Urlaub im Weltall
20. Juli 2019Geht es nach dem Baron von Münchhausen, ist die Reise zum Mond ganz einfach: immer die Bohnenranke hinauf bis zum Rand der Sichel. So schildert er es zumindest in seinen Lügengeschichten aus dem 18. Jahrhundert.
Tatsächlich ist ein Aufenthalt auf dem Mond aber eine höchst exklusive Angelegenheit: Erst zwölf Menschen sind bisher über den Erdtrabanten spaziert. Alle waren Astronauten der US-amerikanischen Apollo-Programme zwischen 1969 und 1972.
Und so lautet auch die Hiobsbotschaft gleich zu Beginn: Wann die nächsten Menschen den Mond betreten, steht noch in den Sternen.
Die Anreise: Aktuell gibt‘s keinen Anbieter
Russland hat angekündigt, ab 2021 Weltraumtouristen zu befördern - allerdings nur ins All. China plant zwar einen Stützpunkt auf dem Mond, wann ist aber noch ungewiss. Am konkretesten sind da noch die Pläne der USA: Sie wollen 2024 erstmals wieder Astronauten auf den Mond schicken. Von Touristen ist allerdings noch nicht die Rede.
Und dann gibt es da noch die privaten Anbieter wie "Blue Origin" von Amazon-Chef Jeff Bezos "Virgin Galactic" des britischen Unternehmers Richard Branson oder "SpaceX" von Tesla-Gründer Elon Musk.
Bei letzterem hat sogar schon ein Urlauber eine Mond-Reise gebucht - der japanische Milliardär Yusaku Maezawa. Er will voraussichtlich 2023 fliegen und dabei sechs bis acht Künstler mitnehmen.
Zwei Haken hat die Sache: Eine Mondlandung ist nicht geplant, nur eine Umrundung in etwa 200 Kilometern Entfernung. Und in der Vergangenheit wurden Starttermine privater Raumfahrtfirmen immer wieder verschoben - zu hoch sind die technischen Hürden und Herausforderungen.
Die Verpflegung: Gefriergetrocknet und in Tüten
Zum Frühstück Nüsse und Fruchtsalat, zum Mittag Spätzle mit Würstchen, später ein paar Müsliriegel und abends vielleicht noch getrocknete Streifen Rindfleisch und Käse: Inzwischen sind die Speisekarten der Astronauten im All recht vielfältig. Auf ein exquisites Menü sollten Urlauber dennoch nicht hoffen - auch wenn etwa die NASA durchaus mit Sterneköchen zusammenarbeitet.
Das meiste Essen ist ultrahocherhitzt, gefriergetrocknet und so haltbar gemacht. Frisches Obst gibt es nur sehr selten und Chips zum Beispiel gar nicht, denn die Krümel könnten sich in Armaturen oder Filtern festsetzen. Auf eins müssen All-Reisende aber nicht verzichten: Seit 2015 gibt es eine Space-Espressomaschine mit dem Namen ""ISSpresso"
Die Unterbringung: Hell, laut, staubig
Mit einem lunaren Fünf-Sterne-Urlaub sollte keiner rechnen. "Wir fliegen nicht zum Mond, weil der so schön lebenswert ist", sagt etwa der deutsche Astronaut Alexander Gerst. "Der ist relativ grau, staubig, da ist ein Vakuum, grelles Sonnenlicht, minus 150 Grad in der Nacht, plus 150 Grad am Tag."
Wie Weltraum-Besucher in dieser lebensfeindlichen Umgebung untergebracht werden können, daran arbeitet derzeit die europäische Weltraumagentur ESA: Sie will in den nächsten Jahren ein Mond-Dorf bauen. Auch Touristen sollen dort Urlaub machen können, kündigte ESA-Generaldirektor Johann-Dietrich Wörner an. Noch ist es nur eine Vision. Zur Innenausstattung etwa ist noch nichts bekannt. Was sich aber auch im Mond-Dorf wohl kaum vermeiden lässt, ist der ständige Lärm durch Lüftungsmotoren und Pumpen, die das Überleben sichern.
Das Programm: Sport und Sehenswürdigkeiten
Urlaub im Weltall ist automatisch ein Aktiv-Urlaub. Denn der außerirdische Aufenhaltsort stellt die Menschen vor besondere Herausforderungen: Das Herz schrumpft. Die Tränendrüsen funktionieren nicht mehr, auch Rülpsen klappt nicht. Und die Muskel verkümmern. Daher also: Sport - und zwar jeden Tag. Aber immerhin mit einem spektakulären Blick auf die Erde.
Als Ausflugsprogramm bietet sich eine Sightseeing-Tour mit einem Lunamobil an, zu den Kratern wie dem Peary, dem höchsten Berg des Mondes, dem Mons Huygens, oder zum Apollo-11-Landeplatz.
Außerdem stehen im Mondstaub auch einige Erinnerungsstücke: Jede der Apollo-Missionen hat eine Gedenktafel und eine Flagge der USA hinterlassen. In der unbemannten Raumsonde "Luna 2" liegt ein Banner der Sowjetunion und auf der erdabgewandten Seite des Mondes steht noch der chinesische Roboter "Jadehase 2".
Als Highlight gilt wohl auch der "gefallene Astronaut", eine Aluminiumskulptur des belgischen Künstlers Paul van Hoeydonck. Sie erinnert an die Raumfahrer, die bei der Erkundung des Weltraums ums Leben kamen. Oder die Kamera von Eugene Cernan, dem Kommandanten der letzten Apollo-Mission, der sie 1972 zurückließ, im Glauben, die nächste Mannschaft würde sie abholen. Sie liegt noch immer dort, im Mondstaub, randvoll mit Bildern, heißt es.
Die Kosten: horrend
Die Reise ins All kostet deutlich mehr als eine Kreuzfahrt in der Karibik oder ein Luxus-Trip auf die Malediven. Deshalb sind bisher auch nur Superreiche abgehoben, wie 2001 der erste Weltraumtourist, Dennis Tito. Er zahlte damals 20 Millionen US-Dollar für den Aufenthalt an Bord der Internationalen Raumstation ISS.
Wieviel der Japaner Maezawa zahlen muss, ist nicht bekannt. Aber wenn die Nasa ab kommendem Jahr Touristen zur ISS bringt, sollen die etwa 35.000 Dollar (umgerechnet rund 31.000 Euro) zahlen - pro Tag. Und ohne An- und Abreise. Dafür kommen laut NASA-Finanzchef Jeff DeWit nochmal mehr als 50 Millionen Dollar dazu. Und: Internet kostet extra - ist im Vergleich dazu aber ein Schnäppchen. Pro Gigabyte sind 50 Dollar fällig.
Die Alternativen: Wo die Astronauten auf der Erde arbeiten
Wem das nötige Kleingeld für die Reise fehlt, der muss aber nicht verzagen. Auch auf der Erde kann man dem Mond ganz nahe sein, gerade jetzt zum Jubiläum der Mondlandung.
Museen rund um die Welt bieten spezielle Ausstellungen an, vom MoMA in New York bis zum Computermuseum in Paderborn. Hier können Besucher sich zum Beispiel im originalgetreuen Nachbau der Landefähre wie Neil Armstrong fühlen - und mit einem Mondauto virtuell herumfahren.
Oder sie reisen ins Nördlinger Ries in Bayern. Hier schlug vor etwa 15 Millionen Jahren ein Asteroid ein - und erschuf einen riesigen Krater. Den nutzten damals die Astronauten der Weltraummission Apollo 14 als Trainingsgelände für ihre Reise zum Mond. Ähnlich ist es heute noch in der Vulkanlandschaft der kanarischen Insel Lanzarote oder den Felsen der norwegischen Lofoten. Und die Reise dorthin ist ähnlich einfach, wie ein Aufstieg an einer Bohnenranke.