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Salah - der ägyptische König

Sarah Wiertz
24. April 2018

Sieben Tore im Champions-League-Halbfinale: Der FC Liverpool spielt sich gegen den AS Rom in einen Torrausch - auch dank Mohamed Salah. Dabei wollte Trainer Jürgen Klopp den Ägypter zunächst gar nicht im Team haben.

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UEFA Champions League - Liverpool AS Roma
Bild: Reuters/P. Noble

Die einen ziehen das Trikot aus, die anderen machen einen Salto. Und einige schlittern auf den Knien über den Rasen den Fans entgegen. Mohamed Salah hebt nur die Unterarme hoch, die Zeigefinger gen Himmel gestreckt, den Blick ebenfalls nach oben gerichtet. Große Jubelposen liegen ihm nicht. Auch wenn die Fans an der Anfield Road gerade ausrasten, weil der Stürmer des FC Liverpool im Champions-League-Halbfinal-Hinspiel gegen die AS Rom gerade sein zweites Tor gerade erzielt hat. Der Ägypter ist ein sehr bescheidener und ganz ruhiger Mensch, der offensichtlich auch aus Respekt gegenüber den ehemaligen Teamkollegen aus der italienischen Hauptstadt kein Bohei machen möchte.

Dabei hätte der 25-Jährige allen Grund dazu. Seine beiden Tore beim Liverpooler 5:2 (2:0)-Triumph gegen die AS Rom waren Nummer neun und zehn in der laufenden Champions-League-Saison. Kein anderer Afrikaner erzielte innerhalb einer Spielzeit mehr. Der letzte Spieler, in der in der Königsklasse zweistellig traft und nicht bei Real Madrid oder dem FC Barcelona spielte, war Zlatan Ibrahimovic (damals Paris St. Germain, 2013/2014). Die Liverpool-Fans haben sich eigens für Salah sogar ein Lied ausgedacht: Mo Salah - the Egyptian King! 

Held im Heimatland

Tatsächlich: Salah ist in seiner Heimat ein Held. Nicht nur, weil er am 8. Oktober 2017 im entscheidenden WM-Qualifikationsspiel den Elfmeter in der fünften Minute der Nachspielzeit zum 2:1 gegen den Kongo verwandelte und für die erste WM-Teilnahme seines Heimatlandes seit 1990 sorgte. Als zur gleichen Zeit in seinem Elternhaus eingebrochen wurde und sein Vater harte Strafen für den gefassten Täter forderte, gab Mohamed Salah dem Einbrecher Geld und half ihm bei der Suche nach einer Arbeit. Wie hat die englische Zeitung so treffend formuliert: "He kills you with a smile."

Gegen den AS Rom glänzte Salah nicht nur als Torjäger, sondern auch als Vorlagengeber. Auch deshalb ist er ganz wichtig für das Team von Trainer Jürgen Klopp. Das zweite Tor durch Sadio Mané  (56.) bereitete er ebenso vor wie das dritte von Roberto Firmino (62.), der Brasilianer traf kurz darauf noch nach einer Ecke (69.). Dabei wollte der deutsche Coach eigentlich einen ganz anderen Spieler nach Liverpool locken: Julian Brandt. Aber die Scouts beim englischen Klub drängten auf den Ägypter. Über das erste Gespräch der beiden sagt Klopp: "Er war offen, hat die ganze Zeit gelacht. Er hat verrückte Locken, aber ist ein guter Junge."

46 Pflichtspieltore in dieser Saison

UEFA Champions League - Liverpool AS Roma
Mit links gefühlvoll oben in den Winkel: Mohamed Salah erzielt die Führung gegen AS RomBild: Reuters/R. Recine

Also verpflichtete der LFC den Spieler im vergangenen Sommer für 42 Millionen Euro von der AS Rom, dem jetzigen Gegner im Halbfinale der Champions League. Während Salah zuvor als rechter Flügelspieler eingesetzt wurde, lässt Klopp den schnellen Profi dichter am Zentrum spielen. Die Belohnung dafür: 46 Pflichtspieltore in dieser Saison. Und die ist noch nicht zu Ende. Die Meisterschaft ist in der englischen Liga zwar schon vorzeitig an Manchester City vergeben. Aber der Titel in der Champions League, der ist noch zu haben.

Und nach dem beeindruckenden Hinspiel-Erfolg von Liverpool ist die Chance groß, dass die "Reds" das Finale erreichen. Nicht schwer, sich vorzustellen, dass Mohamed Salah auch dann wieder seine Zeigefinger gen Himmel streckt...

DW Kommentarbild Sarah Wiertz
Sarah Wiertz Teamleiterin Sport Online