu erinnern.
Vorbehalte gegenüber dem Euro, die ausgeräumt werden müßten, gibt es in Montenegro so gut wie keine. Schließlich ist der Umtausch der D-Mark in Euro für die meisten Montenegriner eine Selbstverständlichhkeit:
"Da Deutschland seine eigene Währung auch umtauscht und sich für den Euro entschieden hat," so der Direktor der montenegrinischen Zentralbank, Miloj Zirdakic, "ist es logisch, dass die Teilrepublik Montenegro den gleichen Weg geht. Es ist normal, dass wir uns für den Euro entschieden haben, weil das die Währung ist, mit der die meisten Länder Europas arbeiten werden."
Obwohl Montenegro offiziell nach wie vor zu Jugoslawien gehört, hat sich Podgorica schon vor mehr als einem Jahr vom jugoslawischen Dinar verabschiedet. Im November 2000 erklärte die Teilrepublik die Deutsche Mark zur offiziellen Währung. Die Deutsche Bundesbank duldete dieses Vorgehen.
Derzeit, so wird geschätzt, sind in Montenegro 300 bis 350 Millionen Mark in Umlauf. Bis zum 31. März dürfen die Montenegriner damit auch noch bezahlen. Erst ab April wird der Euro zum alleinigen gesetzlichen Zahlungsmittel. Der Umtausch von D-Mark in Euro beginnt am 1. Januar. Wer Beträge über 10.000 Mark in Euro umtauschen will, kann das nur tun, indem er das Geld auf ein Bankkonto bringt.
"Auf diese Weise geben wir den Bürgern die Gelegenheit", so Zentralbank-Direktor Zirdakic, "einen Teil ihrer Ersparnisse bei von uns genehmigten Banken anzulegen. Und Zinsen zu bekommen, was ja bisher nicht der Fall war. Wir hatten hier ein so ruiniertes Bankensystem, dass es in Montenegro praktisch niemanden mehr gab, der sein Geld auf ein Konto bei einer Bank brachte."
Es handelt sich also um eine rein erzieherische Maßnahme, die das verlorengegangene Vertrauen in das Bankensystem wieder herstellen soll. Die Absicht, Geldwäscher mit der Vorgabe abzuschrecken, wonach größere Summen nur über Konten getauscht werden können, verfolgen die montenegrinischen Behörden offenbar nicht.
"Die Herkunft des Geldes wird im Prinzip nicht geprüft", sagt Zirdakic. Aber natürlich würden die Angestellten aller Banken bei größeren Beträgen schon etwas genauer hinsehen. Und falls ihnen dann etwas komisch vorkomme, auch reagieren.
Eine sehr vage Aussage. Der Ratspräsident der montenegrinischen Zentralbank, Gregovic, wird da schon deutlicher - freilich nicht vor dem Mikrofon. Gregovic sagt, es liege schließlich nicht in der Zuständigkeit der Banken, gegen Geldwäsche vorzugehen oder das dem montenegrinischen Parlament vorzuschlagen. Ein entsprechendes Gesetz gegen Geldwäsche soll in Jugoslawien aber erst im Juli in Kraft treten. Bis dahin hänge es, so Gregovic, von jedem einzelnen Bankmitarbeiter ab, ob er Lust habe, verdächtigen Einzahlungen nachzugehen oder eben nicht.
Aber schließlich, so Gregovic, seien ja sowieso mehr als 90 Prozent aller Geldmittel in Montenegro legal erwirtschaftet. Das ist nun allerdings eine gewagte Behauptung über eine Teilrepublik, die unter anderem für Zigarettenschmuggel berühmt-berüchtigt ist.