Mohammed-Karikaturen sorgen für Spannungen
30. Januar 2006Die Darstellung Gottes oder des Propheten Mohammed ist im Islam nicht erlaubt. Deshalb sorgen die Karikaturen für massive diplomatische Spannungen. Der Verband der staatlichen Supermärkte in Kuwait stellte einen Boykott dänischer Produkte in Aussicht. Zudem wurde der dänische Botschafter in Saudi-Arabien, der auch die Interessen seines Landes in Kuwait vertritt, ins Außenministerium einbestellt.
Libyen schließt Botschaft
Aus Protest gegen die Veröffentlichung der Karikaturen hat Libyen seine Botschaft in Kopenhagen geschlossen. Diese Entscheidung sei getroffen worden "mit Blick auf die andauernden Beleidigungen des Propheten Mohammed in den dänischen Medien und des Versagens der dänischen Behörden, eine verantwortliche Position zu beziehen", hieß es am Sonntag (29.1.2006) in einer Stellungnahme des Außenministeriums in Tripolis. In der Erklärung wurden auch wirtschaftliche Maßnahmen ohne weitere Einzelheiten angedroht.
Syrien fordert Bestrafung
Ein Sprecher des syrischen Außenministeriums forderte die dänische Regierung auf, alle diejenigen zu bestrafen, die für die Karikaturen verantwortlich seien, wie die amtliche
Nachrichtenagentur SANA berichtete. Kopenhagen müsse sicherstellen, dass "solche Beleidigungen in Zukunft nicht wiederholt werden können".
Kritik äußerte auch die Organisation der Islamischen Konferenz (OIC). Die dänische Regierung habe es versäumt, diesem Fall die notwendige Ernsthaftigkeit zukommen zu lassen, erklärte der OIC-Generalsekretär Ekmeleddin Ihsanoglu am Samstag in Dschidda.
Demonstrationen in Kuwait
Saudi-Arabien hat am Donnerstag bereits seinen Botschafter aus Dänemark zurückgerufen. In der Stadt Kuwait protestierten am Samstag hunderte Demonstranten vor der dänischen Botschaft gegen die zwölf Karikaturen, die schon am 30. September in der Aarhuser Zeitung "Jyllands-Posten" erschienen. Die Zeitung hatte es mit Verweis auf die Pressefreiheit abgelehnt, sich für diese Abbildungen zu entschuldigen.
Mehrere muslimische Länder haben eine Entschuldigung von der dänischen Regierung angemahnt. Fogh Rasmussen sagte am Sonntag, die Regierung könne nicht dafür verantwortlich gemacht werden, was unabhängige Medien veröffentlichten. Die Regierung verurteile aber Äußerungen oder Taten, die Menschen wegen ihrer Religion oder Herkunft dämonisierten. Der dänische Außenminister erklärte, er verurteile Boykotte oder das Verbrennen dänischer Flaggen in der islamischen Welt scharf. Am Montag werde er mit seinen EU-Kollegen über das Thema sprechen. Im Licht der Gespräche werde Kopenhagen das weitere Vorgehen entscheiden.
Lob von Karsai
Der afghanische Präsident Hamid Karsai äußerte sich in Kopenhagen zufrieden mit der Reaktion der dänischen Regierung. Nach einem Treffen mit dem dänischen Ministerpräsidenten Anders Fogh Rasmussen sagte Karsai am Sonntag, der Regierungschef habe ihm sein Bedauern ausgedrückt. Doch sei die Presse frei. "Es gibt Dinge, die das politische System nicht kontrollieren kann", sagte Karsai. Darüber hinaus sei der Fehler der Zeitung mit einer Entschuldigung in Form eines Leitartikels korrigiert worden. Karsai rief die Medien weltweit auf, anderen Kulturen und den Sensibilitäten anderer Völker mit Respekt zu begegnen. (chr)